Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, Essers – H. Wollgarten, Schlengemann, K. Baurmann, Riechert (zu zehnt angetreten)
0:1 Schlengemann, 1:1, 2:1, 2:2 Schlengemann, 3:2 (85.)
Noch im letzten Augeblick gelang es uns, mit dem Beerschot Athletik-Club, Antwerpen ein Wettspiel für den 1. Weihnachtstag zu vereinbaren.
Da von unseren Innenstürmern Leussler Heimaturlaub genommen hatte und J. Wesché dienstlich verhindert war, brachte uns Segnitz den Mittelstürmer des F.V. Werder Bremen mit, sp dass wir mit folgender Mannschaft antreten sollten: [...]
Leider blieb uns Schneiders durch plötzliche Erkrankung aus, infolgedessen mussten wir das ganze Spiel mit 10 Mann durchführen.
Nach fünfstündiger Fahrt, auf der wir in Löwen und Brüssel die Anschlüsse verpassten, langten wir endlich um 1 Uhr auf einem Nebenbahnhof in Anvers an. Während wir Spieler uns gleich zum Platz begaben, fuhr der Schlachtenbummler Hildebrandt zum Hauptbahnhof, um Segnitz, Schlengemann, und die vorgefahrenen Commer und Paulus zu holen, von wo er aber allein zurückkehrte. In der Zwischenzeit hatten wir Gelegenheit, die grossartige Platzanlage unseres Gegners zu bewundern, die gerade jetzt zu Vergleichen mit unseren jämmerlichen Platzverhältnissen herausfordert. Gegen 1/2 4, nachdem unsere fehlenden Leute, eingetroffen waren, konnte endlich das Spiel seinen Anfang nehmen.
Wir stossen ab und kommen auch gleich bis zum feindlichen Tor, der Schuss geht aber über die Stange. Unsere Mannschaft, die mit Feuereifer arbeitet, ist wider Erwarten überlegen. Die 4 Stürmer spielen gut zusammen und bringen den Ball immer wieder vor. Nach einer halben Stunde schiesst Schlengemann flach auf's Tor, der Ball geht dem Torwächter durch die Hände in's Netz. So kommt beim Stande 1:0 für uns die Pause.
In der zweiten Hälfte zeigt die belgische Mannschaft erst ihr richtiges Können. Der Angriff schlägt ein rasendes Tempo an und zwingt unsere Verteidigung zur Hergabe der äussersten Kräfte. Unsere Stürmer werden von den feindlichen Läufern und Verteidigern genau gedeckt und beschränken sich auf einzelne Durchbrüche. Antwerpen sieht seine Bemühungen mit 2 wohlverdienten Toren belohnt.
Die Belgier lassen jetzt etwas nach und Schlengemann gleicht nach einem schönen Durchbruch aus. 2:2. Bis zum Schluss drängt dann Beerschot wieder mächtig und erzielt auch in den letzten Minuten durch einen Effetschuss das siegbringende Tor.
Von unserer Mannschaft ist die Verteidigung besonders lobenswert zu erwähnen. Die Läufer konnten sich nicht in dem Masse zur Geltung bringen, wie wir es von ihnen gewöhnt sind. Sie hatten allerdings gegen die glänzende Stürmerreihe des Gegners, die die beste von Belgien ist, einen sehr schweren Stand. Von den Stürmern versagte niemand. Schlengemann verstand sich mit seinen Nebenleuten ausgezeichnet und ersetzte uns durch seine Energie in etwa das Fehlen unsere Draufgänger Joe und Leussler. Für unsere Mannschaft wird es entschieden eine Verstärkung sein, wenn wir diesen sympathischen Spieler von April an dauernd bei uns sehen werden.
Von Beerschot kann ich nur Gutes berichten. Der Sturm war, wie schon gesagt, brillant, die Verteidigung fiel durch gutes Passen und ausgezeichnetes Kopfspiel auf. Die ganze Mannschaft spielte vollkommen fair und lautlos.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 3 / 1. Februar 1908)
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