Alemannia Aachen: Hennes – Walchenbach, Emunds – X. Baurmann, J. Wesché, Janser – Vogeno, Löhr, H. Wollgarten, Altenkamp, Cl. Baurmann
0:1 Löhr, 0:2 Löhr, 0:3 Löhr
(im Parc des Sports)
Am 12. November folgte unsere I. zum zweiten Male einer Einladung des Luxemburgischen Meisters zu einem Gesellschaftsspiel. In der Hochflut der Ligaspiele ist eine solche Fahrt, bei der der Kampf um die kostbaren Punkte wegfällt, für die Mannschaft eine ebenso notwendige wie angenehme Erholung. Der Haupttrupp versammelte sich, mit den bei uns selbstverständlichen Massen Proviant beladen, schon Samstags mittags am Bahnhof, um nach 7stündiger Fahrt durch die in herrlichen Herbstfarben prangende Eifel unser Ziel zu erreichen. Hier wurden wir von Emunds, Altenkamp und einer Anzahl Luxemburger Herren empfangen und in den "Goldanker" gebracht. Um 9 Uhr fanden wir uns mit unseren gastfreundlichen Gegner zu einem Kommers zusammen, bei dem unter Reden und Singen u.s.w. die Stunden schnell verflogen. Ganz besonders gefiel uns ein von zwei Spielern Luxemburgs vorgeführter Boxkampf, bei dem wir alle wohl zu der Ansicht gekommen sind, dass das Boxen in Deutschland zu Unrecht verschrieen ist. Die Sache machte durchaus keinen rohen oder abstossenden Eindruck. Im Gegenteil, ich kann mir keinen Sport vorstellen, bei dem alle Fähigkeiten des Menschen, körperliche wie geistige, derart zur Mitarbeit gezwungen werden, wie beim regelrechten Boxen.
Gegen 12 Uhr gings wieder zum Bahnhof um die Nachzügler Löhr, Janser und Walchenbach abzuholen.
Nach Genehmigung eines Schlaftrunks begann dann im Hôtel das übliche Gang- und Zimmertheater, das neben den alten Nummern auch einige neue, wie Schwimms Hexenritt und Lachkrampf, enthielt. In Schlaf gesungen wurde ich schliesslich doch durch harmonischeres Geräusch und zwar durch Volkslieder, wie: "Ich wollt ich wär gestorbigen und läg im kühlen Grab, Juchhe", die im Nebenzimmer gegen 2 1/2 Uhr Veres Joe vorsang. Der Sonntagmorgen wurde der Besichtigung Luxemburgs gewidmet. Gleich nach dem Frühstück brachte uns die Strassenbahn zur Champagner-Fabrik von Mercier Epernay, die in Luxemburg eine lediglich für den deutschen Markt bestimmte Filiale besitzt. Die verschiedenen Fabriksäle wurden mit grossem Interesse besichtigt, nicht weniger natürlich die mächtigen 30 Meter unter der Erde liegenden Felsenkeller. In den labyrinthartigen Gewölben, die eine Länge von 4 Kilometern haben, lagern beständig über 4 Millionen Flaschen Schampus. Im Packraum wurde uns zum Schluss von der Firma eine Probe ihrer köstlichen Erzeugnisse angeboten, der wir mit der nötigen Zurückhaltung zusprachen. Einige Sünder will ich unerwähnt lassen, weil sich bei ihrem Spiel keine bösen Folgen bemerkbar machten. Die Besichtigung der an landschaftlichen Schönheiten überreichen Stadt Luxemburg musste wegen des herrschenden Landregens stark abgekürzt werden. Am Nachmittag gings durch einen hübschen Park zum Platz des Sporting-Club, der leider infolge des schon 3 Tage anhaltenden Regens in einer schrecklichen Verfassung war. An ein gutes Spiel war in dem hohen Morast nicht zu denken. Immerhin waren wir in allen Phasen des Spiels dem Gegner überlegen. Hennes brauchte seine Kunst nicht zu zeigen. Unsere Verteidiger und Läufer hielten den Angriff Luxemburgs ohne besondere Anstrenung. Von den Stürmern schien Löhr Schlammbäder nicht zu fürchten. Er war energisch hinter dem Ball her und erzielte die 3 Tore des Tages. Vom Gegner war der Torwächter gut, die übrige Mannschaft hatte ich mir wesentlich besser vorgestellt. Nach kurzem Beisammensein mit den sympathischen Luxemburgern, denen ich an dieser Stelle im Namen der Mannschaft nochmals für die äusserst liebenswürdige Aufnahme danke, schlug um 6 Uhr die Abschiedsstunde. Nach 6stündiger kurzweiliger Fahrt trennten wir uns hier um Mitternacht einig in dem Gedanken, wieder eine interessante und an vergnügten Stunden reiche Fussballtour in unser Gedenkbuch eintragen zu können.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 22 / 16. November 1911)
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