Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, Essers – Leussler, J. Wesché, H. Wollgarten, K. Baurmann, A. Wesché
Düsseldorf 1899: Düsseldorf zu zehnt angetreten.
1:0 Leussler, 2:0 Wesché, 3:0 Leussler, 4:0 Leussler, 4:1
Rassbach (Alemannia)
1.500 (auf dem Sportplatz Siegel)
Commer vorübergehend verletzt ausgeschieden (20.)
Den programmmässigen Sieg unserer I. am Stiftungsfesttage musste sich diesmal der Meister von Westdeutschland gefallen lassen.
Düsseldorf tritt mit 10 Leuten an. Unsere Aufstellung ist: [...]
Der Spielanfang zieht sich durch eine staffierte photographische Aufnahme unserer Mannschaft bis 4 Uhr hin.
Die Gäste werden sofort zurückgedrängt. Ein Ball Baurmanns wird glücklich gehalten. In der 10. Minute stoppt der gegnerische Torwächter einen scharfen Schuss A. Wesché's; Leussler ist zur Stelle, drückt den Ball ins Netz. Die Gegner kommen jetzt verschiedentlich gut auf. Segnitz rettet zweimal unter übergrossem Beifall des Publikums. Etwa 20 Minuten nach Beginn scheidet Commer seines alten Knieleidens wegen aus. Er tritt zwar später wieder ein und bleibt bis zum Schluss im Feld, kann aber in keiner Weise mehr in den Kampf eingreifen. Bis zur Pause bleibt's bei dem Stande 1:0 für uns, da unsere Stürmer sich gegenseitig im Chanceverpassen übertreffen.
Nach dem Wechseln greifen die Unsrigen mit Feuer an und bringen Düsseldorfs Hintermannschaft in arge Nöten. A. Wesché überläuft die Verteidigung und schiesst scharf in die Ecke. Nicht lange dauerts und Leussler hat ein 3. Tor eingeköpft. Es folgt jetzt eine Zeit, in der unsererseits recht lasch gespielt wird. Die Gäste werden verschiedentlich sehr gefährlich; nur ganz knapp kann Segnitz einmal parieren. Aus einem Gedränge giebt dann Leussler zum 4. Male für uns ein. Kurz vor Schluss verwirkt Breuer einen Strafstoss, der zuerst gehalten, bei der Wiederholung Düsseldorf das Ehrentor bringt.
Das Resultat steht in keinem Verhältnis zu unserer Überlegenheit. Das Spiel war an und für sich nicht übermässig interessant. Trotzdem sah man beiderseitig gute Leistungen. Bei den Gästen war das Einzelkönnen augenfällig. Ihre so sehr gerühmte Kombination kam nur bisweilen und auch dann nur andeutungsweise zum Vorschein.
Bei uns muss man, um irgendwo anzufangen, A. Wesché loben, der heute m.E. sein bestes Spiel lieferte. Er spielte vor allem eifrig und auch besonnen, wenn man von den gelegentlichen noch grade spassigen Zenterbällen absehen will, die in alle Ewigkeit weiter fliegen würden, wenn sie nicht ein mitleidiger Zuschauer oder Drahtzaun aufhielte. In seiner Art also leistete er das höchste, und wenn, wie man hörte, bereits gegen Bonn Riechert für ihn eingestellt wird, so hat er sich sans phrase mit Ehren verabschiedet. Pber das Spiel seines Nebenmannes sind die Ansichten geteilt. Balltechnik, Kombination und auch Schuss sind bei ihm mehr als hinreichend ausgebildet. Seine präcisen Bälle zur Flanke aus allen Lagen fielen allgemein auf. Man kann gegen ihn einwenden, dass er nicht schnell und nicht wuchtig genug sei. Möglich! Aber das wäre ja der Vorwurf, den man unserer Stürmerreihe als solcher machen muss. Man beobachte doch z.B.: Wollgarten, wie er unter allen Umständen, wenn der Ball zu ihm kommt, das Spiel kunstfertig zum Stehen bringt. Er kultiviert zu sehr die Mittel und verliert dabei dem Zweck aus dem Auge. Und der Zweck verschönt doch die Mittel. Also unlogisch, Herr Spielführer. J. Wesché fand sich schnell auf seinem neuen Posten zurecht. Nach dem Ausscheiden Commers schimmerte übrigens auch sein beachtenswertes Talent zum Half durch. Leussler spielte wie gewohnt energisch und zielbewusst. Seinem frischem, stes nach vorne drängendem Spiel ist es zu verdanken, dass die zu Übertreibungen neigende Kombination unserer Stürmerlinie nicht längst zu Farce ausgeartet ist. Die Läufer befriedigten durchaus. Commer hielt mühelos seine schnelle Flanke; dann musste er leider eine Statistenrolle spielen. Roolf, durch Krankheit leicht indisponiert, spielte mit auffallender Mässigung und Überlegung. Esser scheint nach einigen schwachen Spielen wieder in seine gute, alte Form zurückkehren zu wollen. Bemerkenswert ist seine verständige Zusammenarbeit mit Emunds, der seinerseits ein gutes, zuverlässiges Spiel bot. Den "star" gab wiederum Breuer ab, der zu seiner eigenen die Arbeit Commers grösstenteils auf sich nahm. Aber! So sehr auch sein glänzendes Spiel allseitige Bewunderung herausfordert, man kann den Eindruck nicht los werden, dass etwas Luxus, etwas Überfluss dabei ist. Sein Spiel hat unleugbar eine verzögernde Note, die z.B. bei Emunds nicht zu finden ist. Ausserdem spielte er reichlich scharf, was sich wieder einmal mit einem Strafstoss rächte. Segnitz hielt sicher was aufs Tor kam. Das Schiedsrichteramt war bei Herrn Dr. W. Rassbach in guten Händen.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 11 / 1. November 1907)
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