Testspiele - Saison 1913/1914 - 21. Spieltag - Montag 1.06.1914
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes – Walchenbach, X. Baurmann – Laumen, J. Wesché, Schroeder – Vogeno, Büsges, H. Wollgarten, Altenkamp, Cl. Baurmann

Tore

0:1 Baurmann, 1:1, 1:2 Büsges, 2:2, 2:3 Büsges

Zuschauer:

"spärlich"

1.6.1914. wacker München - Alemannia Aachen 2:3

II. Tag

Reichlich früh wird es im kleinen freundlichen Gasthof in Gemünden lebendig. In schneller Fahrt bringt uns der Zug durch das an landschaftlichen Schönheiten reiche Maintal zum alten, rebenumkränzten Würzburg. Von hier ab wird das Landschaftsbild einfacher und allmählich völlig uninteressant, sodass die Stimmung der Mannschaft sichtlich nachlässt. Aus dieser Depression weckt uns die kernige Stimme unseres Führers "München in Sicht".

Am Bahnhof konnten wir manchen alten Bekannten grüssen und hören, dass man den Beginn des Spiels rechtzeitig gesetzt hatte. An eine kleine Bettruhe war daher nicht zu denken und ging's sofort zum Platz, wo uns das spärlich erschienene Publikum recht lebhaft begrüsste.

Das Spiel steht zu Anfang im Zeichen Wackers. Gegen die schnellen und frischen Stürmer können unsere Aussenläufer nicht mit. Nur Joe hält stand und wirft unsere Stürmerreihe nach vorne, wo der linke Flügel besser zusammen arbeitet. Von hier aus fällt auch durch hohen Schuss von Clé das 1. Tor. Damit schienen wir einstweilen genug erreicht zu haben, denn vorne wird ziemlich planlos gespielt, während hinten Schwimm, durch das unsichere Spiel der Vorderleute, sich andauernd wehren muss, und schliesslich einen Erfolg des Gegners nicht hindern kann. Dann wird das Spiel offen. Unsere Stürmerreihe scheint die Anstrengungen der Reise verschwitzt zu haben, denn der frische Zug nach vorne ist nicht zu verkennen und bald stellt sich der Erfolg durch einen flachen Schuss Büsges aus nächster Nähe ein.

Nach Wiederbeginn drängt uns München zurück. Ihre schnellen Aussenstürmer bringen durch schöne Flanke unser Tor wiederholt in Gefahr. Mehrere Schüsse gehen knapp vorbei. Bei einem schönen Durchspiel erzielt Wacker ein klares Abseitstor, das der sonst sehr aufmerksame Schiedsrichter leider nicht sah. Die unsererseits unternommenen Angriffe waren zwar nicht so zahlreich, aber immer gefährlich. Nach längeren vergeblichen Versuchen findet endlich ein scharfer Schuss von Büsges seinen Weg ins Netz und sichert uns die Führung, die uns der Gegner trotz harten Kampfes nicht abzuringen vermag.

Die Gesamtleistung unserer Mannschaft war vorzüglich, wenn man in Betracht zieht, dass der Gegner frisch war, wir aber bereits 1 Spiel und abgesehen von 4 Stunden Nachtruhe eine elfstündige Bahnfahrt hinter uns hatten.

Der Gegner lieferte gleich wie in Aachen einen fairen aber hartnäckigen Kampf, der bis zum letzten Augenblick die Frage nach dem Sieger offen liess.

Nach dem Wettkampf folgten wir der Einladung zu einer Familienfeier, der ein Festessen in den Sälen des Turnerheims voraufging. Beim Becherklang und Zant erneuten wir mit Wacker die alte Freundschaft und ich beurteile die Stimmung der Mannschaft richtig, wenn ich behaupte, dass wir schönere Stunden in München nicht verlebt haben. Es sei hiermit nochmals für die liebenswürdige Aufnahme und Bewirtung herzlichst gedankt.

Dass man in dieser gemütlichen Stimmung weiteren Bierlokalen zustrebte, nahm nicht weiter wunder, denn ohne Bier ist München nicht denkbar. Dem Leser will ich aber verraten, dass man zu vieren einen Toten im Auto nach Hause fuhr, die einzige Bierleiche des Abends. Aber auch, dass man ihn nachher als Corpsstudent, das Gesicht mit unzähligen Schmissen bedeckt, lebend wiederfand.

Bemerkt sei noch, dass alle grosse Bierlokale im Mitternacht schliessen, sodass die ganze Mannschaft doch schliesslich um 3 Uhr zu Bette lag. Wohl bei manchen wird der Seufzer emporgestiegen sein: "München, wie lieb ich dich und dein Bier"! Nicht wahr, Kurt?

(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, Aachen e.V. / No. 7; Juli 1914)

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