Köln 1899: Zörner – Fellinger, A. Kremer – Uhrmeister, Hartog, Klintz – Becker, A. Schenk, Leisenheimer, H. Kremer, Bachmann
Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, E.? Laumen – Hager, Walchenbach, Altenkamp – Hansen, F.? Fincke, J. Wesché, Goblet, Cl. Baurmann
Duell (Bonn)
K.S.C. beginnt und drängt zunächst nach altgewohntem Muster die stets nach alter Ueberlieferung zu Beginn des Spiels verblüfft dreinschauenden Alemannen in den engeren eigenen Torraum zurück. Schaps haut einmal haushoch drüber und gibt somit Hennes Gelegenheit, in der 4. Minute nach Beginn einen scharfen Ball von H. Cremer aus der rechten Ecke zu holen. Auch in der 5. Minute erntet Hennes durch Abwehr eines weiten Schusses von Cremer den Beifall der Menge. Der scharfte Auftakt des K.S.C. ist damit vorbei; unsere Leute sind allmählich wach geworden und gehen in hübschem Zuspiel vor, vergessen aber, dass Zörner einer der Cölner ist. Dass wir einmal durch Abseits im Angriff gehemmt werden, scheint Baurmann zu ärgern; er macht seine Wut in scharfem Schuss Luft, der von Zörner elegant gehalten wird. Die folgende Ecke wird "verzappelt". Ein scharfer Schuss Finckes in der 17. Minute wird abgeleitet, in der 20. Minute eine Ecke von Fincke drüber gegeben, und schon wichst in der 22. Minute Cremer dem Hennes einen daneben. Ein schneidiger Flankenschuss des Rechtsaussen von Cöln geht gegen die Stange. Im allgemeinen ist das Spiel recht schwach. Hüben und drüben gibt es verschiedene Ecken. In der 40. Minute ein Lichtstrahl: Fincke schiesst einwandfrei, aber ebenso hält Zörner. Noch zwei Ecken, dann ist Pause. Jetzt scheints doch ernst zu werden. Das Spiel ist bedeutend lebhafter, teilweise sehr spannend. Man gibt sich auf beiden Seiten Mühe, den Sieg an sich zu reissen, aber ohne Erfolg. In der 8. Minute verpasst Baurmann nach schnellem Durchbruch alleine vor dem Tor sein und der Seinen Glück. K.S.C. nutzt die Gelegenheit des "Sich-Vorwürfe-Machens"aus, und Schwimm hat das Leid davon. In der 10. und 15. Minute zeigt er sein gutes Können, inder 17. Minute sein Glück, indem ein Drehball daneben rutscht. Ob es Rache für die verpasste Gelegenheit ist, weiss ich nicht, jedenfalls bekommt Baurmann 15 Minuten lang keinen Ball. K.S.C. scheint Oberhand zu gewinnen, lässt aber nach einem von Hennes schneidig abgewehrten Ball eine Atempause eintreten, die den unseren Gelegenheit gibt, Zörner reichlich und gut zu beschäftigen. Selbst zwei Ecken bringen uns nichts ein, da Cremer Adolf ein guter Verteidiger ist. Bis zur 35. Minute sind wir oben, und geben dann das Heft nochmal an K.S.C. ab. Einen Schuss Fellingers leitet H. ab. Ein übersehenes Abseits scheint den Cölnern den Sieg zu geben, doch auch hier ist unser Torhüter der Rettungsanker. Nachdemm dann K.S.C. noch einen Freistoss unmittelbar vor dem Straraum turmhoch drübergehauen hat, stoppt Duell, der Schiedsrichter aus Bonn, den Kampf ab. Das Unentschieden ist gerechtfertigt. Das Spiel war bald hier bald dort mehr oder weniger gut. In der zweiten Hälfte zeigten die Mannschaften vorübergehend erste Klasse. Einen Punkt hätte wohl jeder verdient gehabt. Alte Fussballfreunde lobten das faire Spiel, jüngere vermissten scheinbar enttäuscht das Entgegengesetzte, wie ich aus der Menge feststellen konnte. Frucht der Erziehung, dachte ich!
Zur Kritik der Spieler: Hennes gut, ab und zu leichtsinnig – Laumen guter Ersatz, weil gutes Wollen – Schaps spielt, ohne daran zu denken, dass er auch beim Fussball denken muss. – Walchenbach zu nervös, daher unentschlossen. – Altenkamp, erste Klasse, vorbildlich im Technischen, leider findet er zu wenig Unterstützung. –Hager, guter Wille, ausdauernd, wird gut. – Rechtsaussen: Est laudanda voluntas. – Fincke, erste Klasse, manchmal unentschlossen. – Goblet desgleichen. – Letzteren Dreien fehlt Zusammenspiel. Üben nötig. Baurmann, wie Selterwasser überschäumend, mit jäher Kraft, um gleich darauf in Nichts zu verpuffen.
(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 4; April 1921)
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