Keine Frage, am Tivoli hat man die Zweitliga-Ergebnisse von Sonntag und Montag mit Freude zur Kenntnis genommen. Am Mittwoch winkt bei einem Sieg im Nachholspiel beim 1. FC Saarbrücken die Tabellenführung. Aber die spielt nur eine untergeordnete Rolle.
„Wir wollen unseren Vorsprung ausbauen - so oder so“, sagt Dieter Hecking vor der Begegnung im Ludwigspark. Acht Punkte trennen die Alemannia derzeit von einem Nicht-Aufstiegsplatz, elf könnten es werden. „Die Tabellenführung wäre nur ein schöner Nebeneffekt“, stellt der Trainer klar, der wie schon in den vergangenen Wochen gebetsmühlenartig wiederholt: „Wir sind noch nicht durch und müssen die Konzentration hoch halten.“ Ergebnisse wie am Wochenende dienen da als Argumentationshilfe, zeigen sie doch, wie eng es in der Liga zugeht. Auch Gegner Saarbrücken leistete der Alemannia mit dem 1:0-Erfolg in Cottbus Amtshilfe und machten in eigener Sache einen psychologisch wertvollen Schritt nach vorne. Erstmals in dieser Saison steht das Team von Rudi Bommer nicht auf einem Abstiegsplatz.
„Nach den Verpflichtungen der Winterpause gibt Saarbrücken ein ganz anderes Bild ab als zuvor“, hat auch Hecking erkannt. Besonders Stürmer Jonathan Jäger, am Sonntag Schütze des Goldenen Tores, strahlt eine Menge Torgefahr aus. Ausgerechnet Jäger steht nun wegen einer Zerrung am Mittwoch auf der Kippe, genauso wie Chadli Amri (Achillessehnenprobleme) und Sebastian Pelzer (Kapselverletzung). „Der Trend geht dahin, dass alle drei ausfallen werden“, sagte Bommer am Dienstag während der Pressekonferenz. Weil auch Abwehrspieler Alexis Genet gelb-gesperrt fehlt und die Spielerdecke nicht so dick ist, könnte der eine oder andere der Angeschlagenen am Mittwoch aber doch auflaufen. Personalsorgen hin oder her, Bommer macht vor der Partie auf Selbstvertrauen: „Die Alemannia ist für mich das stärkste Team der Liga, das sicher aufsteigen wird. In Saarbrücken werden sie allerdings leer ausgehen.“ Große Töne.
Bei der Alemannia ist die personelle Situation weitgehend geklärt. Moses Sichone fehlt wegen seines Bänderrisses, Emil Noll hat zum fünften Mal Gelb gesehen. Laurentiu Reghecampf ist von seiner Grippe genesen und könnte zum Einsatz kommen. Falls er sich fit genug fühlt, soll er von Beginn an ran. Hinten rückt Mirko Casper auf die linke Abwehrseite, Thomas Stehle füllt die Lücke in der Innenverteidigung. Die Bilanz gegen den 1. FC Saarbrücken fällt für die Alemannen positiv aus: In insgesamt 35 Partien musste Aachen nur elf Niederlagen einstecken. Das Spiel der Hinrunde am Tivoli endete mit einem 4:0-Sieg für die Hecking-Elf. Die letzte Partie im Ludwigsparkstadion gewann Aachen vergangene Saison mit 2:1.
Die Aussicht auf den Platz an der Sonne sollte dem Team Extra-Antrieb geben, ist aber wie erwähnt nebensächlich. Vorrang hat nicht die Meisterschaft, sondern der Aufstieg - egal auf welchem der drei Plätze, wie Hecking betont. „Aufgrund der Ergebnisse vom Wochenende ergibt sich für uns eine günstige Konstellation, den Vorsprung auf Platz 4 auszubauen“, beschreibt er das Ziel.
Schiedsrichter der Begegnung ist der Zahnarzt Dr. Franz-Xaver Wack (41) aus Biberbach. Ihm assistieren an der Seitenlinie Markus Pflaum und Stefan Schlott.
1. FC Saarbrücken: Adiele, Bencik, Demai, Eich, Hadji, Hagner, Halet (46. Rozgonyi), Nehrbauer (74. Diane), Nsaliwa, Örtülü, Pelzer / Trainer: Rudi Bommer
Alemannia Aachen: Casper, Ebbers, Fiel (61. Koen), Klitzpera, Nicht, Pinto, Plaßhenrich, Reghecampf (51. Sukalo), Rösler, Schlaudraff, Stehle (63. Dum) / Trainer: Dieter Hecking
0:1 Ebbers (7.), 0:2 Schlaudraff (25.), 1:2 Hagner (42.), 2:2 Bencik (45.+1), 2:3 Klitzpera (60.), 2:4 Schlaudraff (71.), 2:5 Rösler (90.+1)
Koen (87.)
3 / 2
Dr. Franz Xaver Wack, Markus Pflaum, Stefan Schlott
12.600 (davon ca. 1.000 aus Aachen)
wolkig, 10 Grad
Die Alemannia hat mit dem 5:2-Sieg im Nachholspiel beim 1. FC Saarbrücken die Tabellenführung übernommen und geht mit einem Vorsprung von elf Punkten in die letzten sieben Spieltage. Nach einer 2:0-Führung nutzten die Gastgeber zwei Unachtsamkeiten zum Ausgleich, ehe unser Team im zweiten Durchgang den Sack zu machte.
Der Stadionsprecher lag vor der Partie komplett daneben. Er kündigte Verteidiger Tamandani Nsaliwa als „den Mann, von dem Marius Ebbers Alpträume bekommen wird“ an. Nach sechs Minuten erwies sich das als komplette Fehleinschätzung. Jan Schlaudraff machte sich auf den Weg und bediente Ebbers elegant per Außenrist. „Ebbe“ setzte seine Treffer-Serie mit seinem 50. Zweitligator fort und traf zur Führung. Henrich Bencik setzte in der 19. Minute einen Rechtsschuss nur Millimeter am Pfosten vorbei. Bei einer Hereingabe von Sergio Pinto rettete Torwart-Oldie Peter Eich mit einem Fuß.
In der 25. Minute tauschte Aachens Sturm-Duo die Rollen. Ebbers schickte Schlaudraff auf die Reise und der „Knochen“ beendete seine Torflaute mit einem überlegten Schuss mit dem Außenrist. Alles deutete auf einen klaren Aachener Erfolg hin, aber der Schein trog. Saarbrücken fightete zurück. Erst verpassten Hadji und Hagner nur knapp, dann sorgte der Ex-Gladbacher für den Anschlusstreffer. Zunächst blockte Alex Klitzpera Bencik noch, den Abpraller sicherte sich der nachgerückte Hagner und traf in den Winkel (42.). Zwei Minuten später rettete Pinto in höchster Not auf der Linie. Der Ausgleich fiel dennoch vor der Pause. Im Rücken von Alex Klitzpera erlief Bencik einen langen Ball und blieb cool. „In dieser Phase haben wir sicher nicht souverän gewirkt“, erklärte Hecking, der allerdings weniger Nachlässigkeiten als viel mehr die mangelnde Eingespieltheit der Viererkette als Grund anfügte, in der Thomas Stehle im Zentrum mitwirkte und Mirko Casper links verteidigte.
Nach dem Wechsel tauchte zunächst der eingewechselte Rozgonyi vor Nicht auf, verzog aber. Die Alemannia griff auf eine ihrer zuverlässigsten Waffen zurück: eine Standardsituation. Ecke Pinto, Klitzpera köpfte zum 3:2 ein (60.). Diesmal geriet das Team nicht mehr in allzu große Bedrängnis. Sascha Dum ersetzte Thomas Stehle, der nach einem Zweikampf verletzt raus musste. Der junge Linksfuß machte bei seinem Debüt im Alemannia-Trikot eine gute Figur. „Es freut mich für ihn, denn er hatte keine leichten Wochen zuletzt“, sagte Sportdirektor Jörg Schmadtke.
Mit seinem zweiten Tor machte Jan Schlaudraff den Sack endgültig zu. Sascha Rösler jagte einen Volleyschuss aufs Tor, Eich konnte den Ball aber nur abprallen lassen. Mit Saisontor Nummer 11 hatte Schlaudraff keine große Mühe. Hadji hätte die Sache noch mal spannend machen können, knallte aber einen Elfmeter (Pinto an Bencik) in die Wolken. So kam Alemannia noch zum fünften Tor. Katastrophen-Fehler von Demai, Ebbers entschied sich für die kollegiale Variante und schenkte Rösler den Treffer. „Hut ab vor Marius, dass er da quergelegt hat. Sascha hat lange auf sein Tor gewartet“, meinte Hecking.
Nach dem Spiel feierte das Team in der schwarz-gelben Kurve den Auswärtssieg und die Tabellenführung, es wurde getanzt und getrommelt. Mit 55 Punkten und einem komfortablen Vorsprung ist die Erste Liga am Mittwoch ein Stück näher gerückt.