2. Bundesliga - Saison 2004/2005 - 26. Spieltag - Sonntag 20.03.2005  - 15:00 Uhr
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1. FC Saarbrücken - Alemannia Aachen

Zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Alemannia Aachen fällt wohl nicht nur Dieter Hecking eine Parallele auf. „Sie machen im Moment ähnliches durch wie wir in den vergangenen Wochen”, findet der Alemannia-Trainer. Fünf Niederlagen in Folge stehen für die Saarländer zu Buche, die letzten beiden zu Hause gegen Dresden und den Karlsruher SC. Beim 3:4 am vergangenen Mittwoch saß Co-Trainer Dirk Bremser im Saarbrücker Ludwigspark. „Dirk hat eine spielstarke Saarbrücker Mannschaft gesehen, die aber anfällig in der Rückwärtsbewegung ist. Genau das wollen wir ausnutzen und immer wieder Nadelstiche nach vorne setzen”, erklärt Hecking die grobe Taktik.

Dabei könnte auch die Zahlenkombination 4-4-2 wieder eine Rolle spielen. Trotz zahlenmäßiger Probleme auf dem Trainingsplatz - an ein Spiel Elf gegen Elf war wegen der Verletztenliste nicht zu denken - wurde in der Woche fleißig an der taktischen Ausrichtung gefeilt. „Die Mannschat scheint es spielen zu können”, sagt Hecking. Beim Sieg gegen Trier griffen beide Systeme, in Führung gingen die Alemannen im 4-4-2, das 2:0 fiel im gewohnten 4-3-3. Also greift die alte Fußball-Weisheit: Never change a winning team? „Könnte sein”, hält sich Hecking bei der Aufklärung bedeckt.

Die Qual der Wahl auf der Mittelstürmer-Position entfällt jedenfalls, Erik Meijer wird auch in Saarbrücken nicht zurückkehren. Immer noch plagt den Kapitän ein Bluterguss im Sprunggelenk. „Es macht keinen Sinn, ihn in dieses Spiel zu schicken”, erklärt Hecking. Eher bauen die Aachener darauf, dass nach der Osterpause wieder einige Spieler die Praxis gegen das Trainingsfeld tauschen. Dennis Brinkmann und Kai Michalke fallen derzeit ebenso noch aus wie Florian Bruns. Beim am Rücken verletzten Stürmer gibt es aber endlich Licht am Ende des Tunnels: „Wir hoffen, dass er nach Ostern wieder dabei ist. Es wäre wichtig für ihn, nach dieser langen, frustrierenden Zeit.”

Von Entspannung nach dem Erfolgserlebnis gegen Trier will Hecking nichts wissen. „Die Jungs haben schon gespürt, dass die lange Leine noch nicht wieder da ist”, umreißt er die Intensität der Wocheneinheiten. Schließlich habe das ja gegen Trier den erhofften Erfolg gebracht. Außerdem: „Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Ich sage nicht nach einem gewonnenen Spiel: Halleluja, die Alemannia ist wieder da.”

Für den zwischenmenschlichen Aspekt der Dienstreise wird sich Hecking reichlich wenig interessieren. Mit Henri Heeren und Taifour Diane stehen zwei Spieler in den Reihen der Blau-Schwarzen, die lange Zeit in Aachen zu Hause waren. Heeren kickte insgesamt sechs Jahre auf dem Tivoli und feierte 1999 den Aufstieg in die zweite Liga. Der Niederländer freut sich sehr auf das Duell: „Ich bin natürlich heiß auf das Spiel gegen meine alten Kollegen und wir werden alles daran setzen, um das Spiel zu Hause zu gewinnen“. Trotz der sportlichen Konkurrenz ist die Verbundenheit zu Aachen immer noch da: „Zu Straubi, Willi und zu Jupp Vanhouttem habe ich noch viel Kontakt. Wir telefonieren oft und reden über fast alles. Auch über private Dinge, aber natürlich viel über Fußball.“

Den UEFA-Cup hat sich der Rechtsverteidiger natürlich nicht entgehen lassen. Jedes Spiel hat er sich im Fernsehen angeschaut und eifrig mitgefiebert: „Was die Mannschaft da im Europapokal gespielt hat, dass war schon sehr überzeugend. Nicht nur kämpferisch, da sind die ja eh bombenstark. Spielerisch konnten die mit jedem Gegner mithalten, da war es schon sehr enttäuschend, dass sie ausgeschieden sind. Ich hätte es ihnen echt gegönnt.“ Trotz aller Sympathie für „seine“ Aachener will Henri Heeren drei Punkte gegen die Schwarz-Gelben holen: „Wir haben gegen alle guten Gegner, die um den Aufstieg mitspielen, gut ausgesehen.“

In der Tat gab es für die potenziellen Aufstiegskandidaten in Saarbrücken nichts zu holen: Frankfurt, Köln, 1860 und Duisburg mussten der Reihe nach die Punkte im Ludwigspark lassen. Trotzdem weiß Heeren, dass es nicht leicht werden wird: „Aachen ist immer noch eines der besten Teams der Liga. Wenn wir aber als Team auftreten sind wir ganz schwer zu schlagen“. Dennoch kennt der beidfüßige Spieler die Stärken der Elf vom Tivoli: „Wir müssen höllisch auf die Standards aufpassen, auch bei Kopfbällen wird es immer sehr brenzlig.“

Schade für Saarbrücken und vielleicht gut für Aachen, dass der torgefährlichste Saarbrücker Stürmer nur zugucken kann. Taifour Diane hat sich gegen Burghausen das Wadenbein gebrochen und muss noch mehrere Wochen pausieren. „Ich hätte mich sehr gefreut gegen Aachen zu spielen, aber es sollte nicht sein. Natürlich werde ich im Stadion sein und meine Mannschaft so unterstützen“. Diane glaubt an ein offenes Spiel: „Die Chancen stehen 50 zu 50, es ist schwer zu sagen, wer gewinnt. Am Ende entscheidet die Tagesform.“

Auch er hängt noch an Aachen: „Ich komme mindestens alle zwei Wochen nach Aachen und ich drücke deshalb auch die Daumen für die Schwarz-Gelben. Ich würde ihnen den Aufstieg mehr als jeder anderen Mannschaft gönnen. „Da Diane nicht auflaufen kann, hofft Henri Heeren auf ein Tor für Aachen. „Dem Straubi würde ich gerne mal einen reinsetzen“, sagt er und lacht. „Wenn Aachen aber deswegen nicht aufsteigt, dann würde ich mich schwarz ärgern“.

Vom Aufstieg wird am Tivoli bekanntlich nicht mehr gesprochen. Dennoch gibt Dieter Hecking eine unmissverständliche Devise aus: „Unser Ziel ist es, am Sonntag um 16.50 Uhr 40 Punkte zu haben.”

Fanbusse nach Saarbrücken:

Die drei Fanbusse nach Saarbrücken sind ausgebucht. Abfahrt ins Saarland ist um 9.30 Uhr ab Parkplatz Tivoli. Im Ticketshop wurden exakt 306 Karten im Vorverkauf abgesetzt. Insgesamt rechnet die Alemannia mit 700 Anhängern, die das Team im Ludwigspark unterstützen werden.

Spieldaten

Aufstellung

1. FC Saarbrücken: Adiele, Bencik, Demai, Eich, El Idrissi, Heeren, Kling, Nsaliwa, Örtülü, Rozgonyi, Thiebaut / Trainer: Horst Ehrmanntraut

Alemannia Aachen: Fiel, Gomez, Klitzpera, Landgraf, Noll, Plaßhenrich, Rolfes, Scharping, Schlaudraff, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking

Tore

0:1 Jens Scharping (33.), 1:1 Matthias Hagner (66.), 1:2 Emil Noll (73.)

Verwarnungen

  Frank Paulus (1.),   Sergio Pinto (5.),   Faysal El Idrissi (20.),   Marcel Rozgonyi (30.),   Gunter Thiebaut (50.)

Ecken

11 / 3

Abseits

5 / 6

Schiedsrichter:

Winkmann Guido, Hagen, Schumacher

Zuschauer:

9.000 (davon ca. 800 aus Aachen)

Wetter:

leicht bewölkt, 12°

Alemannia landet zweiten Sieg in Folge

„In dieser Phase hätte ich mir gewünscht, dass wir das Spiel schneller entscheiden“, kritisierte dann auch Trainer Dieter Hecking nach der Partie. Ansonsten dürften ihm nur die ersten 20 Minuten der Begegnung in Ansätzen missfallen haben. Auf einige Möglichkeiten der Gastgeber, die vor allem durch Bencik einige Male gefährlich vor dem Tor von Stephan Straub auftauchten, reagierte Hecking mit einer taktischen Umstellung. Aus der 4-4-2-Anfangsformation wurde Jan Schlaudraff als dritte Spitze nach vorne gezogen, Cristian Fiel agierte fortan im zentralen Mittelfeld hinter der Dreiersturmreihe.

Das fruchtete, denn von da an gewannen die Tivoli-Kicker mehr und mehr die Oberhand. Im Anschluss an die siebte Ecke für die Saarländer leitete Willi Landgraf mit einem Befreiungsschlag die Aachener Führung ein. Nach weitem Flug landete der Ball auf der linken Saarbrücker Abwehrseite, wo Nsaliwa eigentlich alle Zeit hatte, den Ball zu sichern. Doch der Verteidiger verkalkuliert sich, Daniel Gomez setzte entschlossen nach und ebnete somit den Weg zur Aachener Führung. Der Franzose schnappte sich den Ball, verzögerte lange, um dann genau im richtigen Moment den mitgelaufenen Jens Scharping zu bedienen. Der Mittelstürmer verwandelte aus fünf Metern sicher zum 0:1 (33.).

Bei den Gastgebern machte sich nach fünf Niederlagen in Serie jetzt Verunsicherung breit. „Meine Mannschaft hat einige Minuten gebraucht, um das Gegentor zu verkraften“, musste auch Horst Ehrmantraut eingestehen. So konnten die Alemannen den Vorsprung bis zur Halbzeit ohne große Mühe verwalten. Im Gegenteil: mit etwas mehr Präzision wäre bei zwei Kontern sogar noch ein höheres Resultat möglich gewesen.

Auch nach dem Seitenwechsel waren die Angriffsbemühungen der Saarbrücker nicht von zwingender Gefährlichkeit gezeichnet. Aber auch die Aachener konnten aus den Schnelligkeitsvorteilen in der Offensive durch Jan Schlaudraff und Daniel Gomez kein Kapital schlagen. Bei den Saarbrücker Zuschauern machte sich bereits Resignation breit, bevor der Ausgleich buchstäblich aus heiterem Himmel fiel. Demai hatte das Leder von der rechten Seite in den Rücken der Aachener Abwehr geschlagen, wo der kurz zuvor eingewechselte Matthias Hagner nicht lange fackelte und die Kugel volley in den rechten Winkel jagte - ein tolles Tor, bei dem Stephan Straub nicht den Hauch einer Abwehrchance hatte (66.).

Wer nun aber dachte, das Blatt würde sich wenden, der sah sich getäuscht. „Es war schon überzeugend, dass wir da noch einmal eine Reaktion gezeigt haben.“, lobte Dieter Hecking seine Schützlinge. Pünktlich zur erneuten Aachener Führung war auch das Glück endlich wieder auf Seiten der Tivoli-Kicker. Nach einer Pinto-Ecke traf Emil Noll zwar zunächst nur die Querlatte, doch im anschließenden Getümmel behielt Alexander Klitzpera die Übersicht, bediente erneut Emil Noll, der denn Ball aus kurzer Distanz kompromisslos zum 1:2 über die Linie beförderte (73.). Das erste Zweitligator des Ex-Aaleners war zugleich Spiel entscheidend. „Sicherlich habe ich mich über diesen Treffer gefreut, aber im Prinzip ist es egal, wer die Tore macht“, blieb der Linksverteidiger bescheiden.

Von dem erneuten Rückschlag erholten sich die Gastgeber nicht mehr. Was Hecking jedoch Grund zur Kritik gab, war die mangelnde Kaltschnäuzigkeit bei der Verwertung des sich nun bietenden Freiraums. Zahlreiche Kontermöglichkeiten über Gomez, Pinto und den ebenfalls eingewechselten Reghecampf führten nicht zum beruhigenden dritten Tor. Doch auch ohne weiteren Treffer sicherte sich die Alemannia den zweiten Sieg in Folge. Die anstehende Osterpause wird am Tivoli auch dazu genutzt werden, angeschlagene Spieler wie Erik Meijer, Florian Bruns und Kai Michalke wieder fit zu bekommen. Von der eingeschlagenen Linie in Sachen Zielvorgabe weicht Hecking auch durch die verbesserte Ausgangslage nicht ab: „Jetzt wollen wir erstmal Ostern genießen, und dann bereiten wir uns auf Erfurt vor“, blickt der Coach weiterhin nur von Spiel zu Spiel.

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