Testspiele - Saison 1908/1909 - 10. Spieltag - Sonntag 28.02.1909
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Spieldaten

Aufstellung

Köln 1899: u.a. Raffenberg, Ludwig, Heyden, Schwellenbach I

Alemannia Aachen: Riechert – M. Breuer, Emunds – K. Baurmann, Pohlmann, Essers – Wolff, H. Wollgarten, J. Wesché, A. Wesché (zu zehnt angetreten)

Tore

1:0, 2:0 Schwellenbach I, 2:1 Wesché, 2:2 Wollgarten, 3:2 Emunds (Eigentor), 4:2 Emunds (Eigentor), 5:2 Riechert (Eigentor), 6:2 Heyden, 7:2, 8:2 Heyden (90.)

Schiedsrichter:

O. Levy (Cölner BC)

28.2.1909: Cölner FC 1899 - Alemannia Aachen 8:2

8 Törchen sind eine hübsche Zahl, solange man sie selbst gemacht hat, im andern Falle sinds acht zuviel. Es ist genau 3 1/2 Jahre her, seit wir uns eine solche Zahl gefallen lassen mussten und damals standen wir nicht auf der Höhe wie jetzt. Ja, trotz dieser Ziffer stehen wir noch immer auf der Höhe, denn die Schuld an einer solchen Niederlage trugen das Ausbleiben Leusslers und ein wirklich fast unglaubliches Pech. Das Spiel selbst zeigte durchaus kein Drängen der Kölner, merkten doch bis kurz vor Schluss manche Zuschauer, sogar der Spieler Raffenberg nicht, dass bei Alemannia jemand fehlte.

Da Böven, den Baurmann nur unzureichend ersetzte, abgesagt hatte und Leussler ausblieb, hatten wir von Anfang an keine Hoffnung, einen Gegner, der in diesem Winter noch von keinem Bezirksverein geschlagen war, auf eigenem Platze zu besiegen. Dass unsere Mannschaft sich trotzdem nicht entmutigen liess, sondern bis zum Schluss eifrig spielte, ist schon eine wesentliche Verbesserung gegen früher. Die erste Hälfte zeigte eine ständige Ueberlegenheit Kölns, ohne dass indessen das Spiel einseitig gewesen wäre. Nach 20 Minuten fing das Unglück an. Am besten kennzeichne ich es dadurch, dass ich die Scenen schildere, aus denen sich die Tore ergaben. Tor 1: Riechert tritt neben einen vom gegnerischen Hinterspieler hoch in die Nähe des Tores getretenen Ball, und ein hinzulaufender Kölner tritt mühelos ins Tor. Tor 2: Eine Einzelleistung des Linksaussen Schwellenbach. Er umläuft Baurmann, Breuer; Emunds zögert anzugreifen, Riechert hinauszurennen, und als er sich dazu entschliesst, ists zu spät. Beide prallen zusammen und liegen am Boden; der Ball geht ins Netz. Jetzt erzielen wir in 5 Minuten jedesmal nach hübschem Zusammenspiel der beiden Innenstürmer 2 Tore, indem zuerst J. Wesché, dann Wollgarten durchbricht und unhaltbar einsendet. Tor 3: Eine aufs Tor gegebene Flanke von Schwellenbach wird von Emunds ins Tor gelenkt. Tor 4: Der Ball steigt bei einem Gedränge vor dem Tor in die Höhe, Riechert schlägt danach, trifft aber schlecht, und der Ball läuft einem von uns über den Rücken ins Tor. Dass man auch vorne nicht grade vom Glück begünstigt war, zeigt folgendes Bild: Der gegnerische Torwart macht dieselbe Sache wie Riechert beim ersten Tor; Wolff rennt hinzu und köpft den Ball aus 1 m Entfernung elegant über die Stange. Pause 4:2. In der zweiten Hälfte wird das Spiel wesentlich offener; aber jedesmal, wenn unsere Stürmer aufs feindliche Mal kommen, vereitelt schnelles Herauslaufen des Torwarts oder unglaubliches Pech beim Schiessen den Erfolg. Tor 5: Eine Ecke. Schön getreten senkt sich der Ball an der vorderen Ecke. Riechert fasst ihn mit beiden Händen und lässt ihn ins Tor gleiten. Tor 6: Heyden, der gefährlichste Schütze der Kölner, knallt einen Ball gegen die untere Seite der Latte. Tor 7: Essers und ein Kölner drücken einen Eckball in holder Eintracht in die Ecke. Tor 8: Von einem Eckball aus tritt Heyden aus dem Gedränge, für Riechert unsichtbar, den Ball in der letzten Minute ins Tor.

Das Schiedsricheramt versah O. Levy sehr aufmerksam.

Beim K.F.C. war die Verteidigung gut wie immer. Die Stürmerreihe dagegen ist gegen früher sehr zurückgegangen. Nur die linke Flanke ist erstklassig. Ludwig eignet sich durchaus nicht zum Mittelstürmer.

Nun zu unsern Spielern. A. Wesche hat allen Grund, dem zu grollen, der in ihm den Stürmer entdeckt hat. Diese Ruhe, böse Zungen sagen Faulheit, und Stürmen! Welch himmlische Naivität! Sein Bruder Joe dagegen ist meiner Ansicht nach unser bester Stürmer, zuverlässig im Feld und vor dem Tor. Wollgarten hat, wenn er will, ein ausgezeignetes Zuspiel, aber nur für die Innenstürmer; denn der alles überschauende Blick für ein weites Flankenspiel im geeigneten Augenblick fehlt ihm. Ausserdem hat er noch einen Fehler, den er sich unbedingt abgewöhnen muss. Wenn ihm der Gegner den Ball abgenommen hat, dann bleibt Wollgarten meist stehen, klatscht sich auf die Schenkel vor Ärger, wirft dem feindlichen Abnehmer einen wütenden Blick zu oder beschwert sich wenn dieser ihm unsacht zu nahe gekommen ist, sucht jedoch in keinem Falle den Ball wieder zu holen. – Wolff gab sich, wie aus dem Bericht ersichtlich, Mühe. Er hatte ebenso wie seine Hinterleute ein schweres Spielen wegen des Fehlens von Leussler. Die Läuferreihe genügte im allgemeinen, denn sie konnte das Spiel ziemlich offen halten. Baurmann hätte von Schwellenbach keinen Augenblick weggehen dürfen. Aber er pendelte, wahrscheinlich aus Gewohnheit, oft zur Mitte. Ein Glück dass Breuer hinter ihm spielte, denn bei dem zögernden Angreifen von Emunds wär es wohl schlimm geworden. Letzterem möchte ich für die nächste Saison die Altherrenmannschaft nahelegen. Denn es ist peinlich, einen alten Spieler hinausstellen zu müssen. Riechert spielte, abgesehen von einigen lichten Augenblicken, ganz unbegreiflich unsicher.

Das Traurigste war, dass wir wieder nur mit 10 Mann antreten, das zweite Mal bei drei Spielen. Wir müssen in Zukunft immer, wenn nicht alle 11 Mann an der Bahn sind, einen Ersatzmann mitnehmen. Die paar Mark Mehrausgabe werden uns auch nicht ruinieren. Wir wissen doch selbst, wie unangenehm es ist, gegen unvollständige Mannschaften spielen zu müssen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 6 / 16. März 1909)

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