„Konzentrierte Stimmung“ herrscht laut Coach Michael Frontzeck im Trainingslager der Alemannia in der Nähe von Wolfsburg. Seit Samstagabend stand dort zunächst Regeneration vom intensiven Ligaspiel in Bochum auf dem Programm, ehe der Blick am Montag auf die kommende Aufgabe gerichtet wurde.
Nach drei ungeschlagenen Spielen in der Liga kann die Alemannia selbstbewusst ins DFB-Pokal-Viertelfinale bei den Wölfen gehen. Zudem gelang in der Liga vor Jahresfrist ein 2:1-Auswärtserfolg in der Volkswagenarena. Damals schwächte sich der Gastgeber allerdings selbst, weil Quiroga bereits in der ersten Hälfte Gelb-Rot sah. Zudem haben sich die Wölfe in der Winterpause mit Marcelinho verstärkt und damit ihre Schwachstelle im kreativen Bereich behoben. „Die Qualität ist im Vergleich zum Hinspiel durch den Transfer sicher gestiegen. Der VfL gehört vom Personal her absolut nicht in diese Tabellenregion“, warnt Frontzeck, der keinen Grund hat, das System der vergangenen erfolgreichen Begegnungen zu ändern.
Personell muss der 42-Jährige wie zuletzt auf die drei Offensivkräfte Szilárd Nemeth, Emu Krontiris und Marius Ebbers verzichten. Aus der Partie beim VfL Bochum am Samstag sind keine größeren Blessuren zurückgeblieben. Auch bei Reiner Plaßhenrich, der nach einem Foul von Misimovic eine Platzwunde davontrug, gibt es keine Probleme. Über Marcelinho, dem er am Dienstag das ein oder andere Mal über den Weg laufen wird, macht sich der Kapitän noch keine Gedanken. „Er ist ein Spieler wie jeder andere auch. Bei Wolfsburg läuft ja nicht nur Marcelinho auf“, sagt der 30-Jährige, der an das Ligaspiel im Dezember erinnert: „Dieses Erfolgserlebnis nehmen wir mit auf den Platz. Warum sollten wir hier nicht noch einmal gewinnen?“
Für den Dauerläufer vor der Abwehr bleibt zwar der Klassenerhalt das große Ziel für die Alemannia. „Aber das Pokalfinale würden wir trotzdem mitnehmen. Bei einem Sieg wäre das ja nicht mehr weit weg“, unterstreicht der Kapitän und liegt damit auf einer Wellenlänge mit dem VfL-Coach: „Wir haben eine große Chance, im Pokal weiterzukommen. Es lohnt sich, alles zu geben, um ins Halbfinale einzuziehen, denn dann ist es nur noch ein Spiel bis zum Finale in Berlin“, appelliert Klaus Augenthaler an seine Spieler. Der Wölfe-Trainer kann wieder auf Peter van der Heyden zurückgreifen, auch Mike Hanke (Erkältung) ist einsatzbereit.
„Mit Klimovicz, Hanke, Menseguez, Krzynowek und Marcelinho verfügen sie über ein gewaltiges Potenzial in der Offensive. Da kommt einiges auf uns zu“, warnt Michael Frontzeck, der vor dem Spiel Jan Schlaudraff den Rücken stärkt, den er am Samstag in Bochum ausgewechselt hatte. „Ich kann den ganzen Wirbel nicht verstehen. Jan hat eine schlechte Halbzeit gespielt, und ich hatte nicht den Eindruck, dass er wieder ins Spiel findet. Sascha Dum hat seine Sache dann sehr gut gemacht“, erklärt der Trainer. Schlaudraff selbst, der äußerst selbstkritisch mit seiner Leistung in Bochum umging, kann auf die Rückendeckung der Kollegen zählen. „Es tut mir gut, wie die Jungs mich nach dem schlechten Spiel wieder aufbauen. Bochum ist abgehakt.“
Schiedsrichter der Partie ist Günter Perl (München) ihm assistieren an der Seitenlinie Josef Maier (München) und Deniz Aytekin (Nürnberg). Vierter Offizieller ist Matthias Anklam (Buchholz).
Die Stadionkassen öffnen ab 14.30 Uhr. Eintrittskarten für Gästefans gibt es ab 16.30 Uhr an den Gästekassen (Kasse 14-16).
Bei WDR 2 ist die Partie der Alemannia in Wolfsburg in voller Länge zu hören: Entweder per Live-Stream über www.wdr2.de oder über die Mittelwellensender Bonn 774 KHz und Langenberg - 720 KHz sowie im Digitalradio DAB.
Auch 100,5 Das Hitradio überträgt wie gewohnt. Reporter Tom Adrian meldet sich mit regelmäßigen Einblendungen aus Wolfsburg.
VfL Wolfsburg: Boakye (90. Hill), Hofland, Jentzsch, Klimowicz (73. Santana), Krzynowek, Madlung, Makiadi, Marcelinho (79. Menseguez), Quiroga, Van der Heyden, van der Leegte / Trainer: Klaus Augenthaler
Alemannia Aachen: Herzig, Ibišević, Klitzpera, Lehmann, Leiwakabessy (79. Fiel), Plaßhenrich (46. Dum), Reghecampf (46. Pinto), Rösler, Schlaudraff, Stehle, Straub / Trainer: Michael Frontzeck
1:0 Klimowicz (12.), 2:0 Marcelinho (25.)
Madlung (50.), Pinto (56.), Hofland (85.)
4 / 7
3 / 0
Günther Perl, Deniz Aytekin, Josef Maier
14.198
7 Grad, bewölkt
Die Alemannia ist durch eine 0:2 (0:2)-Niederlage beim VfL Wolfsburg aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Vor 14.198 Zuschauern in der Volkswagenarena entschieden die Wölfe das Spiel schon in der ersten Halbzeit: Diego Klimowicz und der Brasilianer Marcelinho besiegelten nach 25 Minuten das Aus für die Schwarz-Gelben. Trotz Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit konnte das Team von Michael Frontzeck das Spiel nicht mehr drehen.
Getreu dem Motto „never change a winning team“ setzte Michael Frontzeck auf die gleiche Starformation, die seit drei Spielen in Folge ungeschlagen war. Stephan Straub stand somit im Tor. Davor bildete sich die Abwehrkette aus Thomas Stehle, Alexander Klitzpera, Nico Herzig und Jeffrey Leiwakabessy. Als defensives Trio davor gingen Reiner Plaßhenrich, Matthias Lehmann und Laurentiu Reghecampf an den Start. Jan Schlaudraff und Sascha Rösler spielten im offensiven Mittelfeld - Vedad Ibisevic im Sturm. Auf der Gegenseite änderte Wölfe-Coach Klaus Augenthaler seine Elf auf zwei Positionen. Der Belgier Peter van der Heyden ersetzte Michael Stegmayer in der Viererkette. Im Sturm kam Isaac Boakye für Mike Hanke, der wegen Problemen mit der Patellasehne nicht einsatzbereit war. Ansonsten liefen die gleichen Spieler auf, die am letzten Samstag nur knapp mit 1:2 in München verloren hatten.
Vor einer trostlosen Kulisse, die gar nicht zu einem Viertelfinale des DFB-Pokals passte, kamen die Wölfe besser in Schwung: Nach einer gefälligen Kombination mit Isaac Boakye kam Cedric Makiadi von der Sechzehnerlinie zum Schuss. Der Ball jedoch ging über das Tor von Stephan Straub (2.). Es dauerte einige Minuten bevor die Schwarz-Gelben in den Strafraum der Wölfe kamen: Jeffrey Leiwakabessy bediente Jan Schlaudraff, der aber im Kopfballduell mit van der Heyden das Nachsehen hatte. Aachen jetzt im Vorwärtsgang: Nach einem Freistoß von Laurentiu Reghecampf konnte Matthias Lehmann den Ball in die Mitte spielen. VfL-Keeper Simon Jentzsch hatte allerdings keine Probleme mit dem Kopfball von Alexander Klitzpera (9.). Nur zwei Minuten später zirkelte Reghecampf einen Freistoß in den Sechzehner - Jentzsch war da, wo ein Torwart stehen muss und klärte zur Ecke.
Nachdem die Alemannia besser ins Spiel gefunden hatte, erzielte der Gastgeber den Treffer: Jeffrey Leiwakabessy konnte eine Flanke von Boakye nicht verhindern, und Diego Klimowicz war zur Stelle. Aus sieben Metern hatte Straub keine Chance gegen seinen Kopfballaufsetzer - der Gastgeber führte nach zwölf Minuten mit 1:0. Und der Treffer gab den Grün-Weißen Auftrieb: Ein Schuss von Jacek Krzynowek ging nur knapp neben das Tor (15.). Unser Team war sichtlich geschockt: Symptomatisch war, als Schlaudraff und Vedad Ibisevic ineinander liefen und sich gegenseitig behinderten. Nur fünf Minuten später war es wieder der Pole, der es diesmal mit einem Gewaltschuss versuchte. Aus 15 Metern drosch er das Leder über unseren Keeper, der Glück hatte, dass die Kugel nur auf dem Tornetz landete. Marcelinho hatte mit einem feinen Diagonalball seinen Mitspieler in Szene gesetzt (20.). Wolfsburg hatte in dieser Phase des Spiels zu viel Platz zum Kombinieren. Hatten die Aachener den Ball, spielten die Wölfe geschicktes Pressing, so dass sie die Schwarz-Gelben zu Fehlpässen gezwungen wurden. In der 24. Spielminute dann doch ein gelungener Vorstoß: Schlaudraff mit einem guten Solo, doch sein Pass war etwas zu lang für den mitgelaufenen Plaßhenrich.
Obwohl Aachen einen Tick mehr Spielanteile hatte, schoss Wolfsburg die Tore: Nach einem Rettungsversuch in der eigenen Hälfte kam der Ball zu Klimowicz, der unbedrängt auf Marcelinho ablegen konnte. Aus 16 Metern hatte der Brasilianer keine Mühe, Straub im Kasten zu überwinden (25.). Wolfsburg nutzte die Chancen eiskalt: Aus drei Chancen machten die Gastgeber zwei Tore.
Die Alemannia war jetzt verunsichert und Wolfsburg spielte unbeirrt nach vorne. Einen Pass aus der Defensive ließ Marcelinho passieren. Der Ball erreichte so Boakye, der nur knapp am rechten Pfosten vorbei schoss (32.). Obwohl sich die Alemannia für das Spiel so viel vorgenommen hatte, gelang den Schwarz-Gelben bis zu diesem Zeitpunkt fast keine Aktion. In der 36. Spielminute kombinierte Schlaudraff mit Lehmann, der aber von Alexander Madlung erfolgreich gestört wurde. Glück dann nur eine Minute später: Klitzpera spielte zurück auf Straub, der den Ball in die Hände nahm. Schiedsrichter Günter Perl wertete dies allerdings nicht als Rückpass (37.).
Eine Minute später dann Reghecampf mit einer guten Ecke: Herzigs Kopfball wurde abgeblockt, doch Schlaudraff konnte den Abpraller nicht erfolgreich verwerten (38.). Wolfsburg dagegen war viel effektiver im Spiel nach vorne. Über wenige Stationen ging es zu Klimowicz, der jedoch in aussichtsreicher Position von Schiedsrichter Perl wegen Abseits zurückgepfiffen wurde (40.). In den letzten Minuten vor der Pause änderte sich das Bild auf dem Platz leider nicht. Die Alemannia spielte zwar gefällig nach vorne, jedoch kam der letzte Pass in die Spitze nicht an. Wolfsburg beschränkte sich somit auf das Nötigste. Nach einem unpräzisen Pass von Klitzpera schlug Straub das Leder unbedrängt in Aus, obwohl er den Ball auch hätte aufnehmen können. So ging es mit einem 0:2 in die Pause.
Nach der Pause kamen Sascha Dum und Sergio Pinto für Reghecampf und Plaßhenrich ins Spiel. Dum orientierte sich auf die linke Seite und Pinto sowie Matze Lehmann rückten in die Zentrale vor der Abwehr. Die Änderungen schienen zu wirken und die Schwarz-Gelben übernahmen zu Beginn der zweiten 45 Minuten die Kontrolle über das Spiel. Vor allem Sascha Dum sorgte für frischen Wind. In einem Laufduell mit Madlung musste der Youngster allerdings behandelt werden - der Wolfsburger hatte dem Alemannen unabsichtlich den Ellenbogen ins Gesicht geschlagen (51.). Dum konnte allerdings nach einer kurzen Behandlungspause weitermachen.
Nach einer kurzen Druckphase der Alemannen war Wolfsburg wieder am Drücker. Ein Steilpass erreichte Marcelinho, der frei vor Straub auftauchte. Doch der Aachener Keeper verhinderte einen höheren Rückstand: Er kam aus seinem Kasten gestürzt und warf sich in den Schuss des Brasilianers und konnte so das Leder aus der Gefahrenzone klären (55.). Die Alemannia mühte sich Anschluss an die Partie zu bekommen - Wolfsburg dagegen vergab beste Chancen das Spiel zu entscheiden: Mit der Hacke leitete Boakye das Leder auf Marcelinho, der aber an seinen Nerven scheiterte und neben das Tor schoss(60.).
Zwei Minuten später waren die Alemannen an der Reihe: Ein schöner Pass von Lehmann erreichte Dum, der sich jedoch im Abschluss zu unentschlossen präsentierte - Jentzsch klärte zur Ecke (62.). Das Spiel ging jetzt hin und her und es gab Chancen hüben wie drüben. Und wieder war es Straub, der gut reagierte: Nach einem Zusammenspiel mit Klimowicz zog erneut Boakye ab, doch der Aachener Schlussmann lenkte den Ball zur Ecke (63.).
Einige Minuten passierte wenig, bevor Matthias Lehmann sich ein Herz nahm und aus der Distanz aufs Tor schoss. Wölfe-Keeper Jentzsch konnte aber den Ball noch aus dem Winkel kratzen, so dass die Niedersachsen weiter mit zwei Toren führten (72.) - bislang die beste Chance auf einen Aachener Treffer. Die Alemannia hatte jetzt deutlich mehr vom Spiel, vor allem weil die Kicker vom Tivoli mehr wagten. Dadurch ergaben sich allerdings Konterchancen für den Gegner, da die Abwehr mehr und mehr „aufmachte“: Das Laufduell Marcelinho gegen Schlaudraff ging an den Brasilianer, der zum Glück den Ball nicht präzise aufs Tor schießen konnte (77.). Die Alemannia versuchte jetzt noch einmal alles - kam aber weiter zu keinen zwingenden Möglichkeiten. Anders Wolfsburg: Der eingewechselte Juan Carlos Menseguez konnte aus spitzem Winkel einem Schuss abfeuern, den Straub allerdings bravourös abwehren konnte (84.).
Fünf Minuten vor Schluss dann noch mal unser Team mit einem Freistoß in aussichtsreichen Position. Fiel war vorher 25 Meter vor dem Tor zu Fall gebracht worden. Pinto spielte auf Dum, dem der Ball aber über den Schlappen rutschte (87.). In den letzten Minuten spielte dann das Team von Trainer Klaus Augenthaler das Spiel ohne größere Probleme nach Hause und gewannen das Spiel sicher.
Durch eine zu nüchterne Leistung verloren die Alemannen letztendlich verdient. Wolfsburg investierte nur in der ersten Halbzeit, was für das Weiterkommen völlig ausreichte. Mit entscheidenden Fehlern in der Defensive und zu wenig Ideen in der Offensive konnten sich die Schwarz-Gelben nicht gegen die drohende Niederlage wehren. Am Samstag steht jetzt das schwere Ligaduell gegen den direkten Konkurrenten Mainz 05 auf dem Programm.
Klaus Augenthaler:
Ich lasse mich durch den Sieg nicht blenden Die Mannschaft hat zwar das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wenn Krzynowek das 3:0 vor der Pause gemacht hätte, wäre ich beruhigter gewesen. Die vielen Fehlpässe in der zweiten Halbzeit haben mir überhaupt nicht gefallen. Es muss niemand glauben, dass er für die Galerie spielen kann, bloß weil die Erste Halbzeit gut war. Ich meine speziell die Szene, als wir mit Drei gegen Eins auf das Aachener Tor zugelaufen ist.
Reiner Plaßhenrich:
Die Wölfe haben es heute gut gespielt, wir haben es im Gegenzug überhaupt nicht verstanden, in die Zweikämpfe zu kommen. Nach den frühen Toren war es schwer für uns, zurückzukommen. Wir müssen das jetzt möglichst schnell abhaken, denn wir haben am Sonntag ein wichtiges Spiel gegen Mainz.
Jörg Schmadtke:
Wir haben es heute nicht geschafft, aus der Partie einen Pokalfight zu machen. Die Mannschaft hat heute den letzten Grell vermissen lassen. Man hatte nicht das Gefühl, dass sie noch einmal zurückkommen würde. Komischerweise bedeutete das frühe 2:0 somit schon die Entscheidung.
Sascha Rösler:
Wir wollten hier unbedingt eine Runde weiterkommen, aber nach dem Spielverlauf muss man ehrlich sagen, dass wir verdient verloren haben. Wolfsburg war uns heute in allen Belangen überlegen.
Alexander Klitzpera:
Wir sind überhaupt nicht richtig ins Spiel gekommen. Wenn man dann gleich 0:2 hinten liegt, dann wird es gegen eine hochwertig besetzte Mannschaft wie Wolfsburg natürlich schwer. Wir wollten zurück ins Spiel kommen, aber wenn dir das Anschlusstor nicht gelingt, dann kann das nicht funktionieren.