Nach dem sportlichen Sieg über den starken "Club" aus Nürnberg steht am Freitag, 28.11. Anstoß 19 Uhr schon wieder die nächste Partie auf dem Bundesligaspielplan. Dabei wird es im Piepenbrock-Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück nicht minder schwer werden als am Montag.Trotz der Störfeuer von außerhalb konzentrieren sich Trainer und Spieler der Schwarz-Gelben auf die nächste und eigentliche Aufgabe, nämlich auf ein Fußballspiel. In ähnlich stimmungs-voller Atmosphäre wie am Tivoli wird der Aufsteiger aus Osnabrück versuchen, dem Tabellenführer Alemannia ein Bein zu stellen.
Eine "vergleichbar schwere Aufgabe wie in Berlin" erwartet Cheftrainer Jörg Berger an der Bremer Brücke. Die Mannschaft von Frank Pagelsdorf steht zwar mit 13 Punkten aus 13 Spielen zurzeit auf
einem Abstiegsplatz, doch zuletzt konnten die Lila-Weißen auf eigenem Platz Trier und Unterhaching schlagen und auch der MSV und Mainz 05 kamen in Osnabrück nicht über ein Remis hinaus. "In Osnabrück treffen wir auf ähnliche Verhältnisse wie zuletzt bei Union Berlin, sowohl was die Atmosphäre im Stadion und auch die Ausgangsposition der Mannschaft angeht. Wir haben aber eine tolle Position, wir kommen als Tabellenführer und das sollte unser Selbstbewusstsein stärken. Allerdings wird die kämpferische Einstellung ganz wichtig sein." Jörg Berger und seine Mannschaft wollen die Fehler von Berlin vermeiden.
Das schwere Spiel gegen Nürnberg hat im kleinen Kader der Alemannia Spuren hinterlassen. Erik Meijer ist wegen seiner Gelb-Roten Karte aus dem Nürnberg-Spiel am Freitag gesperrt, Frank Paulus und Stefan Blank plagen muskuläre Probleme. Jörg Berger: "Ansonsten steht hinter dem Einsatz von Emmanuel Krontiris weiter ein Fragezeichen. Er trainiert zwar wieder, aber die Pause seit dem Bielefeld-Spiel war lang für ihn, da wollen und werden wir kein Risiko eingehen. Wir müssen auf jeden Fall den Donnerstag abwarten. Erst dann wird sich entscheiden, ob Emu im Kader ist, auf der Bank sitzt oder spielt. Fakt ist aber: Die Mannschaft besteht nicht nur aus elf Spielern. Und wenn die spielen, die zuletzt auf der Bank saßen, dann haben sie unser volles Vertrauen."
Es wird sich also erst kurzfristig entscheiden, in welcher Aufstellung unsere Mannschaft versuchen wird, ihre Spitzenposition zu behaupten. Und genau das ist jetzt völlig neu für die Schwarz-Gelben. "Wir müssen umdenken", fordert Jörg Berger. Unsere Mannschaft reist nämlich als leichter Favorit in den Norden und will sich nicht noch einmal so abschießen lassen wie noch beim letzten Auftritt an der Bremer Brücke, als man - damals noch unter Eugen Hach - mit 1:5 völlig chancenlos unterging. Dreimal blieb Keeper Stephan Straub jetzt in Serie auf eigenem Platz ohne Gegentor, die Abwehr scheint sich also inzwischen stabilisiert zu haben. Vor einem zuverlässigen Torwart spielte am Montag Willi Landgraf gegen den sonst torgefährlichen Jacek Kryznowek eines seiner besten Saisonspiele überhaupt, Stefan Blank sorgte für den nötigen Druck nach vorne und die Innenverteidiger Alexander Klitzpera und Quido Lanzaat spielten schlichtweg überragend am Boden und vor allem auch in der Luft. Und da unsere Mannschaft bisher immer mindestens ein Tor geschossen hat, ist der Erfolg zurzeit eigentlich kein Geheimnis mehr.
VfL Osnabrück: Ochs - Tredup, Langeneke, Gledson, Dogan - Berberovic, Spork, Enochs (84. Tammen) - Dzaka - Menga, Schied / Trainer: Frank Pagelsdorf
Alemannia Aachen: Blank, Brinkmann, Grlic, Klitzpera, Krontiris, Landgraf, Lanzaat, Mbwando, Michalke, Paulus, Straub / Trainer: Jörg Berger
1:0 Addy Waku Menga (30.), 2:0 Marcel Schied (48.), 3:0 Addy Waku Menga (58.), 3:1 Stefan Blank (85.)
Quido Lanzaat (38.), Dzemal Berberovic (40.), Stefan Blank (76.), Dennis Brinkmann (81.)
2 / 3
3 / 2
Stephan Kammerer
14.000 (davon ca. 600 aus Aachen)
klar, 4°
Hart erwischte es die Schwarz-Gelben bei ihrem Auswärtstrip beim VfL Osnabrück. Nach der Gelb-Roten Karte von Erik Meijer im Spiel gegen Nürnberg war unser Stürmer natürlich für ein Spiel gesperrt, am Tag selbst meldete sich "Ersatzstürmer" Daniel Gomez mit Schüttelfrost krank und dann schmerzte nach dem Aufwärmen auch noch der linke Oberschenkel von Kapitän Karlheinz Pflipsen.
Alemannias Spielführer musste draußen bleiben, obwohl er schon auf dem Spielberichtsbogen stand. Für ihn rückte Kai Michalke in die Anfangsformation. Da Emmanuel Krontiris wieder fit war, konnte Cheftrainer Jörg Berger dann wenigstens einen Stürmer aufbieten. Ihm zur Seite stellte er unseren Nationalspieler aus Simbabwe George Mbwando.
Vierzehntausend Zuschauer hatte der Klassiker an die Bremer Brücke gelockt, die Stimmung war toll und der Stadionsprecher begrüßte sehr fair die "beiden besten Fangruppen der 2. Liga." Unsere Mannschaft gewann die Platzwahl, eine erwähnenswerte Tatsache, denn leider ging nur dieser "Zweikampf" eindeutig zugunsten der Schwarz-Gelben aus.
Das Spiel begann auf beiden Seiten sehr flott. Ein großer Unterschied zwischen den Mannschaften, wie es die Tabelle vielleicht vermuten ließ (es bei der Alemannia aber auch noch keiner behauptet hat), war von Beginn an eigentlich nie vorhanden. Bei beiden Teams lief der Ball recht gut und Alemannia hatte sich anscheinend schnell auf die neue Situation ohne Erik Meijer eingestellt. Kaum hohe Bälle wurden in die Spitze gespielt, dafür vermehrt versucht, mit Kurzpassspiel über die Außen zum Erfolg zu kommen. George Mbwando machte seine Sache als "Meijer-Vertreter" gar nicht so schlecht und bereitete auch die erste große Chance im Spiel vor. Seine schöne Hereingabe verpasste in der Mitte Dennis Brinkmann nur knapp. "Mit der Anfangsphase war ich nicht zufrieden", bemängelte Frank Pagelsdorf den Beginn des Spiels. "Wir haben den Aachenern die Chance gegeben, Fußball zu spielen und haben zwei gute Chancen zugelassen."
Nach gut zwanzig Minuten aber wurde der Gastgeber immer stärker, die Aktionen der "Kartoffelkäfer" wurden ungenauer und vor allem die Zweikämpfe gingen immer häufiger an den Aufsteiger. Marcel Schied prüfte als Erster die Aufmerksamkeit von Keeper Stephan Straub. Seinen Schlenzer konnte unser Torwart aber in der 26. Minute mit einer tollen Parade über die Latte lenken. Die Drangperiode brachte dem VfL nach einer halben Stunde die Führung. Nach einem klugen Pass in die Tiefe war der 20-jährigen Addy Waku-Menga, ein Kongolese mit deutschem Pass, bei seiner Heimpremiere im Profifußball (in Berlin wurde er zum ersten Mal eingewechselt) frei durch, umkurvte den herausstürzenden Stephan Straub und setzte den Ball überlegt und gekonnt aus spitzem Winkel ins leere Tor.
Unsere Mannschaft hatte jetzt nicht mehr soviel entgegenzusetzen. Frank Paulus und Ivica Grlic versuchten es mit Weitschüssen, ein Kopfball von Alexander Klitzpera strich nach der einzigen Ecke von Ivo Grlic in der ersten Halbzeit knapp über die Latte. Das war's aber auch schon an Gegenwehr. Eigentlich zu wenig für einen Tabellenführer.
Jörg Berger reagierte in der Halbzeit, brachte für George Mbwando den Niederländer Eric van der Luer. Doch der Gastgeber entschied jetzt die Partie schnell zu seinen Gunsten. Nach einem simplen Doppelpass war Dzemal Berberovic am rechten Flügel frei, flankte unbedrängt in die Mitte und dort brauchte Marcel Schied nur noch den Fuß hinzuhalten. Zehn Minuten später fiel die endgültige Entscheidung. Wieder war es der junge Waku-Menga, der am Donnerstag erst einen Vertrag bis 2007 unterschrieben hatte. Ein kurzes Dribbling nach einem Konter und sein Schuss vom 16er rutschte Keeper Stephan Straub etwas unglücklich unter dem Körper durch ins Tor zum 3:0.
"Dann hatte ich schon das Spiel am Dienstag in Braunschweig im Hinterkopf", verriet Jörg Berger seine Gedanken bei den folgenden Auswechslungen. Für "Emu" Krontiris kam Thierry Bayock und für Frank Paulus Fabian Ewertz aufs Feld. Das Spiel ließ nun an Klasse und Tempo nach, der VfL Osnabrück tat nicht mehr als nötig und die Alemannia war an diesem Abend einfach zu schwach, um das Steuer noch herumzureißen. "Es gibt aber keinen Grund das Spiel zu negativ zu sehen", meinte Jörg Berger nach dem Spiel. "Man sieht doch an den Ergebnissen der anderen, wie ausgeglichen die Liga ist. Jetzt sind wir immer noch Tabellenführer. Das lässt mich gelassen in die Zukunft schauen."
Als einige Fans schon damit rechneten, dass ihre Elf zum ersten Mal ohne Treffer bleiben würde, fiel doch noch der Ehrentreffer. Einen Freistoß vom rechten Flügel flankte Ivo Grlic genau auf den Kopf von Stefan Blank und der verlängerte mit dem Scheitel ins VfL-Tor. Dann war Schluss, Alemannia verlor 1:3 und keiner konnte sich beschweren. Es war das an diesem Abend verdiente Ergebnis gegen einen sehr starken Aufsteiger, der in dieser Form nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird.
Für unsere Mannschaft geht es nun darum, sich schnell zu regenerieren, um mit frischem Mut in das sportlich wie finanziell eminent wichtige Pokalspiel am Dienstag in Braunschweig zu gehen. Die nächste Verteidigung der Tabellenführung steht dann am Sonntag an, wenn RW Oberhausen seine Visitenkarte am Tivoli abgibt.
Zuerst einmal Gratulation an Osnabrück. Der Sieg geht in Ordnung. Wir waren in einer Situation, die für uns sicher nicht so leicht ist, und damit meine ich die Schlagzeilen, die nach dem Spiel gegen Nürnberg zu lesen waren. Dazu die Ausfälle kurz vor dem Spiel, da fiel mir der Daniel Gomez noch aus und beim Aufwärmen Karlheinz Pflipsen, dazu Erik Meijer. Ich will das nicht als Entschuldigung nehmen, aber so leicht stecken wir das nicht weg. Wir sind sicher auf einem guten Weg, aber ich habe immer gesagt, wir sind noch nicht dort, wo wir hin wollen. Wir haben in der ersten Halbzeit recht ordentlich mitgehalten. Wir hatten zwei ganz große Chancen, kurz vor der Halbzeit noch mal. Dann haben wir den Fehler gemacht, dass wir zu schnell das 1:1 erzwingen wollten. Daraus ergab sich ein guter Konter. Der ist dann auch hervorragend zum 2:0 abgeschlossen worden. Das war sicher eine gewisse Vorentscheidung. Die Mannschaft hat Moral gezeigt und hat nach vorne gespielt. Aber das war ein Spiel, aus dem gerade auch unsere jungen Spieler einiges mitnehmen müssen. Wie man noch abgeklärter wird, cleverer spielen muss. Dass wir noch nicht so weit sind, das wusste ich. Man sieht aber auch, dass die anderen noch nicht so weit sind. Denn, wenn man sich die anderen Ergebnisse der 2. Liga anschaut, dann muss man sich wirklich die Frage stellen: Wer gehört nach oben und wer nach unten?
Ich war vor allen Dingen mit der Anfangsphase nicht so zufrieden. Wir haben den Aachenern die Möglichkeit gegeben, Fußball zu spielen. Aachen hatte in der ersten Halbzeit zwei sehr gute Torchancen. Zu diesem Zeitpunkt standen wir eigentlich immer viel zu weit von unseren Gegenspielern entfernt und haben vor allen Dingen nach vorne zu wenig konstruktiv gespielt. Das Tor war allerdings schön herausgespielt und es hat der Mannschaft auch Mut gegeben. Vor allen Dingen hat sich danach besser kombiniert und in der zweiten Halbzeit hat sie wesentlich cleverer agiert. Auch das zweite Tor war schön herausgespielt. In der zweiten Halbzeit waren wir wesentlich konzentrierter. Ich freue mich bei drei Toren besonders über die schön herausgespielten Tore. Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit den Ball besser laufen lassen und das 3:1 war dann nur ein Schönheitsfehler. Anhand der Tabelle sieht man, dass dies ein ganz wichtiger Sieg war. Natürlich gibt es keinen Grund für Euphorie. Wir müssen weiter arbeiten.
Wir haben gut angefangen, aber man hatte das Gefühl, dass wir die Spannung verloren haben. Dann mache ich noch einen Fehler und dann hast du natürlich keine Chance. Niederlagen tun immer weh, wenn man dann selbst noch einen Fehler macht, umso mehr. Ich habe mich auf das Spiel gefreut, ein volles Stadion, ähnlich wie bei uns, gute Stimmung. Aber irgendwie war wohl die Spannung bei uns nicht da.
Heute hat es leider nicht funktioniert. Vor dem Spiel ist auch noch der Kalla ausgefallen. Das soll keine Ausrede sein, aber ich denke mal, man hat gemerkt, dass unser Spiel nach vorne in der ersten Halbzeit nicht so toll war. Dann nimmt man sich in der Kabine viel vor und ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, da hat es hinten auch schon wieder geklingelt. Bei 2:0 überlegt man wieder, wirft man alles nach vorne und riskiert das 3:0 oder es ist einfach gelaufen. Ich weiß auch nicht, was ich jetzt sagen soll, ich bin einfach nur platt.
Alle, die heute reingekommen sind, haben ihr Bestes probiert und dann muss man das auch mal akzeptieren. Da fällt der Daniel Gomez aus, der gerade so gut drauf ist, der tut mir richtig leid. Aber zurzeit ist eine Magen-Darm-Grippe im Umlauf und was will man daran schon machen? Das ist Schicksal. Dass der Kalla ausgefallen ist, ein ruhender Pol in unserer Mannschaft, muss man halt hinnehmen. Wir haben trotzdem alles versucht. Zurzeit ist die Liga sehr ausgeglichen und man kann einfach nicht sagen, dass der 16. nicht gegen den Tabellenersten gewinnen kann. Das hat man heute wieder mal gesehen.