Reiner Plaßhenrich beendet nach sechs Knie-Operationen seine Karriere.
Reiner Plaßhenrich hängt die Fußballschuhe an den Nagel. Der defensive Mittelfeldspieler hat seinen Comeback-Versuch abgebrochen. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, wieder auf dem Fußballplatz zu stehen und mit der Mannschaft zu trainieren. Aber nach vier Wochen muss ich ganz ehrlich sagen, dass die Schmerzen zu groß wurden. Das Knie war wieder dick“, sagt „Heini“ im Interview mit dem Tivoli Echo zum Heimspiel gegen Fürth.
Nach sechs Knie-Operationen, darunter zwei Knorpeltransplantationen, hat beim unbändigen Arbeiter Plaßhenrich der Kopf über das Herz gesiegt. Damit verabschiedet sich ein Spieler, der mit seinem Willen Berge versetzen konnte. „Die Ärzte haben mir schon immer geraten, aufzuhören. Ich habe immer gesagt, dass ich so lange kämpfe, bis es nicht mehr geht. Jetzt muss ich einsehen, dass es keinen Sinn mehr hat. Das Knie macht die Belastung nach diesen sechs Operationen einfach nicht mehr mit. Ich musste das Herz für Alemannia ausschalten und meinen Verstand benutzen.“
Begonnen hatte die Krankengeschichte im Jahr 2002 mit einem Kreuzbandriss. „Im UEFA-Cup-Jahr hatte ich eine Entzündung im Knie, bei der der Knorpel so angegriffen wurde, dass sich der Schaden so rasend schnell entwickelt hat“, blickt der langjährige Kapitän zurück. In der Bundesliga-Saison 2006/2007 scheiterte ein Versuch, die große Operation um einige Jahre nach hinten zu schieben. „Bei einigen Sportlern hat das geklappt. Aber bei mir war eine rasende Entwicklung in die Gegenrichtung. Nach den fünf Spielen, die ich in der Rückserie gemacht habe, war gar kein Knorpel mehr übrig“, sagt der 33-Jährige, der seit Sommer 2004 insgesamt 92 Spiele für die Alemannia bestritt und dabei acht Tore erzielte.
Es folgte eine Knorpeltransplantation. Neun Monate später stand Plaßhenrich wieder auf dem Feld, drei Monate schneller als prognostiziert. Mancher hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ein Comeback im Profisport nach einer solchen Operation möglich sei. Doch das Verletzungspech bleibt dem Kämpfer treu. „Nach einem Jahr kam der nächste Unfall, und es war wieder ein Knorpelschaden. Das einzig Positive war zu diesem Zeitpunkt, dass es nicht die Stelle war, die vorher kaputt war“, erinnert er sich. Wieder beginnt die Reha, wieder will Plaßhenrich getrieben von seinem großen Willen zurück aufs Feld. „Ich hatte einen großen Wunsch: Einmal im neuen Stadion zu spielen. Da ich in den letzten Jahren alles dafür getan habe, wollte ich mir diesen Wunsch unbedingt erfüllen.“
Diesen Wunsch muss der Muster-Profi jetzt begraben. „Mit zwei Schäden im Knie halten die Menisken und Bänder der Belastung einfach nicht mehr stand. Das Knie ist zu gut Deutsch Matsche. Es macht keinen Sinn, ich möchte nicht mit 35 Jahren ein künstliches Kniegelenk eingesetzt bekommen“, sagt er. Auch wenn er nicht mehr selbst auf dem Feld stehen wird, der Alemannia bleibt „Heini“ aller Voraussicht nach erhalten. „Es ist beabsichtigt, dass ich am 1. Juli ein Praktikum hier auf der Geschäftsstelle bei Erik Meijer und Susanne Czennia beginne, um mich fortzubilden. Für mich beginnt die Zeit der Umschulungsmaßnahmen. Ich habe immer gesagt, dass ich dem Verein helfen möchte.“ Wie alle anderen Spieler, die den Verein verlassen, wird Plaßhenrich beim Heimspiel am 9. Mai gegen Duisburg offiziell verabschiedet. „Ich hoffe, dass dann noch mal eine große Kulisse da ist. Wir werden es nicht hinbekommen, dass so viele Zuschauer da sind wie am ersten Spieltag. Aber vielleicht wird es ein angemessener Rahmen nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen, die hier gespielt haben.“
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