Der FC Sevilla qualifizierte sich als Sechster der Primera División für den diesjährigen UEFA-Cup. Erst am letzten, dem 38. Spieltag der abgelaufenen Saison konnte der Sevilla Fútbol Club durch einem 1:0 Sieg gegen CA Osasuna und einer gleichzeitigen Niederlage des FC Villarreal gegen Absteiger Real Valladolid den Einzug in den UEFA-Cup perfekt machen.
Sevilla selbst ist eine 700.000 Einwohner-Stadt in Andalusien. Gegründet wurde Sie, den Legenden nach, durch den griechischen Helden Herkules. Sevilla gilt als eines der wichtigsten Industrie- und Handelszentren Spaniens. 1992 hatte Sevilla zwei Attraktionen aufzuweisen: Einerseits gastierte die Weltausstellung
(Expo) damals in der Hauptstadt von Andalusien, andererseits hatte Weltstar Diego Maradona für eine Saison beim FC Sevilla angeheuert. Am Ende der Saison blieb Maradona hinter den in ihn gesetzten Erwartungen zurück, der FC belegte lediglich Rang Sieben der Abschlusstabelle.
Toni Polster und Davor Suker sind ebenfalls bekannte ehemalige Spieler der Andalusier. Polster spielte von 1988 bis 1991 im Trikot der Rot-Weissen, Suker von 1991 bis 1996. Erst einmal konnte der FC eine spanische Meisterschaft feiern. 1946 schafften sie ihr "Meisterstück" in der Primera Division, 1935, 1939 und 1948 konnten sie den spanischen Pokalwettbewerb gewinnen.
Für Aufsehen sorgte der FC Sevilla im Ligaduell beim FC Barcelona 2003. Um fünf Minuten nach Mitternacht wurde die Partie der beiden Vereine im Stadion Nou Camp angepfiffen. Aus Protest gegen die Weigerung des FC Sevilla, das für Mittwoch angesetzte Spiel beim FC Barcelona auf Dienstag vorzuverlegen, ließ der FC Barcelona die Partie am Mittwoch um 0:05 Uhr beginnen. Damit konnte Barca seine Topspieler Rinaldinho, Rüstü, Cocu, Overmas und Reiziger einsetzen, die am Mittwoch zu Länderspielen mit ihren Nationalmannschaften abreisen mussten. Der Club-Präsident des FC Sevilla, José María del Nido, nannte die Festlegung der Uhrzeit eine Frechheit und völlig kindisch. Da in Spanien der Gastgeber bei Spielen unterhalb der Woche die Uhrzeit für den Spielbeginn aber selbst festlegen darf, musste sich der südspanische Verein der Entscheidung der Katalanen beugen. Trotz der ungewöhnlichen Anstoßzeit kamen 80.237 Fans ins Stadion und machten aus dieser Partie eine "spanische Fiesta". 40.000 Portionen Gazpacho, 25.000 Tüten Chips, 30.000 Flaschen Trinkjoghurt und 100.000 Riegel Schokolade wurden an diesem Abend von Sponsoren gratis verschenkt. Vor Anpfiff gab es passend zu diesem Spektakel eine Show unter dem Titel "die schlaflose Nacht". Die Partie endete 1:1 nach Toren von Reyes (9.) per Foulelfmeter für Sevilla und Ronaldinho (58.) mit einem fantastischen Weitschuss (erster Pflichtspieltreffer für Barcelona) aus 30 Metern.
Trotz aller schillernder Personen und Momente dieses Vereins plagen auch den FC Sevilla Schulden. Nach dem Wiederaufstieg 2001 in die Primera División war der Klub vom Konkurs bedroht. Auf etwa 40 Millionen Euro beliefen sich damals die Verbindlichkeiten der Andalusier. Aber spätestens seit dem Verkauf von Jose Antonio Reyes für 35 Millionen Euro an den FC Arsenal in der vergangenen Spielzeit sollten einige Finanzlöcher gestopft sein.
Neun Jahre wartete der FC auf den UEFA-Cup, in dieser Saison gilt er als ein Geheimtipp in diesem Wettbewerb. Das Team von Trainer Joaquin Caparros ist jung und hungrig. Pablo Alfaro und Javi Navarro gelten als robuste Innenverteidiger, kassierten zahlreiche rote Karten in der spanischen Liga und sorgen für die Absicherung des offensiv ausgerichteten Mittelfeldes, in dem der 18-jährige Jesus Navas herausragt. Mit Renato und Baptista verfügt der FC Sevilla über zwei torgefährliche Nationalspieler Brasiliens, daneben besteht der Kader hauptsächlich aus Nachwuchsspielern - alle aus der eigenen Talentschmiede. Vor dieser Saison wurde das Team des FC Sevilla mit vielen Vorschußlorbeeren bedacht, aber vor allem die Zukunft sollte dieser jungen Mannschaft gehören. Die Routine soll sich nun auch über die Spiele im UEFA-Cup einstellen.
Sevilla FC: Esteban Ramos Navarro Alfaro David Nava Marti Renato Sales (66. Alves) Aranda (87. Carlitos) Baptista (83. Jordi) / Trainer: Caparros
Alemannia Aachen: Blank, Brinkmann, Fiel, Klitzpera, Landgraf, Meijer, Michalke, Pinto, Plaßhenrich, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking
1:0 Carlos Aranda (7.), 2:0 Julio Cesar Baptista (77.)
Dennis Brinkmann (57.), Carlos Aranda (60.), Willi Landgraf (69.), David Castedo (70.), Moses Sichone (76.)
3 / 3
5 / 4
Dejan Delevic
40.000 (davon ca. 500 aus Aachen)
bewölkt, 18°
Es war ein richtig schöner Tag in Sevilla für die vielen Fans der Alemannia, die den langen Weg ins südspanische Andalusien mitgemacht hatten. Spätsommerliche Temperaturen von über 20 Grad luden zum Verweilen in den Cafés und Bars ein und zahlreiche Fans wurde auch bei den Besichtigungen von Kathedrale, Alcazar und Stierkampfarena gesehen. Sevilla war an diesem Donnerstag ein richtiger Öcher Treffpunkt, denn egal, um welche Ecke der Fan kam, irgendwo standen, saßen oder feierten schon andere in schwarz und gelb.
40000 Zuschauer waren dann am Abend ins schöne Stadion Ramon Sanchez Pizjuan gekommen, um den ersten Auftritt ihrer Mannschaft in der Gruppenphase des UEFA-Pokals zu sehen. Unter ihnen waren auch gut fünfhundert Fans der Alemannia, die sich vor, während und nach dem Spiel lautstark bemerkbar machten. Bei den Spaniern hingegen machte im Gegensatz zum Tivoli nur eine Fanseite richtig Alarm, auf den anderen Tribünenseiten wurde einfach "nur" Fußball geschaut. Trotzdem war die Stimmung insgesamt famos und eines Europapokalspiels würdig.
Trainer Dieter Hecking brachte die vermutete Formation, also wieder mit Reiner Plaßhenrich und wiedergenesenen Cristian Fiel. Die Spanier traten mit Respekt an, hatten die Alemannia gegen Lille beobachtet und Trainer Joaquín Caparrós wollte nichts von Zweitligaklub hören. Besonders vor den Aachener Standardsituationen hatte er im Vorfeld gewarnt. So spielte der FC Sevilla, der in der Liga bisher alle Heimspiele gewonnen hatte, von Beginn an konzentriert und brachte vor allem über beide Außen zunächst Gefahr für das Tor der Alemannia. Was unsere Mannschaft unbedingt vermeiden wollte, trat dann aber doch ein, ein frühes Gegentor. Nach einem Missverständnis in der Aachener Hintermannschaft kam quirlige Jesus Navas auf dem rechten Flügel an den Ball, Reiner Plaßhenrich konnte die Flanke nicht verhindern und in der Mitte kam mit etwas Glück Carlos Aranda an den Ball und donnerte die Kugel unhaltbar unter die Latte (7.). Riesenjubel auf der Bank der Spanier, denen man in diesem Moment die Erleichterung über die frühe Führung richtig ansah.
Doch unsere Mannschaft erholte sich schnell von diesem Rückstand und nach einer Viertelstunde zeigte Keeper Esteban erste Unsicherheiten nach einem Michalke-Eckball, als er den Ball im Strafraum nicht richtig fangen konnte, aber kein Aachener zur Stelle war. Glück für die Alemannia allerdings vier Minuten später. Nach einem Fehlpass im Mittelfeld kam der Torschütze des 1:0 Aranda an den Ball und schoss nach kurzem Dribbling direkt auf Tor, verfehlte den Kasten aber um einige Zentimeter. Dann kam die stärkste Phase der Alemannia. Erst legte Kai Michalke per Kopf vor auf Sergio Pinto, dessen Schuss vom 16er knapp über die Latte strich, dann verfehlte Kai Michalke das Tor der Spanier nur um wenige Zentimeter. Alemannia war in dieser Phase absolut gleichwertig, auch wenn Sevilla die nächste dicke Chance auf ihrer Seite hatte. Nach einem Freistoß von halbrechts kam der brasilianische Nationalspieler und zweitbester Torschütze der Primera Division vom Vorjahr Julio Baptista zum Kopfball, doch Stephan Straub rettete mit einer tollen Parade.
Beide Mannschaften wurden von ihren Fans mit viel Applaus in die Kabinen verabschiedet. In der 2. Hälfte schaffte es der Zweitligist dann leider nicht mehr, das Tor der Spanier ernsthaft in Gefahr zu bringen. Aber auch die Hintermannschaft der Schwarz-Gelben stand sattelfest und lediglich einmal musste Keeper Straub sein Reaktionsvermögen zeigen, als ein Schuss des zweiten Brasilianers Renato gefährlich abgefälscht wurde. Die Entscheidung fiel dann in der 77. Minute. Moses Sichone konnte den einschussbereiten Baptista nur noch mit einem Foul bremsen und sah zum Glück dafür nur die Gelbe Karte. Es gab aber auch Foulelfmeter und "Bestie" - sein spanischer Spitzname - Baptista vollstreckte selber zum 2:0. Der FC Sevilla spielte die Führung jetzt gekonnt und geschickt nach Hause und Alemannia musste einige Minuten aufpassen, nicht völlig unter die Räder zu geraten. Die Schwarz-Gelben fingen sich aber wieder schnell, waren aber auch nach den Einwechslungen in der Bewegung nach vorne nicht durchschlagskräftig genug, um noch einmal für Gefahr zu sorgen.
Die erste Niederlage auf internationalem Parkett war perfekt, doch um diese muss sich keiner grämen. Unsere Mannschaft wurde nach dem Spiel von ihren Fans gefeiert und auch die berüchtigen Sevilla-Fans spendeten ehrlichen und freundlichen Applaus. Alemannia hatte über weite Strecken prima mitgespielt, von Klassenunterschied war nur in wenigen Phasen etwas zu sehen. Diese reichten allerdings dem Gastgeber aus, einen verdienten Sieg einzufahren und damit die Gruppe H im UEFA Cup zur spannendsten des gesamten Wettbewerbs werden zu lassen. Vier Mannschaften mit je einem Sieg und dahinter noch der Tabellenführer der griechischen Liga. Noch ist auch für unsere Mannschaft der Einzug in die nächste Runde möglich und nach einem spielfreien Spieltag am 25. November steht eine Woche später das vielleicht entscheidende Spiel gegen Gruppen-Tabellenführer Zenit St. Petersburg auf dem Plan. Doch zunächst heißt es jetzt: alle nach Duisburg.
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