Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Essers – N. Creutz, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, A. Wesché (zu zehnt angetreten)
"zahlreich"
Tor: M. Breuer (Foulelfmeter)
War das glänzende Spiel unserer ersten Mannschaft gegen Bonn ein Zeichen für einen plötzlich eingetretenen Umschwung zum Bessern in der bisher so unüberlegten Spielweise unserer Stürmer oder war es nur ein vereinzeltes Aufflackern aller Lebensgeister, wie es sich in jeder Mannschaft nach häufigen Niederlagen einmal einzustellen pflegt? Das war die Frage, die sich jedem von uns nach dem Bonner spiel aufdrängte, und die selbst für den Kenner unserer Mannschaft recht schwer zu entscheiden war. Klarheit konnten nur die folgenden Spiele geben, und vor allem erwarteten wir sie von dem nächsten Spiele, das in Düsseldorf gegen den D.F.C. gespielt wurde.
Bevor ich das Urteil, ob unsere Mannschaft die Erwartungen unserer Freunde gehalten hat, abgebe, muss ich der veränderten Bedingungen Erwähnung tun, unter denen dieses Spiel im Vergleich mit dem des 30. Sept. stattfand. Vor allem wurde diesmal auf fremdem Platz gespielt, was für jeden Verein, besonders für uns, von grosser Bedeutung ist. Wie sich ferne die Mannschaft gegenüber dem letzten Spiel geändert hatte, zeigt die folgende Aufstellung: [...]
Roolf, Baurmann, Böven hatten nicht mitkommen können. Dafür hatte sich unser alter Spieler C. Foerster zum Mitspielen erboten. Durch ein Missverständnis blieb er aus, und wir mussten mit 10 Mann antreten. Wenn ich nun bemerke, dass Düsseldorf seine übervollständige, vorzügliche Mannschaft zur Stelle hatte, eine noch bessere Mannschaft als die, die uns z.Z. in Aachen 5:1 schlug, dann kann man sich einigermassen vorstellen, mit welchen Gefühlen wir auf den Platz gingen und dort vernahmen, dass wir zu alledem auch noch die erste Hälfte gegen den scharfen Wind spielen sollten. Noch vor einem Jahr, möchte ich behaupten, hätte unsere Mannschaft unter solchen Verhältnissen völlig den Mut verloren und wäre mit einer Bescheerung von 6-8 Toren abgezogen. Dass es uns diesmal nicht so ging, dass wir gegen den starken Gegner und den noch stärkeren Wind in der ersten Hälfte nur 3 Tore verloren, ohne uns übrigens auf die Verteidigung zu beschränken, betrachte ich als eine gute Vorbedeutung für die Zukunft.
In der zweiten Hälfte waren wir dann mit dem leider jetzt schwächeren Winde überlegen, natürlich nicht ganz so, wie vorhin der Gegner. In beiden Hälften machte übrigens auch die bedrängte Partei häufig genug gefährliche Angriffe. Bei einem solchen erzielte Düsseldorf das vierte Tor. Der Rechtsaussen schoss fast von der Torlinie scharf ein. Unser Tor war ein wegen rohen Spiels gegebner Elfmeterstoss, den Breuer mehr scharf als plaziert eintrat. Einen Freistoss von etwa 35-40 m trat Breuer gegen die Querstange; der kleine Torwächter hätte den Ball beim besten Willen nicht halten können. Auch sonst hatten wir häufig Gelegenheit zum Torschuss, aber die Lücke in der Läuferreihe, die immer einen Stürmer zum Zurückbleiben zwang, liess sie uns nicht ausnutzen. Ausserdem war natürlich die Verteidigung des Gegners vorzüglich auf dem Posten; überhaupt sah ich in der ganzen Mannschaft, die jetzt durch Ratinger Spieler wesentlich verstärkt ist, keinen schwachen Punkt. Auch bei uns kann man fast nur loben. Mit der Verteidigung konnte man, glaube ich, zufrieden sein; sie hatte hartes Spiel. Segnitz und Breuer lobt man am meisten, wenn man berichtet, dass sie gespielt haben, wie immer. Commer ist wieder der Alte. Essers merkte man den Ersatzmann gar nicht an. Die Stürmerlinie hatte sehr unter dem Fehlen des Centrehalfs und dem teilweise zu scharfen Spiel des Gegners zu leiden; trotzdem befriedigte sie. Im allgemeinen wurde rechte vernünftig zusammengespielt, und alles war schnell am Ball. Mit dem Resultat von 1:4 konnten wir sehr zufrieden sein und waren es auch; mit einem elften Spieler wäre die Sache – das gab auch der Gegner gerne zu – ganz anders gekommen.
Die Hauptfrage: Ist die bessere Spielweise gegen Bonn nur ein bezeichnenden Zufall gewesen, dem man keinerlei Bedeutung beimessen darf, beantwortet sich demnach von selbst mit: nein. Ich habe die Überzeugung, dass unsere Mannschaft einen ordentlichen Schritt voran getan hat und hoffe, den Beweis dafür in den nächsten Spielen erbracht zu sehen.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 11 / 1. November 1906)
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