Alemannia Aachen: Hennes – Emunds, Riechert – X. Baurmann, J. Wesché, Janser – Vogeno, Schroeder, H. Wollgarten, Cl. Baurmann, Altenkamp (zu acht begonnen und später vervollständigt)
Köln 1899: –
1:0 Baurmann, 1:1, 1:2, 1:3 Heyden, 1:4 Fellinger, 2:4 Altenkamp, 3:4 Altenkamp
Krusenbaum (Duisburg) ?
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Klagend windet sich die Feder – –-
Die Bilanz ist einfach: 13 Spiele, 6 auswärts, 7 in Aachen; von denen, die hier stattfanden, haben wir ganze zwei gewonnen, man bedenke, zwei von sieben und auf eigenem Platz, das ist doch eigentlich eine Art von Bankrotterklärung für eine Mannschaft. Gewiss, die Hälfte der auswärts ausgetragenen Spiele haben wir – nicht verloren; (denn von einem Siege darf man wenigstens in Essen und Duisburg kaum reden). Sichere Gewinnaussichten haben wir nur noch für das Spiel in Ruhrort. Da sist der nackte Tatbestand.
Auch die Ursache alle dieser Niederlagen ist nicht nur denen, die die Spiele gesehen, sondern auch allen, welche die Berichte verfolgt haben, klar. Wir haben keine erstklassige Stürmerreihe mehr. Im Zusammenspiel genügt nur die rechte Flanke bescheidenen Ansprüchen (und bescheiden sind war ja jetzt geworden), die linke jedoch will sich, wie es scheint, nicht mehr verstehen. In der zweiten Halbzeit gegen K.F.C. erhielt Altenkamp von seinem Nebenmann, der sich allerdings stets in der Mitte aufhielt und aufhalten musste, sage und schreibe einmal den Ball zugespielt, in 45 Minuten einmal und das unter dem entrüsteten Ausruf: Da hast du ihn. Und dieser Aussenseiter, der infolge des schlechten Zuspielens seines Hintermannes fast ganz kalt gestellt war, erzielt beide Tore. Das spricht Bände.
Als Einzelspieler ist keiner der Stürmer so gut, dass man nicht unbedenklich einen besseren an seine Stelle setzen möchte, andererseits aber auch nicht so schlecht, dass sich nicht eine gute Stürmerreihe daraus bilden liesse. Aber die Sache hat einen Haken, nämlich Wollgarten, der die ganze Reihe festhält. Wie ein Bleigewicht zieht er seine Nebenleute zurück und wenn der Ball vor das Tor gegeben wird, ist er nie da. Dass dies Wesche manchmal auf die Nerven fällt, verstehe ich sehr gut. Gewiss, Wollgarten verfüht im Feld noch über eine erstaunliche Menge Technik, aber Energie und Schussvermögen hat er vollständig eingebüsst, Sinn für Flankenspiel nie besessen. Da wir nun für den Rest der Spielzeit nichts mehr zu hoffen, aber auch nichts zu fürchten haben, so müssen wir schon für den kommenden Herbst sorgen und eine bessere Triebfeder für die Stürmerreihe zu bekommen suchen. Auch in diesem Spiel ist mir wieder das viele Abseitsstehen unserer rechten Flankenstürmer aufgefallen.
Wir beginnen mit 8 Mann, gehen vom Anstoss durch und erzielen zur allgemeinen Erheiterung das erste Tor durch Baurmann. Wesches erstes Auftreten bringt einen Freistoss gegen uns ein. Die Stimmung der Zuschauer hebt sich. Das Treffen bleibt aber, wie immer bei diesen Gegners bis zum Schluss vornehm durchgeführt, dabei aufregend und spannend. Entschieden wurde es lediglich durch die bessere, weil schnellere und energischere Stürmerlinie. Die Verteidigung war beiderseits auf der Höhe. Emunds Ballsicherheit, Riecherts vieles, ganz neues Kopfspiel und Schwimms gewohntes wackeres Arbeiten entfesselten vielen Beifall. Dass auch die andere Seite nicht unbeschäftigt blieb zeigt das Ergebnis. Pause 2:1 für Köln. Dann liess unsere Mannschaft nach, sodass der Vorsprung sich um 2 Tore erhöhte. Nun war aber Schluss; denn eine solche Blamage durfte man nicht auf sich sitzen lassen. Alles wurde nach vorne geworfen und Altenkamp hatte bald die Genugtuung, zwei Erfolge zu buchen; einen dritten bei Gelegenheit eines schönen Durchbruchs von Wollgarten, wobei der Ball vom Pfosten abprallte, machte ihm der schwere Boden unmöglich. Der Schlusspfiff des bei Abseitsstellung nicht befriedigenden Schiedsrichters beendete ein nett und flott durchgeführtes Spiel.
Ueber Verteidigung und Sturm habe ich schon das Nötige gesagt. In der Läuferreihe befriedigte Baurmann und Janser durchaus nicht; beide unterliessen in der ersten Hälfte die Deckung der Aussenstürmer, in der zweiten vergassen sie darüber die Unterstützung der eigenen Stürmer. Janser ist sonst darin besser, nur müsste er sich einen kräftigeren Stoss in bedrängter Lage aneignen. Was wir an Wesche haben, wissen wir alle, auch die Zuschauer, wie wir bei seinem Auftreten merkten. Er ist der Einzige, (abgesehen von den Hinterleuten), der, wenn ihm bei solchem Boden etwas misslingt, seine Schwere als Entschuldigung vorschützen könnte. Alemannia war einmal eine schwere Mannschaft.
Ich bin kein Schwarzsehen, und glaube nicht, dass Aachen jemals aus der Liga verschwinden könnte; ich kritisiere scharf, aber gerecht; ich bin andererseits leicht zufrieden zu stellen, da ich nur eins von den Spielern verlange: energisches, eifriges Spiel vom ersten bis zum letzten Augenblicke.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 2 / Februar 1912)
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