Köln 1899: Schwellenbach II – Kremer, Reif – Marum, Reinhardt, Reif – Humbach, van Holthe, Bauwens, Fellinger, Schwellenbach I
Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, H. Wollgarten – Wolff, Holtsträter, J. Wesché, Rex, Altenkamp
0:1 Wesché, 0:2 Wesché, 0:3 Rex, 1:3, 2:3 van Holthe, 3:3 van Holthe
20.000 (in Barmen)
Gelegentlich des in Barmen stattfindenden Kongresses für Volks- und Jugendspiele war unsere I. Mannschaft zu einem Gesellschaftsspiel gegen K.F.C. 99 I eingeladen worden, und gerne waren wir dieser Einladung gefolgt. Heute kann ich nur einen Spielbericht bringen, über Fahrt und andere Erlebnisse soll nächstens eingehend berichtet werden. Man hatte diejenigen Vereine ausgewählt, die in Westdeutschland das technisch am meisten durchgebildete u. fairste Spiel zeigen. Viele der Zuschauer, die wohl noch nie ein erstklassiges Fussballwettspiel gesehen, haben wohl ihre Meinung von dem "rohen Fussballspiel" gründlich reformieren müssen, denn, was ihnen da vorgeführt wurde, war in Wirklichkeit ein selten interessantes und auch "anständiges" Spiel wie der Kenner es zwischen K.F.C. 99 und Alemannia immer sieht.
In nachstehender Aufstellung: [...] beginnt das Spiel mit dem Anstosse Kölns. Der ungewohnte Platz, der statt des Rasens mit feinem Kleinschlag bedeckt ist, machte sich zunächst etwas geltend. Alemannia scheint sich zuerst zurechtzufinden, wenigstens sind seine Angriffe gefährlicher. In der 12. Minute geht ein schlechter Schuss Joes ins Netz, nachdem er durch Schwellenbachs Hände geglitten ist. Gleich darauf erhielt auch Wirtz Arbeit, der Ball gelangt dann an unsere linke Flanke, Altenkamp bringt ihn schnell nach vorne und giebt zur Mitte, Wolff schiesst scharf über die Stange. Alemannia ist jetzt glatt überlegen, Kölns Verteidigung kommt oft in Bedrängnis. Wesche, der heute unermüdlich scheint, umgeht alles, was sich ihm in den Weg stellt und schiesst an dem Torwächter vorbei, der ihm entgegenläuft und fällt, ins Netz. Köln sucht das Spiel offen zu halten, kann auch eine Ecke erzwingen, die keinen Erfolg bringt. Immer wieder sind unsere Stürmer im Angriff, Rex bringt aus 20 m einen scharfen Schuss an, den Schwellenbach nicht mehr erreichen kann. Das scheint Köln doch zu arg zu sein, ein schöner Angriff bringt ihm kurz vor Halbzeit den ersten Erfolg, allerdings wie mir gesagt wurde – aus Abseitsstellung. Ich selbst konnte dies von meinem Platze aus nicht beurteilen.
Nach Seitenwechsel beginnt Köln zu drängen und wird unserem Tor um so gefährlicher, als Alemannia ziemlich flau spielt: "Es klappt nicht mehr so recht". Zudem kommt der Schiedsrichter den Angriffen Kölns zu Hilfe, da er mehrfaches Abseits der linken Flanke nicht sieht. Nachdem noch unsere Stürmer einen guten Vorstoss gemacht, und Wesche einen Schuss dem Torwächter in die Hände jagt, kann Köln infolge zeitweiser Unsicherheit unserer Verteidigung mehrere Ecken erlangen und so das Spiel in unserer Seite halten. Dem sonst gut bewachten van Holthe gelingt, da er ungedeckt steht, durch einen seiner gefürchteten Prachtschüsse das zweite Tor. Inzwischen hat Holtstraeter mit Wollgarten gewechselt, aber immer noch kann unser Angriff nicht durchkommen. Nachdem dann van Holthe durch einen Schuss aus 5 m Entfernung den Ausgleich herbeigeführt hat, rappelt sich endlich unsere Mannschaft auf und beginnt zu drängen. Aber schöne Schüsse – namentlich von Wesche – gehen daneben oder werden von Schwellenbach in bekannter Mannier gehalten. Nach einem schönen Laufe Wolffs erhält Altenkamp den Ball aber der totsicher scheinende Erfolg bleibt aus; noch einige Attacken hind und her, dann ist Schluss.
Cöln zeigte das gewohnt ausgeglichene Spiel, nur schien Schwellenbach in der ersten Hälfte unsicher; hervorragend waren der Mittelläufer und der Rechtsinnen van Holthe. In der Stürmerreihe war das Zusammenspiel nicht auf der gewohnten Höhe, jedoch war die Verbindung mit der Läuferreihe ausgezeichnet, letztere versäumte trotzdem nicht die Verteidigung. Meiner Ansicht nach spielt alles zu sehr auf van Holthe, wodurch das Spiel zu einseitig wird. Auch merkt der Gegner leicht die Taktik und deckt so um so schräfer. Mit dem Spiele unserer I. Mannschaft darf man zufrieden sein, die lange Spielpause merkte man ebenso wie bei Cöln nicht, da das Temp stets schnell blieb. Wirtz lieferte ein gutes Spiel und zeigte vor allem grosse Ruhe, von den Toren konnte er keines halten, er rettete mehrfach gut. Merkwürdigerweise gelangen ihm die Abstösse schleht. Allerdings nahm ihm Breuer viele Arbeit ab, der wie immer scharf auf dem Posten war. Diesmal hatte er auch grössere Sicherheit vor Riechert, nur muss "Moritz" immer mal dribbeln, was dem Spiel nicht immer von Nutzen ist. Sein Nebenmann war, wie schon bemerkt, nicht sehr sicher, namentlich in der 2, Hälfte, wo er einige Bälle arg versiebte, hielt aber sonst das Spiel gut durch. Boeven hielt seine Flanke in gewohnter Weise, was um so mehr zu würdigen ist, als er Cölns stärkste Flanke gegen sich hatte. Roolf wühlte unermüdlich, und ersetzte die ihm noch zu wünschende vollendete Technik durch regen Eifer. Sein Kopfspiel war gut, ebenso wie bei Wollgarten, der als Läufer ruhiges, überlegtes aber doch schnelles Spiel zeigte, nur schien er zeitweise etwas matt. Im Angriff ragte neben Wesche die linke Flanke hervor. Altenkamp und Rex spielten vorzüglich zusammen, hart an der Linie brachten sie durch haarscharfes aber schnelles Abgeben den Ball immer wieder nach vorn, es war wirklich eine Freude, ihnen zuzusehen. Dabei gilt Altenkamp gut zur Mitte und verfügt auch über Schussvermögen, Eigenschaften, die man bei Wolff neben dessen Schnelligkeit gerne in gleicher Weise sähe. Im übrigen tat aber Wolff seine Schuldigkeit wohlauf, obschon der gegen Cöln linken Läufer Reif einen harten Stand hatte. Holtsträter fügt sich als Stürmer ziemlich in die Mannschaft. Besser war er nachher als Läufer, namentlich deckte er gut.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 14 / 16. Juli 1910)
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