Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, Esser – N. Creutz, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, A. Wesché
Köln 1899: Schwellenbach II – Reiff, Raffenberg – Leinen, Rheindorff, Ludwig – Esch, Bauwens, Heyden, Schwellenbach I, Schwalge
1:0 Wollgarten (10.), 1:1 Esch (61.), 1:2 Bauwens (65.), 2:2 Wesché (75.)
Levy
(auf dem Sportplatz Siegel)
Mit grösster Spannung, aber auch mit grosser Besorgnis hatten Spieler wie Laien das Spiel des 29. September herbei gewünscht, das in dieser Saison die Hoffnungen Alemannias auf die Meisterschaft teilweise schon entweder rechtfertigen oder zu Schanden machen sollte, das Spiel gegen den alten Meisterschaftsfavoriten des I. Bezirks, den Kölner Fussballklub 1899. Das Wetter war gut, der Boden trocken und Alemannia nicht zu siegesgewiss, drei Faktoren, die bei uns stets ein günstiges Resultat erwarten lassen.
Schon nach wenigen Minuten, als Wollgarten einen vom Cölner Tor zurückkommenden Ball mit grosser Wucht unter die Stange schiesst, geht Rafenberg, der bis zu diesem Zeitpunkt stürmte, in die Verteidigung und schafft etwas Luft. Trotzdem werden mehrere Eckstösse von den Rotweissen verwirkt, welche von Leussler mit maschinenmässiger Gleichmässigkeit getreten, manche schwierige Situation schaffen. Die Cölner spielen nervös und zerfahren, nur dass Bauwens durch sein energisches und Esch durch sein ziemlich unfaires Spiel etwas Leben in den Sturm bringen. Bald darauf fasst Leussler, der es ebenso, wie Wesché auf den Torwächter abgesehen hat, den Ball, der hart an Schwellenbach vorbei langsam gegen die Stange rollt. Andere Bälle sausen eine halbe Handbreit über das Tor oder prallen gegen den Pfosten. Dann bringt uns der Schiedsrichter um einen wohlverdienten Erfolg. Wollgarten nimmt hinter den gegnerischen Hinterspielern von einem Abstoss von unserem Tor den Ball an, als Levy völlig unberechtigter Weise "Abseits" pfeift. Hatte in dem Spiele der vorigen Saison in Cöln das Glück ein Einsehen gehabt, und die schweren Anstrengungen der beiden Backs und des Torwächters mit einem unentschiedenen Resultat belohnt, so wurde dies jetzt duch das unverdiente Pech der Stürmer reichlich wieder wett gemacht. Die zweite Hälfte zeigt in den ersten 20 Minuten ein anderes Bild. Cöln drängt. Ein hoher Ball Eschs geht unhaltbar in die gegenüberliegende Torecke und Bauwens köpft in ungedeckter Stellung einen Eckball glatt ein. Allgemeine Verblüffung bei unseren Spielern. Dann aber zieht unsere Erste auf, doch scheinen ihre Anstrengungen vergebens. Da verhilft uns ein schnelles Vorgehen von Emunds zum ausgleichenden Tor. Wollgarten erhält von ihm den Ball, verliert ihn aber vom Fusse, Wesché II läuft ein und schiesst unhaltbar ins Netz. Rauschender Beifall im Publikum. Jetzt nimmt Köln auch noch Bauwens zurück und verteidigt während der letzten Viertelstunde mit zäher Hartnäckigkeit.
Auch in diesem Spiele glänzte wieder einmal unsere Verteidigung. Besonders Breuer gab seinem Gegner Raffenberg nichts nach. Die Halfreihe spielte ihr gewohntes solides und überlegtes Spiel, nur könnte Roolf seinen Backs etwas mehr Vertrauen entgegenbringen und ihnen in schwieriger Lage den Ball zurückgeben. In der Stürmerreihe hält Wollgarten allzulange den Ball, obschon Kombination weder seine noch seiner Nebenleute schwache Seite ist. Wesché II hat seinen alten placierten Schuss noch nicht wiedergefunden und Creutz mangelt es wirklich an Übung. Wesché I spielte besser und fleissiger als man es für gewöhnlich bei ihm sieht. Alle aber taten ihr Möglichstes und wenn durch anhaltendes systematisches Training die alte Höhe wieder erreicht ist, so wäre es gar nicht so unmöglich, dass unsere Erste am Schluss der Saison wenigstens eine bescheidene Bezirksmeisterschaft nach Hause brächte.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 11 / 1. November 1907)
