Düsseldorfer SV 04: u.a. Berlin (Tor) – Gerhardt, Briggs
Alemannia Aachen: Laumen – Pohlmann, Emunds – J. Boeven, Roolf, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, L. Pullen
1:0 Briggs, 2:0 Gerhardt, 2:1
Prietze
In dieser Aufstellung muss verschiedenes auffallen. Im Tor und linksaussen Ersatz; auf dem Mittelläuferposten zum ersten Mal nach dreimonatlicher Pause wieder der alte Kämpe Roolf; sein bisheriger Vertreter Pohlmann an Breuers Stelle in der Verteidigung. Es bedarf keiner Frage, dass mit dieser Mannschaft die Aussicht auf Sieg mehr als zweifelhaft war. Und doch gab der Spielverlauf den Pessimisten nicht ganz recht. Denn nicht die Verteidigung und der Mittelläufer verloren das Spiel, wie man schliesslich hätte annehmen können, sondern die Stürmer, von denen man es garnicht erwartet hatte, verschuldeten durch ihr wenig erfolgreiches Spiel die Niederlage. Obwohl von dem starken Winde begünstigt, legten sie bis zur Pause nicht ein einziges Törlein vor, da sie zwar annehmbar zusammenspielten, aber entsetzlich schlecht schossen. Düsseldorfs Angriff verlegte sich inzwischen mehr auf schnelle Durchbrüche und hatte damit zweimal Erfolg; einmal legte Pohlmann eine Flanke des Rechtsaussen dem auf sie lauernden Linksinnen kopfgerecht vor; ein zweites Mal schoss Gerhardt (Mittelstürmer) erst gegen den Pfosten, dann, trotzdem der Schiedsrichter abgepfiffen hatte, ins Tor. Das Tor wurde von dem Schiedsrichter, Herrn E.F. Prietze, anerkannt, da er nur gepfiffen hatte, weil er glaubte, der Ball ginge gleich beim ersten Mal ins Netz! – Von der zweiten Hälfte hatten wir das Schlimmste erwartet; wider Erwarten konnten wir aber das Spiel dauernd offen halten und holten sogar gegen Ende unter dem Beifall der Düsseldorfer Lokalkonkurrenten bei irgend einer Gelegenheit, deren ich mich nicht genau entsinne, ein Ehrentor.
Bemerkenswert war für uns bei diesem Spiel besonders, wie überraschend gut sich Roolf auf seinem alten Posten wieder zurechtfand. Die späteren Spiele haben inzwischen gezeigt, dass ihm die lange Ruhe eher genutzt als geschadet hat. – Seine beiden Nebenleute lieferten ebenfalls ein gutes, zufriedenstellendes Spiel. – Ueber die Stürmer ist schon gesprochen; sie müssten alle energischer hinter dem Ball her sein und dem Torwart und seinen Verteidigern das Wegbefördern der Bälle nicht so bequem machen. – Pohlmann füllte den ungewohnten Posten zur Zufriedenheit aus; er bewies, dass er vielseitig und opferwillig ist; obwohl rechtsinnen aufgestellt, spielte er gern und gut Verteidiger. – Laumen im Tor war an den beiden Bällen absolut schuldlos; sein Spiel war ruhig und sicher, wie besonders die zweite Hälfte zeigte.
Platz, Schiedsrichter und Spielweise hatten sich gegen das Vorjahr, wo wir ebenfalls in Düsseldorf 1:2 spielten, ziemlich geändert. Der sandige, unebene Platz dürfte bei nassem Wetter noch eher annehmbar sein, als bei trockenem. Darauf mag es vielleicht zum Teil beruhen, dass diesmal beide Mannschaften statt des ruhigen, mustergültigen Zusammenspiels vom vorigen Jahre ein überhastetes. unregelmässiges Angriffsspiel zeigten. Auch Herr Prietze war nicht mehr derselbe. Während er damals das Spiel aufmerksam und gerecht leitete, suchte er diesmal gelegentlich durch geschenkte Freistösse das durch seine Fehler erzeugte böse Blut zu beruhigen.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 8 / 16. April 1909)
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