UEFA-Pokal KO-Runde - Saison 2004/2005 - 3. Spieltag - Donnerstag 17.02.2005  - 20:30 Uhr
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AZ Alkmaar

Es gleicht einer Sensation: Alemannia Aachen trifft in der 3. Runde des UEFA-Cup auf den aktuellen Tabellen-Zweiten der niederländischen Ehrendivisie, AZ Alkmaar. Und schon jetzt verspricht das Hinspiel am Donnerstag im RheinEnergie Stadion in Köln Fußballgeschichte zu schreiben. Rund 37.000 Tickets waren bis Mittwochnachmittag verkauft, alle verfügbaren VIP-Logen im RheinEnergieStadion sind verkauft, 230 Journalisten und mehr als 30 Fotografen haben sich akkreditiert.

Kurzum: Es wird kuschelig eng werden in Köln-Müngersdorf. Für alle, die das Live-Erlebnis verpassen, bietet die ARD den Rundum-Service. Jürgen Bergener kommentiert das Spiel, durch die Sendung führt Monica Lierhaus. Dafür hat das Erste extra das Glasstudio in der Nordtribüne reserviert. Alemannia Aachen ist nicht nur der einzige Zweitligist unter den letzten 32 Mannschaften im UEFA-Pokal, auch für Kapitän Eric Meijer bedeutet das Spiel gegen seine Landsmänner eine echte Herausforderung. Über zehn Jahre ist es her, dass er gegen eine niederländische Mannschaft in einem Pflichtspiel gestanden hat und er freut sich sichtlich über das anstehende Duell, "Nichts ist schöner, als gegen die Holländer zu gewinnen." Dennoch fehlt es seiner Mannschaft nicht an Respekt vor den Spielern von Trainer Co Adriaanse. "Es ist nicht schlecht, in der Underdog-Position zu spielen, das hat Aachen schon oft bewiesen, doch macht Alkmaar zur Zeit Zauberfußball und den gilt es zu zerstören", erklärt Meijer.

Leider hat die Stammformation von Dieter Hecking einige Ausfälle zu beklagen: Cristian Fiel kann wegen eines Muskelfaserrisses, Jens Scharping wegen einer Grippe und Florian Bruns wegen einer Rückenverletzung nicht spielen. Verteidiger Moses Sichone ist nach drei gelben Karten gesperrt. Die in der Liga gesperrten Alexander Klitzpera und Willi Landgraf sind für den UEFA-Cup einsatzberechtigt. Außerdem hofft Hecking auf die Genesung von Reiner Plaßhenrich, der zuletzt wegen einer Entzündung im Knie ausgefallen ist, bereits aber wieder seit Anfang der Woche schmerzfrei trainiert. Auf Grund der vielen Ausfälle von einer Misere zusprechen, lehnt Dieter Hecking rigoros ab, "Das würde ja meiner zweiten Garde die Qualität absprechen", erklärt er dem Aachener Publikum in "time 2 talk" der Sportunterhaltung der Aachener Nachrichten, am Dienstag. Auch über den Abgang von Stefan Blank - oftmals als Grund für die schwächeren Leistungen nach der Winterpause angeführt - mag der Coach gar nicht mehr diskutieren: "Sicher fehlt uns Stefan Blank, vor allem wegen seiner Persönlichkeit, doch ist ein Emil Noll durchaus in der Lage diese Position zu spielen." Immerhin: Das Publikum quittierte den Satz des Trainers mit langem Beifall, Zeichen für das Vertrauen in den neuen Linksverteidiger.

Zur Vorbereitung auf das kommende UEFA-Spiel wurde Alkmaar nicht weniger als fünf Mal von Sportdirektor Jörg Schmadtke, Co-Trainer Dirk Bremser und Hecking selbst beobachtet. Zusätzlich wurden die Holländer mit Videoaufnahmen unter die Lupe genommen, und es war wohl glücklicher Zufall, dass Dieter Hecking die Alkmaarer bereits vor der Auslosung aus persönlichem Interesse zweimal beobachtet hatte. Geplant ist das bewährte 4-3-3-System der Alemannen - und natürlich ein Sieg im Kölner Stadion. "Wir müssen wieder zu einer konstanten Geschlossenheit finden", weiß Hecking und verspricht ein spannendes und erfolgreiches Spiel. "Dann werden wir mit umso mehr Adrenalin am Sonntag gegen Köln antreten." Die viel diskutierte Nähe der beiden Schlagerspiele macht Hecking auch kein besonderes Kopfzerbrechen. "Wer am Donnerstag 90 Minuten gehen kann, der schafft das auch am Sonntag", sagt er selbstbewusst. Ohnehin kommt ihm der Gegner Köln nicht ungelegen. "Das ist doch besser, als würden wir danach in Burghausen spielen, ohne denen zu nahe zu treten." Dass der Gegner über genügend Selbstvertrauen verfügt, zeigt eine Randnotiz: Das Training in Köln sagte Trainer Co Adriaanse kurzfristig ab. Stattdessen stand am Mittwochabend Freizeit im Hotel auf dem Plan. Mal sehen, ob die Alemannen den ausgeruhten Niederländern am Donnerstag einen richtig aufregenden Abend bescheren können. Im Sinne von Erik Meijer wäre es jedenfalls…

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Pinto, Michalke, Meijer, Gomez, Rolfes, Plaßhenrich, Brinkmann, Stehle, Noll, Klitzpera, Straub / Trainer: Dieter Hecking

AZ Alkmaar: Timmer Kromkamp Mathijsen Opdam de Cler Landzaat Ramzi (71. Lindenbergh) Buskermolen (62. Nelisse) Meerdink Huysegems (78. van Galen) Sektioui / Trainer: Co Adriaanse

Verwarnungen

  Emil Noll (13.),   Buskermolen (31.),   Simon Rolfes (56.),   Nelisse (66.),   Denny Landzaat (90.)

Ecken

6 / 6

Abseits

1 / 6

Schiedsrichter:

Georgios Kasnaferis

Zuschauer:

38.038 (davon ca. 3.500 aus Alkmaar; in Köln)

Wetter:

bewölkt, -3°

Starke Alemannia wahrt ihre Chance

Vereinsrekord

Doch bevor beide Mannschaften den Platz betraten, hatten die Alemannen etwas Historisches in ihrer Vereinsgeschichte geschafft, dass ihnen keiner mehr nehmen konnte. Mit exakt 38.038 Zuschauern stellte die Alemannia einen neuen Zuschauerrekord bei einem Heimspiel auf. Das Kölner Rund, das gewöhnlich in rot-weiß getaucht ist, erstrahlte in saftigem Gelb und Schwarz. Schon Stunden zuvor pilgerten die Kartoffelkäfer mit Bussen und Bahnen von der einen Domstadt in die andere. Laut singend wurde mit gymnastischen Übungen die Stabilität der Straßenbahnen der KVB getestet - "wer nicht hüpft, der ist kein Aachener". Dass die Öcher nicht nur laut sind, sondern auch lange durchhalten können, ist ja schon lange bekannt. So wurde das Stadion bis zur letzten Minute mit fantastischen Sprechchören beschallt. Zwischenzeitlich gab es kleinere verbale Duelle mit den Fans von AZ Alkmaar, in denen die Aachener deutlich die Oberhand behielten. Auf dem Platz sah es zunächst so aus, als ob Alkmaar seiner Favoritenrolle gerecht wurde. Die ersten zehn Minuten gehörten klar den Kickern aus dem Nordflügel der Randstad. Die Elf, die technisch sicher ist, gut und schnell auf den Positionen rotieren kann und ein rasantes Passspiel beherrscht, konnte in Ansätzen zeigen, was möglich ist wenn der Tabellen-Zweite der holländischen Ehrendivision ins Rollen kommt.

Überragender Straub

Schon nach sechs Minuten konnten sich alle bei dem überragend spielenden Stephan Straub bedanken. Er lenkte einen 25-Meter Kracher von Ramzi noch am Tor vorbei, der ohne Zweifel im rechten Torwinkel eingeschlagen wäre. In der 18. Minuten hatte Huysegems die Möglichkeit die Niederländer in Führung zu bringen - mit einem Drehschuss aus acht Metern, doch auch er fand in dem Aachener Torwart seinen Meister. Nach der Partie war der Keeper "stolz, im in einem so wichtigen Europapokalspiel kein Gegentor bekommen zu haben". Die Alemannia setzte die Anweisungen ihres Trainers Dieter Hecking gut um. Die Spieler von Alkmaar wurden schon früh im Mittelfeld gestört, die Räume wurden sehr eng gemacht; somit hatte der klare Favorit wenige Chancen sein gefürchtetes Kombinationsspiel aufzubauen. "Es ist uns perfekt gelungen, Alkmaar nicht ins Spiel kommen zu lassen", befand auch der Aachener Coach. Die Aachener zwangen ihren Gegner zu Fehlern und konnten sich folglich auch eigene Chancen herausspielen.

Rettung auf der Linie

Zunächst konnte Stehle in der 21. Minute eine Ecke von Pinto mit dem Kopf verlängern - auf der Linie musste Stürmer Sektioui für seinen schon geschlagenen Keeper Timmer retten. Wenige Minuten später hätte es 1:0 für die Alemannia stehen müssen. Kapitän Erik Meijer legte nach einem seiner vielen gewonnenen Kopfballduelle auf den wieselflinken Daniel Gomez ab. Dieser verzog nach einem satten Flachschuss aus 16 Metern - der Ball klatschte an die Bande links neben das Tor. In der Folgezeit der ersten Hälfte dominierte die Alemannia die Partie. Jeder Ball wurde hart umkämpft und die scheinbar überforderten Holländer zogen sich mehr und mehr zurück. Was jetzt noch fehlte war das Tor. Plaßhenrich hatte noch einmal die Gelegenheit - doch auch er verfehlte nach Pass von Meijer das Tor nur um Zentimeter. Das Team aus Aachen konnte die Überlegenheit nicht in Tore ummünzen. Das Spiel der Alemannia war durchaus ansehnlich, doch die Angriffsbemühungen endeten meist an der Strafraumgrenze. In der zweiten Hälfte änderte sich der Spielverlauf keinesfalls. Hoch motiviert und angefeuert von den fantastischen Aachener Fans riss die Elf vom Tivoli das Spiel wieder an sich. Mit hohem läuferischen Einsatz und vielen gewonnenen Zweikämpfen im Mittelfeld setzten die Aachener Kicker meistens durch.

Elfmeter nicht gegeben

Belohnt durch ein Tor wurden die Aachener allerdings nicht. Auch der griechische Schiedsrichter Kasnaferis hatte etwas dagegen. In der 52. Minute verweigerte er dem Team von Dieter Hecking einen klaren Handelfmeter. Opdam stoppte den Ball im Strafraum. Der Referee, der nur fünf Meter daneben stand und absolut freie Sicht hatte, erkannte keine Absicht - die Pfeife blieb stumm. In der 52. Minute hatte Kai Michalke die Möglichkeit einzunetzen. Der Stürmer scheiterte jedoch aus 13 Metern an Torwart Timmer. Von Alkmaar war in der zweiten Halbzeit fast nichts zu sehen. Bis zur 70. Minute - Nelisse frei vor Stephan Straub - kam Alkmaar zu keiner zwingenden Torchance. Zwanzig Minuten vor Schluss schwanden bei den Aachenern die Kräfte. Alkmaar kam besser ins Spiel, konnte jedoch nie eine zwingende Überlegenheit aufbauen. In der Schlussphase wurde es noch einmal brenzlig - Meijer und der eingewechselte Reghecampf verletzten sich in Zweikämpfen an den Sprunggelenken, bissen aber auf die Zähne, denn das Auswechselkontingent war schon erschöpft. Bis zum Schluss fighteten die Aachener vorbildlich.

Gelungenes Comeback

Mit Reiner Plaßhenrich kehrte nach zweimonatiger Verletzungspause eine starke Säule in das Mittelfeld der Alemannia zurück. Der 28-Jährige arbeitete viel für die Mannschaft - er engte geschickt Adil Ramzi ein, konnte zudem Akzente für die Offensive setzen und hatte selbst einige Torchancen. Überraschend gut funktionierte schon wieder das Zusammenspiel mit Simon Rolfes, trotz mangelnder Spielpraxis.

Mit viel Druck und sehr undeutsch

Nach dem Spiel zollte auch Alkmaars Trainer Co Adriaanse der Mannschaft vom Tivoli Respekt.

"Die Mannschaft hat uns stark unter Druck gesetzt". Auch fügte er hinzu, dass "die Mannschaft sehr undeutsch spielt". Das Kompliment nehmen der Trainer und die Mannschaft gerne an. Gleichzeitig warnte der Coach sein Team: "Das 0:0 ist ein ganz gefährliches Ergebnis". Denn bei einem Tor der Alemannia müsste sein Team schon zwei schießen, um die nächste Runde erreichen zu können. Sportdirektor Jörg Schmadtke schätzt die Situation ähnlich ein: "Ich sehe unsere Chancen nicht so schlecht. Der Druck liegt jetzt eindeutig bei Alkmaar".

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