Vereins-Historie

Geschichte der Alemannia

Dezember 1900

18 Schüler gründeten im Dezember 1900 den "Fußballclub Alemannia"

Während in manchen Städten des Rheinlands die Sportvereine aus Turnvereinen entstanden sind, wurde in Aachen das Fußballspiel seit Ende des 19. Jahrhunderts in den höheren Schulen gepflegt. Im Rheinland und im holländischen und belgischen Grenzraum ansässige englische Kaufleute und Industrielle brachten in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neben dem traditionellen Reitsport den Fußballsport zur Geltung. Im Jahre 1863 war Fußball in England auf hohem Niveau organisiert. Das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, Oberrealschule und Realgymnasium begannen Ende des Jahrhunderts ungefähr gleichzeitig mit regelmäßigen Übungsspielen auf dem Marienthaler Kasernenhof in der Franzstraße, dem damaligen Spielplatz des Vereins für Jugend- und Volksspiele. Im Mai 1900 schloss man sich zu einer Schülerspielvereinigung zusammen. 18 dieser Schüler gründeten dann Anfang Dezember 1900 den "Fußballclub Alemannia".

16.12.1900

1. offizielles Spiel der Alemannia gegen den belgischen FC Dolhain 6:0

Entscheidend für die Gründung des Vereins war der Umstand, dass die Schulen weder Wettspiele noch eine Teilnahme von Nichtschülern gestatteten. Da der Name 1.FC Aachen gerade durch einen kurz zuvor gegründeten und bald wieder aufgelösten Verein vorweggenommen wurde, gab man sich den Namen "Alemannia", der damals das Deutschtum des äußersten Westen des Deutschen Reichs betonen sollte. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 30 Pfennig festgelegt, und von den ersten Einnahmen wurde ein "Vereinsball" angeschafft. Das erste Wettspiel - eine geregelte Meisterschaftsserie gab es noch nicht - wurde schon am 16.12.1900 gegen den FC Dolhain aus Belgien ausgetragen und mit 6:0 gewonnen. Als Torpfosten dienten Holzstangen, die vor dem Spiel erst in den harten Kiesboden gerammt werden mussten. Eine Latte gab es noch nicht, dafür wurden die Torstangen mit einer Leine verbunden und Netze fehlten gar bis 1905. Zuschauer, die Eintritt bezahlten, gab es ebenfalls keine, da das Gelände nur von Militär und Vereinsmitgliedern betreten werden durfte. Gegnerische Mannschaften wurden auf Schleichwegen an den Militärposten vorbei auf den Platz geleitet.

Mitte des Jahres 1901 zog der Verein um und spielte im Innenraum der Radrennbahn im Zoologischen Garten (heute Westpark). In der damaligen 1. Mannschaft der Alemannia spielten 5 Studenten und 6 Schüler. Der finanziell verlockende Vorschlag der Aachener Hochschule, den Fußballclub in einen akademischen Sportverein umzuwandeln und damit in den Genuss beträchtlicher Fördermittel zu kommen, wurde vom damaligen Vorsitzenden Karl Foerster abgelehnt. Der Verein sollte jedermann zugänglich sein.

Am 8. Februar 1903 trat die Alemannia dem Rheinisch-Westfälischen Spiel-Verband bei, Voraussetzung für die Teilnahme an Meisterschaftsspielen.

Ostern 1903 fand vor einigen hundert zahlenden Zuschauern ein vielbeachtetes Wettspiel gegen Olympia Rotterdam (2:6) statt, die Einnahme von 62 Mark floss allerdings in die Kasse des Zoologischen Gartens.

Im Frühjahr 1904 erfolgte ein weiterer Umzug, diesmal auf den Waldspielplatz im Aachener Stadtwald (heutiges Waldstadion).

1904/1905

Erste Meisterschaftsspiele

In der Saison 1904/05 wurde erstmals am Meisterschaftsspielbetrieb des FV Rheinland-Westfalen teilgenommen. Von da an begann der eigentliche Aufschwung des Vereins unter anderem mit der Gründung einer Jugendabteilung, regelmäßig zahlenden Zuschauern bei Meisterschaftsspielen (die anderen Spiele gegen befreundete Vereine nannte man damals Gesellschaftsspiele), und auch die erste Aufmerksamkeit innerhalb des Verbandes wurde erreicht. 1904/05 belegte man in der Liga den zweiten und gleichzeitig vorletzten Platz - die Teilnehmerzahl der Ligen erhöhte sich in den nächsten Spielzeiten von drei auf fünf bis sieben.

Vom Vorstand gab es zu dieser Zeit die Anordnung, bei Wettkämpfen in einheitlichen Jerseys aufzutreten (schwarz-gelb gestreiftes Trikot und schwarze Hose). In den ersten Jahren der Vereinsgeschichte waren die Spieler noch teilweise mit weißen Hemden aufgelaufen.

Am 5.2.1905 erschien das Nachrichtenblatt (Preis: 10 Pfennig) des Fußballclubs Alemannia Aachen als eine der ersten Sportvereinszeitungen des Rheinlandes und ist heute noch größtenteils im Alemannia-Archiv erhalten. Am 16.12.1905 erfolgte die amtsgerichtliche Eintragung des "Fußballclub "Alemannia Aachen", der Mitgliedsbeitrag betrug 1 Mark im Monat.

Um 1907 entwickelte sich durch Neuzugänge ein bis dahin in Westdeutschland nicht bekanntes und gefürchtetes "Dreiinnenspiel". Die Chronik schreibt hierzu, dass erstmals die Außenstürmer nicht ganz auf der gleichen Linie spielten wie Mittel- und Innenstürmer. Man bemerke, dass damals noch mit fünf Stürmern gespielt wurde. Dahinter spielten zwei Außenläufer und ein Mittelläufer, und vor dem Torwart standen dann noch gerade mal zwei Abwehrspieler. Dieses aus heutiger Sicht sehr mutige System konnte sich, immer wieder mal leicht abgeändert, bis in die Fünfziger-Jahre halten.

1907/1908

Erster Gewinn einer Meisterschaft

In der Saison 1907/08 wurde erstmals eine Meisterschaft erreicht. Einen Punkt vor dem Kölner FC 1899 wurde man mit 12:4 Punkten "Meister des 1. Bezirks". Höhepunkt der Saison war ein Spiel gegen den englischen Berufsspielerclub Bradford City vor der damals schier unglaublichen Kulisse von 2.000 Zuschauern. In der Meisterschaftssaison 1907/1908 spielte die Mannschaft der Alemannia auf dem von der Stadt Aachen neu eingerichteten Platz direkt hinter dem Forsthaus Siegel. Die anfängliche Begeisterung über Lage, Ausstattung und Zuschauerzuspruch währte jedoch nicht lange. Starkes Gefälle, beschränkte Größenverhältnisse und lehmiger Boden, der sich an den häufigen Regentagen in ein Schlammfeld verwandelte, waren kaum zumutbar.

Letzter großer Verdienst des scheidenden Vorsitzenden Kurt Pfeiffer war die Lösung der Platzfrage. Von März 1908 an fanden alle Spiele in Aachen auf dem städtischen Platz in Tivoli statt, obwohl die Miete für damalige Verhältnisse mit 360 Mark jährlich nicht gering war. Durch viel Eigenleistung der Mitglieder entstanden die notwendigsten Anlagen. Der Fußballclub Alemannia hatte endlich 8 Jahre nach der Gründung auf einer Wiese in der Nähe der früheren "Villa Tivoli" eine Heimat gefunden, ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Nach Erwerb von angrenzenden Grundstücken 1925 und spätestens bei Einweihung des neuen Sportplatzes sollte die Bezeichnung "Tivoli" auf das Fußballstadion übergehen. 1908 war selbst unter den größeren Vereinen ein geschlossener Spielplatz die Ausnahme.

1909

Qualifikation zur Ligaklasse

1909 wurde der spätere Ehrenpräsident Josef Emunds erstmals Vorsitzender des Vereins. Im selben Jahr qualifizierte sich die Alemannia für die neu gegründete Westdeutsche Ligaklasse, in der man mit wechselnden Erfolgen bis zu ihrer Auflösung 1913 spielte.

Im Jahre 1909 machte Alemannia Aachen folgendes bekannt: "Die Alemannia bittet bei Wettkämpfen möglichst alle Zurufe aus dem Publikum zu unterlassen. Die Mitglieder sollen den anderen Zuschauern mit gutem Beispiel vorangehen und versuchen jede Störung zu vermeiden. Dass die Linienrichter zur Unterstützung, nicht zur Kritik des Schiedsrichters da sind, dass sie den Spielern keine Anweisungen zu erteilen haben, dass sie endlich stets da sein sollen wo der Ball ist, setzen wir als bekannt voraus."

1910

1910/1911 erreichte die 1. Mannschaft der Alemannia in den Ligakämpfen 21 Punkte gegenüber 16 im Vorjahr und belegte Platz 5 in der Tabelle, in der Saison 1911/1912 Platz 8.

In der Saison 1912/1913 stand beim Spiel Westdeutschland gegen Süddeutschland mit Wilhelm "Wimmar" Hennes ein Spieler der Alemannia im Tor. Im Endspiel um den sogenannten Kronprinzenpokal gehörte Hennes ebenfalls zur Verbandsauswahl. Seine Stunde schlug beim Freundschaftsspiel gegen Preußen Duisburg, die mit nur 9 Spielern angereist waren und keinen Torwart hatten. Da das Spiel zu scheitern drohte, lieh Alemannia den Duisburgern den schmächtigen Aachener Hennes aus. Dieser bewies in diesem Spiel einen derartigen Torwartinstinkt, dass er zukünftig aus der 1. Aachener Mannschaft nicht mehr wegzudenken war. Er war auch als "Schwimm-Hennes" bekannt, da er beim Fangen und Hinwerfen den "Fisch" machte.

1914-1918

"Herz und Hand dem Vaterland"

"Dir, Alemannia, schwören wir, Dir sind wir treulich ergeben, und Herz und Hand dem Vaterland, ihm gilt unser Leben und Streben."

Mit diesen Worten wurden im Vereinslied des F.C. Alemannia Verein und Kaiserreich besungen. Mit dem Ausbruch des I. Weltkrieges sollte daraus blutiger Ernst werden. Die Einberufungen zum Heerdienst brachten eine Dezimierung der bisherigen Stammspieler mit sich, es konnte nur noch ein provisorischer Spielbetrieb unterhalten werden. 1914/15 wurde die Alemannia disqualifiziert (u.a. waren Schiedsrichter-Meldekarten nicht eingereicht worden), ein Jahr später wurde nicht für die Meisterschaft gemeldet. 1917 und 1918 konnte man sich jeweils im Endspiel der Bezirkslasse gegen "Jugend" Düren behaupten, die Saison 1918/19 wurde aufgrund der Kriegswirren abgebrochen. 37 der rund 220 Vereinsmitglieder fielen im Krieg, darunter elf aktuelle und ehemalige Spieler der ersten Fußballmannschaft.

03.09.1919

1919 wurde der Meisterschaftsspielbetrieb wieder aufgenommen. Am 03.09.1919 erfolgte eine Fusion mit dem Aachener Turnverein von 1847. Der neue Vereinsname war nun Aachener Turn- und Sportverein Alemannia 1847. Es wurde Turnen, Fußball und Leichtathletik betrieben.

Das Vereinsjahr 1920/1921 wurde zum erfolgreichsten der Nachkriegszeit. Gemäß den Bestimmungen des WSV spielten im Westkreis wie im Südkreis je zehn Vereine gegeneinander. Jeweils fünf sollten im folgenden Jahr im Rheingau die Gauliga bilden. Die Hälfte der Beteiligten würde also in der Kreisliga verbleiben. Die 1. Mannschaft der Aachener Alemannia wurde Meister des Westkreises mit der Bilanz von 24 Punkten und 50:25 Toren. Mit Beginn der Spielzeit 1921/1922 in der Rheingauliga erfolgte die erste Krise für den Verein. Die 1. Mannschaft sah sich nach ihrem Aufstieg mit äußerst starken Gegnern konfrontiert und dieser Vergleich unter den zehn besten Vereinen des West- und Südkreises machte die Defizite der Alemannia überdeutlich.

In einer politisch immer schwerer werdenden Zeit entwickelte sich während der nun folgenden Jahre ein "Kampf" zwischen Turnen und Sport, und so sah man sich 1924 durch äußere Einflüsse gezwungen, die Fusion mit dem ATV in freundlicher Atmosphäre und nur sehr ungern wieder aufzuheben. Zurückgeblieben allerdings war jetzt der Name (endgültig und vollständig): Aachener Turn- und Sportverein (ATSV) Alemannia 1900 e.V.

Sportlich waren die Zwanzigerjahre von ständigen Reformen von Verbandsseite geprägt, außerdem von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, welche 1923 sogar eine längere Unterbrechung der Meisterschaftsspiele zur Folge hatten. Die Alemannia hatte 1924 als Vorletzter Glück, dass die Abstiegsregelung ausgesetzt wurde und rettete sich zwei Jahre später in einer Relegationsrunde vor dem Abstieg.

03.06.1928

Einweihung des Tivoli

1925 erhielt der Verein nach einigen Wirren endlich die Genehmigung, das Nebengelände von Neu-Tivoli zu bewirtschaften. Dort wurde angefangen, das heutige Tivoli-Gelände zu bauen. Die Einweihung des neuen Hauptspielfeldes erfolgte am 03.06.1928. Am Einweihungstag zogen 350 Sportler aller Abteilungen hinter der schwarz-gelben Fahne ein, anschließend spiel­ten die Fußballmannschaften Preußen Krefeld gegen Alemannia und die Handballmannschaft gegen Schwarz-Weiß Barmen. Das erste Spiel gegen Preußen Krefeld auf neuem Geläuf wurde mit 4:3 gewonnen.

Im Jahre 1926 wurde der 17-jährige Reinhold Münzenberg erstmals in der 1. Mannschaft eingesetzt. Damals ahnte noch niemand, was für eine glänzende Laufbahn Münzenberg bevorstand. Er erkämpfte sich einen Stammplatz als Mittelläufer und schonte sich und seine Gegner nicht. Dies brachte ihm den Beinamen "der Eiserne" ein. Am 25.5.1930 wurde Reinhold Münzenberg für das Treffen Westdeutschland gegen Ostholland aufgestellt und am 8.9.1930 spielte er als 1. Aachener in der Deutschen Nationalmannschaft. Prof. Otto Nerz und Sepp Herberger beorderten ihn 41 mal in die Deutsche Nationalelf, zwischen 1935 und 1937 in ununterbrochener Folge und acht mal als Kapitän.

Legendär waren die Zweikämpfe des "eisernen Reinhold" mit Stanley Matthews, dem besten Ballzauberer am rechten Flügel der englischen Nationalmannschaft. Münzenberg zeigte dem Dribbelkünstler am 4.12.1935 seine Grenzen auf. Matthews sagte nach dem Spiel: "Du hast Deinen Meister gefunden". Reinhold Münzenberg starb 1986 77-jährig in Aachen und ist auf dem Waldfriedhof Aachen beerdigt.

Mit Münzenberg ging es Ende der 20er-Jahre sportlich langsam bergauf. 1928/29 reichte es zu einem fünften Platz, 1929/30 bereits zum dritten Platz in der Rheinbezirksliga. 15.000 Zuschauer drängten sich im Januar 1930 zum Spitzenspiel gegen Sülz 07 in den überfüllten Tivoli.

1930/1931

Selbstsicher ging die Alemannia in die Saison 1930/1931, die zur bis dahin erfolgreichsten werden sollte. Im Februar 1931 standen sich im Endspiel um die Rheinbezirksmeisterschaft im Kölner Stadion Alemannia Aachen und der Rheydter Spielverein gegenüber. Zur Halbzeit stand es 2:2, beim Schlusspfiff 3:2 für die Alemannia. Schiedsrichter Dr. Peco Bauwens, der spätere DFB-Vorsitzende gratulierte dem neuen "Meister vom Rhein."

Nach harter Vorrunde qualifizierte sich Alemannia Aachen für die Teilnahme an der Endrunde um die Westdeutsche Meisterschaft. Die vier Vereine des WSV hießen: Fortuna Düsseldorf, Meidericher Spielverein, VfB Bielefeld und Alemannia Aachen. Westdeutscher Meister wurde aber damals Fortuna Düsseldorf.

Auch in den Folgejahren gehörte die Alemannia zu den Topadressen des Rheinbezirks. 1932 und 1933 beendete man jeweils die Liga als Meister und scheiterte in den Entscheidungsspielen jeweils knapp an Sülz 07.

30.01.1933

Ausverkauf der Demokratie

Am 30.1.1933 begann der Ausverkauf der Demokratie, als Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde. Fortan galt auch in den Vereinen das so genannte "Führerprinzip". Die Vorsitzenden der Vereine durften sich nur noch "Vereinsführer" nennen. Der bisherige langjährige Vorsitzende von Alemannia Aachen, Dr. Karl Moll, wurde abgelöst, da man ihm die Führereigenschaft absprach. Neuer Vereinsführer wurde Dr. Ing. Peter Müller, ein strammer Parteigenosse. Im August 1933 erging die Aufforderung des Amtes für Leibesübungen in Köln an alle Sportvereine, sämtliche jüdische Mitglieder aus ihren Reihen zu entfernen. Betroffen hiervon war unter anderem das langjährige Mitglied des Spielausschusses Erich André.

Stürmer Max Salomon hatte sein letztes Spiel bereits im März 1933 bestritten und war vor dem nationalsozialistischen Terror nach Brüssel geflohen. Ebenso wie André und weitere Alemannia-Mitglieder überlebte er den Holocaust nicht.

Im ersten Jahr ohne Salomon stieg die Alemannia prompt aus der neugeschaffenen Gauliga Niederrhein ab und spielte erstmals in der Vereinsgeschichte nicht in der höchstmöglichen Spielklasse. Nach drei Jahren in der Bezirksklasse und einer gescheiterten Teilnahme an der Aufstiegsrunde gelang schließlich 1937 der Wiederaufstieg, durch eine Umstrukturierung der Fußballgaue nunmehr in die Gauliga Mittelrhein.

1937/1938

Mittelrheinmeister der Gauliga

1937/38 wurde die Alemannia Meister der Gauliga Mittelrhein (später "am grünen Tisch" aberkannt). Im entscheidenden Spiel reichte ein 0:0 gegen den SV Beuel. Aus Sicherheitsgründen waren zu diesem Spiel nur 12.000 Zuschauer am Tivoli zugelassen. In der Vorrundengruppe zur Deutschen Meisterschaft wurde man anschließend Dritter hinter dem späteren Meister Hannover 96 und dem 1.FC Nürnberg und vor Hanau 93. Dabei wurden die Heimspiele von bis zu 13.000 Zuschauern im (damals größeren) Waldstadion besucht. Noch heute schwärmen viele Augenzeugen von diesen Spielen, so auch der ehemalige DFB-Präsident Egidius Braun, der als kleiner Steppke ins Stadion ging und noch heute in Anekdoten von diesen Spielen erzählt.

Als es am Anfang der neuen Saison in einem Heimspiel zu "Kundgebungen" gegen den Schiedsrichter kam, und der zuständige "Reichsfachamtsleiter" in Berlin eine neunwöchige Sperre für Reinhold Münzenberg und eine mehrwöchige Platzsperre verhängte, musste die Mannschaft fast komplett auswärts antreten und stieg aus der Gauliga ab. Erst im letzten Saisonspiel gab es mit einem 2:1 gegen den VfR Köln endlich den ersten Saisonsieg. Positiver verliefen die Ausbauarbeiten rund um den Tivoli, unter anderem wurde im Februar 1939 unter Leitung von Reinhold Münzenberg das neue Vereinsheim eingeweiht.

1939-1949

Krieg und Wiederaufbau

Der direkte Wiederaufstieg wurde angestrebt, aber nach Kriegsbeginn wurde der reguläre Spielbetrieb im September 1939 vorläufig durch "Notspiele" auf regionaler Ebene ersetzt, bevor ab Dezember 1939 die Gauliga in zwei Gruppen wiedereingeführt wurde. Aus dieser stieg die Alemannia 1940 ab und 1942 wieder auf. Der sportliche Wert der Spiele ließ immer weiter nach, Mannschaften wurden aus Jugendlichen, älteren Vereinsmitgliedern, Fronturlaubern und Spielern anderer Vereine, die in der Nähe stationiert waren, zusammengewürfelt. Viele andere Vereine mussten sich zu Kriegsspielgemeinschaften zusammenschließen, um eine Mannschaftsstärke von elf Spielern zu erreichen, Mit der Räumung Aachens 1944 wurde der Spielbetrieb schließlich ganz eingestellt, das letzte Spiel im September 1944 musste wegen Fliegeralarms abgebrochen werden.

Schon im Sommer 1945 konnte mit dem Wiederaufbau der Sportanlage begonnen werden und am 19.08.1945 das erste Spiel gegen eine britische Militärauswahl ausgetragen werden. 22.09.1945 fand wieder eine erste Vereinsversammlung statt, Josef Hirtz wurde zum Vorsitzenden gewählt. Im Januar 1946 begannen Meisterschaftsspiele auf Kreisebene, die Alemannia gewann ihre Staffel und scheiterte in der Endrunde an Rhenania Würselen. Trotz schwerer Zeiten ging es auf den Sportplätzen turbulent zu, so wurde ein Spiel bei Borussia Brand abgebrochen, nachdem ein Brander Spieler seinem Platzverweis nicht gefolgt war und Zuschauer den Schiedsrichter bedroht hatten.

1946 gründeten 16 Vereine im Alleingang eine Rheinbezirksliga, die man als Zweiter abschloss. Über eine Aufstiegsrunde konnte man sich für die 1947 neu gegründete Oberliga West qualifizieren. Diese war geprägt von den Vereinen des Ruhrgebiets, neben Dortmund und Schalke konnten damals Vereine wie Katernberg, Horst-Emscher oder Erkenschwick beachtliche Erfolge erzielen.

1949

Das Vertragsspielersystem wird in Deutschland eingeführt

1949 wurde in Deutschland das Vertragsspielersystem eingeführt, an dem sich auch die Alemannia beteiligte. Es begann eine neue Zeit, unter anderem mit Spielern wie Schütt, Derwall oder Pfeiffer - Namen, die wohl nicht nur den älteren Fans etwas sagen. Die kommenden 20 Jahre sollten die erfolgreichsten der Vereinsgeschichte werden.

Doch diese Neugestaltung des Vertragssystems brachte auch große Nachteile. Von nun an waren die Vereine verpflichtet, Vergnügungssteuer abzuführen. Zusammen mit der Umsatzsteuer und den Verbandsabgaben kamen hohe finanzielle Belastungen auf den Verein zu. Auch der Hinweis des Präsidenten Dr. Moll auf die 34 (!) Amateurmannschaften des Vereins zog nicht, die Alemannia musste zahlen. Es begannen finanziell schwere Zeiten. Nach einem Heimspiel gegen Horst-Emscher wurden sogar die Einnahmen wegen rückständiger Abgaben gepfändet.

Auch sportlich merkte man die größeren Ansprüche durch die neue Regelung. Erst in letzter Minute wurde in der Oberliga West mit einem 3:2 gegen den 1. FC Köln der Klassenerhalt geschafft.

1949/1950

Zum 50 jährigen Bestehen belegt die Alemannia Platz 12 in der Oberliga West

Ein Trainerwechsel war die Folge für die neue Saison. Vor allem wollte man die offensichtliche Auswärtsschwäche abstellen. Am heimischen Tivoli mussten auch die stärksten Gegner Federn lassen, aber Auswärts haperte es ganz gewaltig. Besondere Beachtung fanden zu dieser Zeit im Westen die Spieler Bert Schütt und Jupp Derwall.

Auch in der Saison 50/51 sprang nicht mehr als ein 15. Platz in der Tabelle heraus. Neuer Trainer war inzwischen Hermann Lindemann, der mit der Mannschaft in einer Relegationsrunde gegen SW Essen, Wuppertal und Oberhausen siegreich blieb und damit den Ligaverbleib rettete. Mit Lindemann als Trainer wurde die Mannschaft nun immer stärker. Die Spieler Schütt und Derwall entwickelten sich zu einem gefährlichen Duo. So wurde man einmal Dritter, einmal Fünfter in der Oberliga.

01.05.1953

Vorläufiger Höhepunkt war aber das Erreichen des Pokalendspiels 1953. Rot-Weiss Essen hieß der Gegner am Freitag, den 01.05.1953 im Düsseldorfer Rheinstadion. Mit großem Optimismus fuhr der Aachener Tross nach Düsseldorf, hatte man doch den Gegner Rot-Weiss Essen gerade erst in der Meisterschaft am Tivoli mit 4:0 geschlagen. Doch es sollte anders kommen. Bert Schütt verletzte sich kurze Zeit vorher, und so musste man die Mannschaft umstellen. Nach Toren von "Penny" Islacker und dem späteren WM-Helden Helmut Rahn lag man 0:2 hinten, und in der 2. Halbzeit ließ Nationaltorwart Fritz Herkenrath nur noch einen Treffer durch Jupp Derwall zu.

Am 03.09.1953 wurde auf dem Tivoli Richtfest gefeiert. Die neue Stehplatztribüne auf der Gegengerade wurde eingeweiht. Ganz neu waren der Spielertunnel und eine Fahrzeugeinfahrt. 22.000 Zuschauer konnten nun die Spiele verfolgen in einer der modernsten Stadien Deutschlands.

Im Dezember absolvierte Michel Pfeiffer vor 100.000 Zuschauern in Wembley sein erstes Länderspiel unter Sepp Herberger und wurde damit nach Reinhold Münzenberg Aachens 2. Nationalspieler.

In den kommenden Jahren spielte man mit wechselnden Erfolgen in der Oberliga unter den Trainern Knöpfle, Sarosi, Kronsbein und Pfau, und mit Jupp Martinelli machte ein neues Gesicht von sich reden. 1956 wurde erst am letzten Spieltag beim 0:0 gegen Westfalia Herne die Qualifikation zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft verpasst.

1956 wurde das neue Sportheim eingeweiht und 1957 das Stadion weiter ausgebaut. Die neue Haupttribüne wurde eingeweiht und der Würselener Wall ausgebaut. Das Fassungsvermögen betrug nun rund 35.000 und vor allem zierte das Stadion nun Europas modernste Flutlichtanlage.

28.08.1957

Erstes Flutlichtspiel gegen Español Barcelona

Das erste Flutlichtspiel fand am 28.08.1957 vor 32.000 Zuschauern gegen Español Barcelona statt. In den nächsten Jahren gastierten viele europäische Spitzenclubs in Aachen, die alle diese einmalige Atmosphäre erleben wollten. Spektakulär war vor allem das "Streichholzfeuerwerk". Für kurze Zeit ging das Flutlicht aus, alle Zuschauer zündeten zu Ehren der Spieler ein Streichholz oder Feuerzeug an, ein tolles Bild und Gänsehaut pur.

1958 wurde der Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erneut nur knapp verpasst, nachdem man die Tabelle im Winter noch überlegen angeführt hatte. Das 2:1 im Spitzenspiel gegen Schalke verfolgten die Zuschauer bis hoch oben in den Flutlichtmasten.

Zum ersten Mal kam der Gedanke der Einführung einer Bundesliga auf. Der damalige Präsident des 1. FC Köln Franz Kremer wollte alle Vereine mit mehr als 300.000 DM Umsatz in diese Klasse aufnehmen. Schon damals erntete er Widerspruch aus Aachen, die sich zwar mit der Liga anfreunden konnten, aber mehr die sportlichen Gesichtspunkte zählen lassen wollten. Ein Streit, der später noch von Bedeutung sein sollte. Zunächst fanden die Pläne aber keine Mehrheit in Deutschland.

Der Verein wurde immer größer, Ende 1959 hatte man 2.503 Mitglieder. Die angestrebte Dreitausend-Grenze wurde dann im November 1960 mit 3.036 erreicht. Die Alemannia war Westdeutschlands größter Verein geworden.

Vor allem Trainer "Fiffi" Kronsbein (Spitzname Fiffi deshalb, weil er immer etwas nervös vor sich hin pfiff) hatte ein Talent, gute Neuzugänge zu verpflichten. So fanden unter anderem Branko Zebec, Jean Löring und Jugoslawiens Nationalkeeper Vladimir Beara den Weg zum Tivoli. 1961 hatte die Alemannia inzwischen 3.200 Mitglieder, ein Höchststand, der jahrzehntelang nicht mehr erreicht wurde.

Unter Trainer Pfau rückte 1962 die Einführung einer Bundesliga (sie wurde am 28.07.62 offiziell auf dem DFB-Bundestag in Dortmund beschlossen) inzwischen immer näher. Von über vierzig Oberligavereinen sollten 16 in die Bundesliga aufgenommen werden, und einem Gerücht zu Folge sollte Aachen nicht dabei sein. Präsident Dr. Gerd Heusch legte einen 12-Punkte-Katalog vor mit Argumenten pro Alemannia, u.a. geordnete wirtschaftliche Verhältnisse, geplanter Stadionausbau auf 42.000 Zuschauer, größter Rasensportverein Nordrhein-Westfalens, ununterbrochene Zugehörigkeit zur Oberliga West usw.

06.05.1963

Bundesliga ohne Alemannia

Nach einem Punktgewinn beim 1.FC Köln (2:2) wetterte Kölns Präsident und einer der "Väter der Bundesliga" Franz Kremer: "Aachen war vor dem Spiel im Trainingslager. Das ist nach den Statuten nicht erlaubt." Erlaubt war dies damals tatsächlich nicht, aber alle großen Klubs gingen dazu immer mehr über. Auf jeden Fall war die Alemannia nun endgültig unten durch, vor allem als auch noch das Rückspiel im März 1963 gegen den FC mit 1:0 gewonnen wurde. Schon damals steckte gerade in den Derbys mit dem Mittelrheinrivalen immer einige Brisanz. Diese wurde durch die Planungen zur Einführung der Bundesliga verschärft.

Von den 16 Gründungsmitgliedern durften der Westen und der Süden als spielstärkste Ligen je fünf stellen, der Norden drei, der Südwesten zwei und Berlin eins. Von den fünf West-Vertretern waren Schalke 04 und Borussia Dortmund, die neben der Alemannia als einzige Vereine ununterbrochen der Oberliga angehört hatten, ebenso gesetzt wie der noch junge 1. FC Köln als Deutscher Meister 1962. Um die restlichen beiden Plätze bewarben sich als aussichtsreichste Kandidaten der Meidericher SV, Preußen Münster und als klarer Favorit Alemannia Aachen.

Es wurde ein Punkteschlüssel festgelegt, der die letzten zwölf Spielzeiten mit abgestuftem Multiplikator berücksichtigte. Demnach lag die Alemannia mit knappem Vorsprung vor den Mitbewerbern. Zusätzlich waren Finanzen und Infrastruktur gefragt. Auch hier hatte die Alemannia mit modernem eigenen Stadion nebst Ausbauplänen, gesunden Finanzen, einer großen Jugend- und Amateurabteilung und weiteren Abteilungen als mitgliederstärkster Verein NRWs die Nase vorn.

Der DFB gab jedoch Meiderich und Münster den Vorzug. Beim 10- oder 12-Jahres-Schlüssel ergab sich nach Ansicht des DFB „ein nicht wesentlich unterschiedlicher Stand“. Es wurde im Nachhinein ein Punkteschlüssel der letzten fünf Spielzeiten zur Erklärung herangezogen, nach dem die Alemannia hinter den Mitbewerbern lag – mit noch viel knapperem Abstand als man vorher vorne gelegen hatte. Trotz nicht nachvollziehbarer Logik galt dies ebenso als Begründung wie die angeblich besseren wirtschaftlichen Prognosen der Konkurrenten, die nicht weiter aufgeführt wurden.

Die wirtschaftlichen Prognosen wiederum hatten entscheidend mit der Lage der Städte zu tun. Meiderich war einziger Vertreter des Niederrheinverbandes, und Münster war vermeintlich weit genug weg von anderen Bundesligisten. Über die Frage, ob Aachen letztendlich der Nähe zu Köln und Franz Kremers Furcht vor Konkurrenz zum Opfer fiel, ist viel spekuliert worden.

Die Alemannia klagte – wie im Süden Kickers Offenbach – erfolglos gegen die Entscheidung des DFB und musste in der zweitklassigen Regionalliga antreten.

1963/1964

Meister Regionalliga West

Im ersten Jahr der Regionalliga West wurde Alemannia Meister mit sieben Punkten Vorsprung, einem Torverhältnis von 105:37 und einem Zuschauerschnitt von fast 17.000 In der folgenden Aufstiegsrunde sollte die Bundesliga dann eben mit einem Jahr Verspätung realisiert werden. Doch woran keiner ernsthaft geglaubt hatte, geschah, die Aufstiegsrunde wurde zu einem Debakel. Die ersten drei Spiele gingen verloren, und in der Vierergruppe gelangen nur zwei Siege, und Hannover 96 stieg letztendlich auf. Zum Kult wurde dabei eine Szene bei der 0:3-Niederlage beim FK Pirmasens, als sich deren Kapitän Kapitulski als Zeichen der eindeutigen Überlegenheit mitten im Spiel einfach völlig unbedrängt auf den Ball setzte. Im Rückspiel rächte man sich zwar mit einem 5:1 (und ein Alemanne setzte sich ebenfalls auf den Ball), aber das Tor zur Bundesliga blieb verschlossen.

22.05.1965

DFB-Pokal Endspiel gegen Borussia Dortmund

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war Samstag, der 22.05.1965, das Pokalfinale in Hannover gegen Borussia Dortmund. Vorher konnte Alemannia Aachen als Zweitligist mehrere Bundesligisten (auch auf Grund dauernden Heimvorteils) aus dem Weg räumen. So waren am Karnevalssamstag 30.000 Zuschauer Zeuge eines 2:1 Sieges im Viertelfinale gegen Hannover 96. Im Halbfinale waren es gar 35.000 Zuschauer, die den ausverkauften Tivoli in einen Hexenkessel verwandelten, als sich Schalke 04 mit Willi Schulz und Reinhard "Stan" Libuda vorstellt. 1:3 lag dieAlemannia im strömenden Regen nach 52 Minuten zurück, doch Nacken und Martinelli machten innerhalb von sieben Minuten den Rückstand weg und sorgten für die Verlängerung. Als in der 100. Minute Christian Breuer das 4:3 Siegtor erzielte kannte die Freude auf den Rängen keine Grenzen. Für viele Augenzeugen ist dieses Spiel noch heute das beeindruckendste Erlebnis auf dem Tivoli. Im Endspiel jedoch waren die Borussen mit Tilkowski, Emmerich und Held dann doch eine Nummer zu groß und Alemannia unterlag in einer Hitzeschlacht gegen den späteren Europapokalsieger mit 0:2, in einem allerdings recht schwachen Spiel. Sepp Herberger meinte später: "Das Beste war das Wetter ... und die Kapelle." Beeindruckend war eigentlich nur die Kulisse, alles in schwarz-gelb.

In der Liga wurde man in diesem Jahr Zweiter hinter Borussia Mönchengladbach, scheiterte dann aber in der Aufstiegsrunde diesmal an Bayern München, deren große Zeit mit Beckenbauer, Maier und Müller damit begann.

In der Saison 1965/66 wurde man nur Dritter hinter Fortuna Düsseldorf und Rot-Weiss Essen und verpasste damit die Aufstiegsrunde knapp. Zur Tradition waren die Flutlichtspiele der Alemannia in den letzten Jahren geworden. So war zum Beispiel im März 1966 Dukla Prag zu Gast, die vor 25.000 Zuschauer aber auf dem Tivoli mit 1:2 den Kürzeren zogen. In die neue Saison startete man wieder einmal als einer der großen Favoriten. Als aber das letzte Heimspiel der Hinrunde gegen den SSV Hagen mit 0:1 in den Sand gesetzt wurde, wurde Präsident Führen aktiv. Der glücklose Trainer Hennes Hoffmann bat um Auflösung seines Vertrages (er fühlte sich von der Aachener Sportöffentlichkeit nicht akzeptiert), und Präsident Leo Führen verpflichtete als neuen Trainer den Ex-Spieler Michel Pfeiffer, der inzwischen unter Hennes Weisweiler das Trainerdiplom gemacht hatte und beim SC Schwenningen losgeeist wurde - allerdings erst, als feststand dass Wunschkandidat Rudi Gutendorf, der gerade in den USA einen Vertrag unterschrieben hatte, von dort keine Freigabe bekam.

1966/1967

Meister Regionalliga West und erster der Aufstiegsrunde

Wieder war es ein Karnevalssamstag, als der Bundesligist Karlsruher SC im Achtelfinale bei einem 2:4 keine Chance hatte. Im Viertelfinale schlug man Borussia Neunkirchen und erst im Mai 1967 scheiterte Alemannia im DFB-Pokalhalbfinale beim Hamburger SV mit 1:3, aber als Meister der Regionalliga war man zum dritten Mal in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Die Gegner Kickers Offenbach, TB Berlin, 1. FC Saarbrücken und Göttingen 05 hatten keine echte Chance. Der Tivoli glich einem Tollhaus, als Göttingen vor 30.000 Zuschauern mit 3:1 geschlagen wurde. Nach vier Jahren wurde das vermeintliche Unrecht korrigiert, Alemannia war Bundesligist. Die Bilder der Aufstiegsfeier vor dem Rathaus bleiben in ewiger Erinnerung.

Im Aufstiegsjahr konnte nur Bayern München mit 4:0 (am 1. Spieltag) auf dem Tivoli gewinnen. Sowohl der Deutsche Meister Eintracht Braunschweig wurde vor 25.000 Zuschauern mit 2:1 geschlagen, als auch der werdende Meister, der 1. FC Nürnberg mit Trainer Max Merkel, der vier Spieltage vor Schluss beim 0:2 im ausverkauften Tivoli nicht eine richtige Torchance hatte und nur durch überharten Einsatz auffiel. "Der Tivoli ist das Gruselkabinett der Liga" beschrieb Merkel die Stimmung im Hexenkessel Tivoli. Als Elfter konnte schon recht früh der Klassenerhalt im ersten Jahr mit einem ausgeglichenen Punktverhältnis gefeiert werden. Lohn war eine für die Spieler unvergessene Südamerika-Tournee, die vier Wochen dauerte. Groß war dort die Neugier auf die Alemannia, war es doch die erste deutsche Vereinsmannschaft, die sich dort präsentierte. Gespielt wurde dort gegen fast alle großen Clubs aus Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Die Spiele fanden große Aufmerksamkeit und wurden zum Teil live im Fernsehen übertragen. Dabei trafen während der Übertragung des ersten Spiels weitere 14 (!) Spielangebote im Mannschafts-Hotel ein.

Unterdessen war das Präsidium in Aachen aktiv und verpflichtete hochkarätige Neuzugänge. So kam mit dem Nationalspieler Roger Claessen aus Belgien für die damalige Bundesliga-Rekord-Ablösesumme von 300.000 DM einer der besten Stürmer Westeuropas zum Tivoli, was dazu führte, dass hunderte belgische Anhänger Alemannias Heimspiele besuchten. Dann kam noch eine weitere Sensation. Der in zahlreichen Europapokalspielen aufgefallene Ion Ionescu aus Rumänien wurde als zweiter Ausländer verpflichtet (mehr waren damals nach DFB-Statuten nicht erlaubt).

Bei diesen Verpflichtungen wurde allerdings wohl der finanzielle Rahmen gesprengt, was zu internen Querelen innerhalb des Präsidiums führte. Ungeachtet dessen konnte Trainer Pfeiffer eine Mannschaft formen, die in der Tabellenspitze mitmischte. Schon beim Eröffnungstraining waren 3.000 Zuschauer zum Tivoli gekommen, um die neue Mannschaft kennen zu lernen. Im ersten Test gewann man gegen Arsenal London vor 20.000 Zuschauern, natürlich unter Flutlicht, mit 3:2 und alle "Neuen" schlugen sich prächtig.

1968/1969

Deutscher Vizemeister

Mit 8:2 Punkten startete man in die Saison. So gewann man u.a. direkt am ersten Spieltag beim Deutschen Meister 1. FC Nürnberg mit 4:1. Hans-Gerd Klostermann erzielte in diesem Spiel gleich drei Tore. Dann aber holten fünf (!) Niederlagen hintereinander die Mannschaft auf den Boden der Tatsachen zurück. Zu dieser Zeit begann auch Trainer Pfeiffer in die Kritik zu geraten, doch das Präsidium hielt (zunächst) an ihm fest. Erst im April des kommenden Jahres teilte man Pfeiffer mit, dass sein Vertrag nicht verlängert würde. Am letzten Spieltag am 07. Juni 1969 aber gelang dann das Unfassbare. Mit einem 1:0 im Berliner Olympiastadion vor 50.000 Zuschauern durch ein Tor von Roger Claessen und günstigen anderen Ergebnissen der Konkurrenten (Mönchengladbach z.B. verlor 5:6 in Bremen) war Alemannia Zweiter hinter Bayern München geworden und damit Vizemeister der Saison 1968/69. Die Glückwünsche nahmen kein Ende, der DFB überreichte eine Silberschale, die Mannschaft wurde im Triumphzug durch Aachen geleitet und schließlich von 10.000 Aachenern auf dem Markt empfangen. Der bisherige Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war erreicht.

1970

Abstieg und Verkauf des Tivoli

Für die neue Saison wurde mit dem Kölner Georg Stollenwerk ein neuer Trainer verpflichtet, neue Spieler dagegen gab es keine. Zu groß waren die finanziellen Belastungen noch aus dem Vorjahr. Geschwächt durch "Alpenpokal" und eine viel zu kurze Sommerpause hatte die Mannschaft kaum eine Erholung, und eine Verletzungsmisere ohne gleichen begann. Zudem schien die Mannschaft inzwischen etwas überaltert und war mit einem Schnitt von fast 29 die drittälteste in der Bundesliga. Trainer Stollenwerk, der mit seinen Ansichten und Methoden einfach nicht zur Mannschaft passte, musste schon bald wieder gehen, Williberth Weth wurde als "Retter" verpflichtet, später sogar mit Volker Kottmann noch ein eigener Konditionstrainer und Psychologe geholt. Es half alles nichts, Alemannia musste absteigen, die Begeisterung war verflossen, der Mitgliederstand sank auf 2.500.

Mit Hermann Lindemann kam ein neuer alter Trainer zurück an den Tivoli, der den direkten Wiederaufstieg anstrebte. Doch der Start in der Regionalliga West (damals die 2. Liga in fünf Staffeln) wurde zu einer Katastrophe. Überall wurde man zum "Spiel des Jahres" empfangen, der Gegner war immer besonders motiviert und engagiert. Immerhin erreichte man das Halbfinale des DFB-Pokal, das gegen den 1. FC Köln verloren wurde. Schon im Dezember 1970 musste Lindemann wieder gehen und Volker Kottmann übernahm das Ruder. Er brachte wieder Konstanz in die Mannschaft, so dass man sich schnell aus der unteren Zone der Tabelle verabschiedete.

Mit Gunter Baumann kam 1971 wieder ein neuer Trainer, der eine neue junge Mannschaft aufbauen sollte. Nach einem dritten Platz nach der Vorrunde wurde man am Ende Vierter. Doch das Präsidium verlängerte seinen Vertrag nicht und verpflichtete als neuen Coach Barthel Thomas von den Stuttgarter Kickers, der direkt elf neue Spieler holte.

Inzwischen war das Stadion für drei Millionen Mark umgebaut worden, vor allem in Hinblick auf die bevorstehende Einführung der 2. Bundesliga, für die man sich unbedingt qualifizieren wollte. Sportlich war dies wohl auf Grund der Ergebnisse der letzten Jahre kein Problem, doch finanziell ging es immer mehr bergab. Rücktritte und Umbesetzungen im Präsidium waren die Folge, es gab Hilfegesuche an die Stadt und die Bevölkerung, sogar eine Bürgerinitiative gründete sich. Sportlich ging es auch nicht weiter, und inzwischen war Michel Pfeiffer als Trainer an den Tivoli zurückgekehrt, dafür fand sich kein Präsident mehr, der den Verein leiten wollte und konnte. Als die Stadt eine gewünschte Bürgschaft nicht übernehmen wollte, stand man kurz vor dem Konkurs.

1974

Reinhold Münzenberg wird neuer Präsident, Neffe Egon ist mit im Präsidium

Eine Goodwill-Aktion großen Ausmaßes begann zur Rettung vor dem drohenden Ende. Bor. Mönchengladbach, Fortuna und der 1. FC Köln, Schalke 04 und Bayern München kamen fast zum Nulltarif zu Spielen auf den Tivoli. Die eigentliche Rettung war aber die Kandidatur von Reinhold Münzenberg für das Präsidium. Mit einem ganzen Team, unter anderem auch sein Neffe Egon Münzenberg, wurde er fast ohne Gegenstimme gewählt, nachdem auch die Stadt Aachen sich ihrer Verantwortung und Unterstützung Angesichts dieses Präsidenten nicht mehr entziehen konnte.

Mit Beginn der Saison 1974/75 wurde die 2. Liga gegründet, die in zwei Staffeln Nord und Süd eingeteilt wurde. Egon Münzenberg, der inzwischen den aktiven Part im Vorstand übernommen hatte, rüstete mit großem finanziellem Aufwand den Kader auf. Viele Trainer sahen in der Alemannia einen der großen Aufstiegsfavoriten der 2. Liga Nord. Doch die Realität sah anders aus: sportliche Enttäuschung, Trainerwechsel. Zunächst wurde Co-Trainer Gerd Prokop Interimstrainer, ehe Horst Witzler verpflichtet wurde.

In den kommenden Jahren spielte man mit wechselnden Erfolgen in dieser Klasse. Meist startete man mit großen Erwartungen in die Saison - die erste Liga im Visier - fand sich dann aber nur irgendwo im Mittelfeld der Tabelle wieder.

1977/1978

Klassenerhalt in letzter Sekunde

Im Frühjahr 1978 stand dann aber plötzlich der Abstieg aus der 2. Liga kurz vor der Tür. Dazu kam es, als gegen Ende der Saison zwischen dem Tabellenzehnten und dem Neunzehnten und damit Vorletztem lediglich vier Punkte Differenz lagen. Für die Alemannia kam es zum entscheidenden Spiel am letzten Spieltag beim SC Herford, der sich bei einem Sieg hätte selbst retten können. Hunderte Fans wurden kostenlos mit Bussen zu diesem Spiel gefahren. Es half: Die Alemannia spielte 0:0 (mit Interimstrainer Willi Haag) und feierte diesen Punktgewinn und damit den Klassenerhalt, als ob man den Aufstieg geschafft hätte. "So eine Zittersaison soll es nie mehr geben" meinte der inzwischen zum Präsidenten aufgestiegene Egon Münzenberg. Er sollte (für viele Jahre) Recht behalten.

1980/1981

Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga

Erhard Ahmann hieß der neue Trainer, und mit ihm wehte ein neuer Wind. Plötzlich kam Konstanz in die Arbeit von Trainer und Präsidium. Man steigerte sich kontinuierlich, und zu dieser Zeit entstand die vielleicht noch vielen in Erinnerung gebliebene südamerikanische Atmosphäre am Tivoli. Säckeweise wurde Konfetti ins Stadion geschleppt, und es geschah vielen Fans, dass man noch Tage später irgendwelche Überreste davon in diversen Kleidungsstücken wieder fand. Presse, Funk und Fernsehen berichteten bundesweit über diese einmalige Atmosphäre. Sportlich gab es in der Hinrunde der Saison 1980/1981 große Heimsiege unter anderem gegen Bremen und Osnabrück sowie im Pokal gegen Karlsruhe, und man erreichte problemlos die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga, die 1981/82 ihrem Spielbetrieb aufnahm. In Aachen durfte wieder vom Aufstieg geträumt werden.

Doch wieder begann die Saison schlecht. Nach drei 0:1-Auswärtsniederlagen zu Beginn der Spielzeit warf Egon Münzenberg das Trainerkarussel wieder an. Erhard Ahmann erhielt eine Abfindung und musste gehen. Was nun folgte, gehört eigentlich ins Guinness-Buch der Rekorde und nicht in einen sportlichen Rückblick. Aber Tatsache war, dass der Tivoli nun in drei Jahren nicht weniger als sieben Trainer sah. Damit gehörte wohl der Arbeitsplatz Tivoli zu den gefährdesten in ganz Deutschland. Übrigens, den Aufstieg und die Rückkehr in die erste Liga schaffte keiner. Dabei handelte es sich um Ernst-Günter Habig (5 Monate), Jupp Martinelli (1 Monat als Interimslösung), Horst Buhtz (11 Monate), Slobodan Cendic (6 Monate), Rückkehrer Erhard Ahmann (10 Monate) und Spielertrainer Rolf Grünther (6 Monate), ehe dann im Juli 1984 Werner Fuchs zum ersten Mal an den Tivoli kam.

1984

Egon Münzenberg setzt sich nach Kanada ab

Inzwischen war allerdings Egon Münzenberg nach seinem Finanzcrash in die kanadischen Wälder verschwunden. Durch zu hohen finanziellen Einsatz und der Krise im Baugewerbe brach das Immobilienimperium des Baulöwen zusammen. Per Fax erklärte er aus Kanada seinen Rücktritt. Manager-Trainer Ahmann setzte sich quasi über Nacht in Richtung VfL Osnabrück ab, so dass es mit Rolf Grünther - auch einmalig in Deutschland - einen Spielertrainer in der zweiten Liga gab. Fußball wurde übrigens auch noch gespielt und das gar nicht schlecht. Immer wieder spielte man in der Spitzengruppe mit, bis dann im Frühjahr die wichtigen Spiele verloren wurden. So wurde man in diesen Jahren zweimal 9. einmal 5. und einmal 6. in der 2. Bundesliga.

Das Ende der Ära Münzenberg 1984 war dann wieder ein gefährlicher Moment in der Vereinsgeschichte. Bewundernswert war aber, wie der damals 72jährige Josef "Bubi" Hirtz trotz 3,5 Millionen Mark Schulden eine Vorstandsmannschaft zusammenhielt, die die größten Probleme meisterte. Zusammen, besonders mit den Spielern Grünther und Grabotin, hielt er den Verein über Wasser. Mit Werner Fuchs kam dann auch als Trainer der richtige Mann im richtigen Moment.

1984/1985

Werner Fuchs zum ersten Mal Trainer der Alemannia

1984/1985 wurde die Mannschaft des neuen Trainers Werner Fuchs überraschend Herbstmeister, konnte den Schwung der Hinrunde aber nicht mehr in die Rückrunde retten.

Im April 1986 war es dann wieder einmal soweit. Ein Aufstieg war greifbar nahe. Doch die Alemannia wurde kurz vor Toresschluss noch abgefangen. Sechs Spiele vor Ende stand man kurz hinter einem Aufstiegsplatz, als dann vier (!) Spiele in Folge verloren wurden. Wer erinnert sich nicht an die Auswärtsspiele in Wattenscheid und Aschaffenburg, die mit jeweils 0:5 verloren gingen. Am Ende belegte man dann tief enttäuscht den 8. Platz, vier Punkte hinter den Aufsteigern.

Ein Highlight der folgenden Saison war die Pokalschlacht im Oktober 1986 gegen den deutschen Vizemeister Werder Bremen. Nach einem 0:0 in Bremen kam es zum Wiederholungspiel in Aachen. 7:6 im Elfmeterschießen konnte die Alemannia schließlich gewinnen, als Torwart Hannes Kau gegen Dieter Burdenski den entscheidenden Elfer verwandelte. In der nächsten Runde unterlag man allerdings dann auf dem ausverkauften Tivoli Borussia Mönchengladbach (wie schon zwei Jahre zuvor) mit 0:2.

Der Vertrag mit Werner Fuchs wurde nicht verlängert und er ging dann zum 1.FC Saarbrücken. 1987 sollte dann Diethelm Ferner als Trainer den lang ersehnten Bundesliga-Aufstieg realisieren. Doch nach einem 1:3 gegen Wattenscheid am letzten Spieltag der Hinrunde vor nur noch 1.500 Zuschauern musste Ferner schon schnell wieder seine Koffer packen. Nachfolger wurde Peter Neururer, der damit zum jüngsten Trainer in der 1. oder 2. Bundesliga wurde. Im Januar 1988 übernahm der Finanzbeamte Günter Reinartz von Bubi Hirtz das Präsidentenamt. Er trat mit einem 10 Punkte-Programm an mit dem Ziel 1. Liga, aber nur mit  einem kalkulierbaren finanziellen Risiko. Peter Neururer, der die Mannschaft mit ausgeglichenem Punktverhältnis übernommen hatte, legte mit seiner Mannschaft nun in der Rückrunde eine Siegesserie hin, die große Beachtung fand. Plötzlich klopfte man wieder an das Tor zur Bundesliga. In Aachen war man voller Euphorie und die Stadt holte schon fertige Pläne aus der Schublade, um den Tivoli mit 6 Millionen Mark Aufwand zu modernisieren und auszubauen, sprich bundesligatauglich zu machen. Kurz vor Saisonende erlitten die Hoffnungen nach einem 0:4 in Essen einen herben Dämpfer. Trotz allem war noch die Chance auf Platz Drei groß. Sogar die Eintrittskarten für das dann fällige Relegationsspiel gegen den Drittletzten der 1. Liga waren schon gedruckt. Am letzten Spieltag hing alles mehr am Radio als dass man das Spiel auf dem Tivoli verfolgte. Aber es nutzte nichts, die Mitkonkurrenten gewannen, und am Ende fehlten der besten Rückrundenmannschaft ein Tor und ein Punkt zum dritten Platz.

1988/1989

Schalke 04 und Aachen waren die Topfavoriten in der Saison 88/89. Einem tollen Start folgte eine sportliche Krise. Die finanziellen Probleme wurden immer größer, dazu gesellte sich eine Führungskrise im Vorstand. Notverkäufe standen an, u.a. wurde Torjäger Theo Gries verkauft. Selbst Trainer Neururer wackelte gegen Ende der Hinrunde gewaltig. Eine Alemannia-Opposition beantragte eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die erforderlichen 100 Unterschriften aber kamen nicht zusammen. Lizenzprobleme für die kommende Saison deuteten sich an. Skandalöser Höhepunkt dieser Krise war die Jahreshauptversammlung im Januar 1989. Nach heftigen persönlichen Angriffen der Opposition gegen Geschäftsführer Bert Schütt, sank dieser mit einem Herzanfall auf der Bühne zusammen und verstarb noch während der Versammlung, die abgebrochen wurde.

Sportlich kam etwas unerwartet der Aufschwung. Die Alemannia war plötzlich wieder oben dran. Genau zu dieser Zeit gab es dann aber Vertragsprobleme mit Peter Neururer. Dieser hatte zwar schon gekündigt, konnte sich aber auf einmal doch ein Weitermachen vorstellen. Jetzt wollte aber das Präsidium nicht mehr und präsentierte mit Rolf Grünther schon den Trainer der neuen Saison. Diese Situation nutzte der Schalker Präsident Eichberg, um in einem ziemlichen Possenspiel Peter Neururer auf der Stelle zu verpflichten. Nun musste Rolf Grünther auch schon unplanmäßig die Alemannia sofort übernehmen. Der sportlichen Entwicklung tat dies keinen Abbruch. Im Mai stand die Alemannia auf Rang Drei, so dicht wie noch nie vor dem Aufstieg. Alle Hochrechnungen in der Presse liefen darauf hinaus, diesmal musste es klappen. Dann folgte wieder das ebenso Unerklärliche wie Bekannte. 0:2 gegen Wattenscheid, 0:3 in Offenbach und 1:4 gegen Freiburg hintereinander bedeuteten das Aus im Rennen um den Aufstieg. Am Ende belegte Alemannia Rang 6 in der Tabelle.

13.05.1990

Abstieg aus der 2. Bundesliga

Was folgte, war ein Ausverkauf ohne Ende. Sei es aus Enttäuschung der letzten Jahre oder aus finanziellen Engpässen, nicht weniger als acht Stammspieler verließen den Tivoli. Erst am 5. Spieltag gelang gegen Unterhaching der erste Sieg. Nach dem 0:1 gegen Freiburg am 7. Spieltag musste Rolf Grünther seinen Hut nehmen. Nach langen Hin und Her und viel Politik wurde mit Mustafa Denizli der "Beckenbauer der Türkei" als Retter verpflichtet. Zunächst ging es tatsächlich auch etwas aufwärts, doch nach dem schlechten Start kam man trotz einiger sensationeller Erfolge nie so richtig raus aus dem Keller. Bei vielen Spielen herrschte zu dieser Zeit türkische Begeisterung um Denizli und seine Mannschaft. So wurde zum Beispiel die Alemannia von 5.000 türkischen Zuschauern im Berliner Olympiastadion unterstützt, als es dort gegen die Hertha ging.

Als Präsident übernahm Leopold Chalupa zu dieser Zeit das sinkende Schiff. Entscheidend war vielleicht das Wintertrainingslager in der Türkei. Während sich Trainer Denizli von seinen Landsleuten feiern ließ, machte sich die Mannschaft ein paar schöne Tage in der Sonne. In beiderseitigem Einvernehmen (Denizli: "Ich bleibe immer ein Alemanne") trennte man sich im März, und man verpflichtete Eckhard Krautzun, der schon im Herbst zur Debatte gestanden hatte. Doch es half alles Hoffen und Bangen nicht. Am 13.05.1990 um 16.47 Uhr, nach einem 0:3 in Bayreuth, stand der Abstieg aus der 2. Bundesliga als 19. der Tabelle, drei Punkte hinter dem rettenden Platz, fest. Mit guten Wünschen für die Zukunft, aber auch mit zwei Millionen Mark Schulden verabschiedete man sich ins Amateurlager. Dass die Alemannia abgestiegen war, wurde von vielen wohl erst richtig registriert und wahrgenommen, als die neue Saison ohne die Alemannia begann.

1990

Neuanfang in der Oberliga Nordrhein

Mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga begannen magere Jahre für die Alemannia. Zum ersten Mal in der 90-jährigen Vereinsgeschichte war die erste Fußballmannschaft nur noch drittklassig und musste sich mit Gegnern wie Jülich oder Langerwehe auseinandersetzen. Rund 3000 Zuschauer verloren sich im Schnitt bei Spielen der Oberliga Nordrhein auf dem Tivoli; Auswärtsspiele fanden teilweise vor dreistelligen Kulissen auf diversen obskuren Sportplätzen statt.

Immerhin konnten zum Oberligaauftakt zweitligaerfahrene Stammspieler wie Hannes Kau, Norbert Buschlinger oder Günter Delzepich gehalten werden, so dass die Alemannia unter Trainer Norbert Wagner um den sofortigen Wiederaufstieg mitspielte. Einen argen Dämpfer erhielten die Aufstiegshoffnungen bei der zweiten Saisonniederlage am 1.3.1991 in Hamborn. Jupp Zschau und Hannes Kau warfen dem Trainer nach dem Spiel eine verfehlte Aufstellung vor. Wagner forderte die Suspendierung beider Spieler, musste aber schließlich selbst zurücktreten. Als Nachfolger wurde Ex-Nationalspieler Wilfried Hannes vom Ligakonkurrenten Viktoria Köln verpflichtet, der auch nicht mehr verhindern konnte, dass trotz 50:14 Punkten am Ende nur Platz 2 hinter dem FC Remscheid blieb.

1991

Schwere Zeiten

Zur neuen Saison hatten wichtige Leistungsträger den Verein verlassen, und Hannes versuchte mit einer stark verjüngten Mannschaft den Neuanfang. Der geriet zunächst sehr schleppend, die Fans mussten Demütigungen wie das Aus im Kreispokal bei Rhenania Alsdorf oder eine Heimniederlage gegen Jülich 10 ertragen. Nach einer 1:4-Niederlage in Bad Honnef und 5:11 Punkten stellte Hannes fest: “Wir stehen nun mitten im Abstiegskampf.” Ganz so schlimm kam es dann doch nicht; zum Saisonende hatte sich die Mannschaft halbwegs gefunden und auf Platz 6 verbessert.

Unter dem neuen Präsidenten Heinz-Gregor Johnen wurde immer wieder versucht, die Tristesse mit publikumswirksamen Aktionen in Grenzen zu halten, sogar Cheerleader sorgten zeitweise für umstrittenes amerikanisches Flair. Am Ende der Saison 1992/93 musste sich die Alemannia mit Platz 3 hinter Rot-Weiß Essen und dem 1. FC Bocholt zufrieden geben. Als kleines Trostpflaster gelang erstmals seit dem Abstieg der Sieg im Mittelrheinpokal und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal.

1993/94

Qualifikation für die Regionalliga

1993/94 geriet Trainer Hannes immer lauter und vehementer in die Kritik der Fans, die mitunter schon zum Streik aufriefen. In den entscheidenden Spielen gegen Aufstiegskonkurrent Fortuna Düsseldorf versagte die Mannschaft. Das Hinspiel im Rheinstadion wurde trotz längerer 11:9-Überzahl verloren, nach dem 0:1 im Rückspiel bemerkte Präsident Johnen resignierend: “Die haben gespielt wie alte Opas.” Damit musste man die Aufstiegshoffnungen früh begraben, zum letzten Heimspiel gegen den Rheydter SV wurde mit 600 Besuchern ein Minusrekord der Nachkriegszeit aufgestellt. Immerhin reichte der zweite Platz zur Qualifikation für die neugeschaffene Regionalliga West/Südwest, und im zweiten Jahr in Folge konnte der SC Brück im Finale des FVM-Pokals besiegt werden.

1994

Regionalliga

Zur allgemeinen Überraschung hielt der Vorstand auch in der neuen Spielklasse an Trainer Hannes fest, aber nach einem 1:5 gegen den TuS Paderborn-Neuhaus gab es buchstäblich kein Halten mehr. Nachfolger wurde der frühere Bundesligatrainer von Borussia Mönchengladbach Gerd vom Bruch. Die Alemannia tat sich lange schwer in der Regionalliga; die Mischung aus erfahrenen Ex-Profis wie Andreas Gielchen, Frank Klemmer oder Frank Schulz sowie jungen Talenten wie Torsten Frings schien nie so recht zusammenzupassen. In den ersten beiden Regionalligajahren erreichte die Alemannia jeweils Platz Sechs.

Zu Beginn der Saison 1996/97 musste auch Gerd vom Bruch seinen Stuhl räumen; als Nachfolger konnte Werner Fuchs verpflichtet werden, der die Alemannia bereits von 1984 bis 1987 betreut hatte und sich im Umfeld nach wie vor großer Beliebtheit erfreute. Unter den gegebenen Umständen konnte auch Fuchs kurzfristig keinen Aufschwung erreichen. Massive finanzielle Probleme verhinderten lange Zeit den Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft, zur Winterpause wurden mit den Verkäufen von Torsten Frings an Werder Bremen und Marcus Feinbier an Wattenscheid 09 zumindest einige Löcher im Geldbeutel gestopft. In der Tabelle lag die Alemannia lange Zeit sogar hinter Germania Teveren. Der am Ende 11. Platz in der 3. Liga stellte den statistischen Tiefpunkt der Vereinsgeschichte dar.

In der darauffolgenden Saison war ein deutlicher Aufschwung erkennbar. Erst am zehnten Spieltag gab es beim unglücklichen 3:4 in Münster die erste Saisonniederlage, und im Pokal zog die Alemannia endlich wieder die Massen an. Bundesligist 1.FC Nürnberg sowie Zweitligist VfB Leipzig zogen am Tivoli den Kürzeren, bevor es im Dezember 1997 zum denkwürdigen Achtelfinale gegen Waldhof Mannheim kam. Beim Stand von 1:1 in der Verlängerung verwandelte Mario Krohm einen Elfmeter gegen Mannheims Keeper Stephan Straub erst im Nachschuss. Letzterer war jedoch nach Auffassung von Schiedsrichter Merk von einem zweiten Ball irritiert worden, der im unpassenden Moment aus dem Mannheimer Fanblock aufs Spielfeld geflogen war. Die Partie wurde mit Schiedsrichterball fortgesetzt und im Elfmeterschießen für Mannheim entschieden. In der Liga reichte es am Ende zu Platz Sieben.

1998

Pläne für ein neues Stadion

1998 wurden Pläne für ein neues Stadion vorgestellt, das den altehrwürdigen Tivoli ersetzen sollte. Unter dem Motto “Hände weg vom Tivoli” formierte sich schnell erfolgreich Widerstand gegen das Modell, das eine Mehrzweckarena mit Laufbahn ohne Stehplätze für 15.000 Besucher vorsah.

1998/99

Wiederaufstieg

Sportlich spielte die Alemannia erstmals in der Regionalliga ernsthaft um den Aufstieg mit und erklomm durch ein 1:1 bei Preußen Münster im November die Tabellenspitze. Nach drei Heimniederlagen in Folge schien man jedoch schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Beim 2:3 gegen Paderborn Ende Februar wurden sogar die Tore des Gegners mit höhnischen “Zugabe”-Rufen quittiert. Ein 1:0 in Siegen in der Woche drauf leitete die nicht mehr für möglich gehaltene Wende ein. Spätestens, nachdem am Ostermontag der spielerisch überlegene Gegner aus Trier in der Schlussphase am Tivoli niedergekämpft wurde, schwamm die Alemannia auf einer Welle der Euphorie. Nach einem 3:1 in der Leverkusener Bay-Arena wurde in den letzten Minuten noch ein 0:1 gegen Verl gedreht. Nach dem 1:0 über Preußen Münster zwei Wochen später gab es kaum noch Zweifel.

Wenige Tage später folgte der Schock. Trainer Werner Fuchs brach beim Waldlauf mit der Mannschaft tot zusammen und hinterließ eine große Lücke nicht nur im sportlichen Bereich. Beim 2:0 in Erkenschwick wurde sein Werk vollendet, die Alemannia war nach neun Jahren wieder zweitklassig. Eugen Hach, in den 80er-Jahren unter Fuchs als Spieler am Tivoli aktiv, wurde für die neue Zweitligasaison als Nachfolger verpflichtet.

1999

Rückkehr in die Zweite Bundesliga

Seit neun Jahren hatte die Alemannia auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga gewartet. In der Saison 1999/2000 war es soweit und die Euphorie war groß. Ohne den verstorbenen Werner Fuchs musste eine Mannschaft zusammengestellt werden, die sich in der neuen Liga etablieren konnte. Nur wenige trauten der Alemannia zu, es sportlich mit einer der stärksten Zweiten Ligen aller Zeiten aufnehmen zu können. Zudem wurde ein Trainer verpflichtet, der keinerlei Erfahrungen als Übungsleiter einer Profimannschaft hatte: Eugen Hach, ehemaliger Spieler der Alemannia.

Trotz der Zweifel an der Klasse war die Vorfreude auf Spiele gegen die Erzrivalen aus Köln und Mönchengladbach ungebrochen. Dies wurde noch mehr angeheizt, als man direkt am ersten Spieltag nach einem 4:1-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers die Tabellenführung erobern konnte. Der Auswärtssieg bei Borussia Mönchengladbach (2:1) vor über 10.000 mitgereisten Aachenern rundete die allgemein gute Stimmung ab.

Trotz einiger Niederlagen schaffte es die Alemannia, sich in der starken Liga lange oben und zum Teil sogar in der Nähe der Aufstiegsplätze zu halten. Abseits des sportlichen Erfolgs machte das Spiel gegen Energie Cottbus im Mai 2000 Schlagzeilen, bei dem es nach zehn Minuten zu einer Rangelei vor der Trainerbank kam. Eugen Hach soll einen Cottbusser Spieler gewürgt haben und wurde daraufhin für den Rest der Saison gesperrt. Am Ende der Saison landete man auf einem ansehnlichen achten Platz.

Im September 2000 veranstaltete der Verein ein großes Fest zum 100jährigen Jubiläum der Alemannia. Auf dem Katschhof feierten tausende Anhänger bei Live-Musik und der Ausstellung „You never walk alleng - Bewegtes aus 100 Jahren TSV Alemannia Aachen“.

Sportlich begann die Saison 2000/01 mit gemischten Ergebnissen, bevor man langsam abrutschte und die Alemannia mit nur vier Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz in die Winterpause ging. Zudem bekam das Verhältnis der Fans zu Trainer und Präsidium die ersten ernsthaften Risse, unter anderem wegen der vielen Neuverpflichtungen, die für mehr Masse statt Klasse standen. Auch das ehrgeizige Projekt, den Tivoli während des laufenden Spielbetriebs bis 2003 durch einen Neubau an gleicher Stelle zu ersetzen, brachte Skepsis unter den Anhängern.

Auf dem Rasen verhinderte nur die gute Heimserie mit sechs Spielen ohne Gegentor ein Abrutschen auf einen Abstiegsplatz. Am Ende schloss man die Saison als Zehnter ab.

2001/2002

Die Kofferaffäre

Vor der Saison 2001/02 hatte die Stimmung die Euphorie des Aufstiegs verloren. Finanziell bewegte sich der Verein auf dünnem Eis, vom wirtschaftlichen Überschuss des Jahres 2000 war nichts mehr übrig. Fußballerisch begann die Alemannia die Spielzeit wenig erfolgreich. Eine Niederlage in Schweinfurt (1:0) am achten Spieltag kostete Eugen Hach, schon länger umstritten, den Trainerposten. Jörg Berger wurde im Oktober als neuer Übungsleiter vorgestellt, zudem mit Jörg Schmadtke als Sportdirektor ein Mann auf administrativer Ebene, der die sportlichen Geschicke besser koordinieren sollte. Karl-Heinz Pflipsen verstärkte die Mannschaft sportlich, so dass man sich für die kommenden Aufgaben gerüstet fühlte.

Was folgte, war das Bekanntwerden der Verwirrungen um die Ablösemodalitäten beim Transfer von Mark Rudan. 290.000 DM Ablöse waren geflossen, die man in einem Koffer an den Verein Northern Spirit Sydney übergeben hatte. Bei näheren Recherchen stellte sich heraus, dass der Spieler eigentlich ablösefrei gewesen sei. Die Quittung über den Transfer wies Hinweise auf eine Fälschung auf. Auch der australische Verein dementierte den Erhalt des Geldes. Der Verwaltungsrat des Vereins reagierte mit der Bildung eines vorläufigen Notgremiums, der den eigentlichen Vorstand absetzte.

Das Thema beherrschte lange die Schlagzeilen, auch die Lizenz für die kommende Saison war in Gefahr. Es fehlte eine knappe Million. Eine große Spendenbereitschaft seitens der Fans von Alemannia und auch anderen Vereinen brachte mehrere Hunderttausend Euro, auch die Mannschaft steuerte 50.000 Euro bei. Das Überleben des Vereins konnte beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg im März verkündet werden.

Zu allem Überfluss schwebte das Abstiegsgespenst über dem Tivoli. Nur durch die andauernde Heimstärke konnten die schwachen Auswärtsauftritte ausgeglichen werden. Gegen Union Berlin riss die Serie am Tivoli jedoch (1:2), und angesichts der folgenden Spiele bei direkten Abstiegskonkurrenten wurden die Sorgen um den Klassenerhalt größer. Gegen den Karlsruher SC gelang es der Mannschaft jedoch, den Auswärtsfluch zu besiegen, und das 2:1 sicherte der Alemannia die Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga.

Nach der nervenaufreibenden vergangenen Saison waren die Erwartungen für die Spielzeit 2002/03 nicht besonders hoch. Es dauerte auch bis zum fünften Spieltag, bis die Alemannia den ersten Sieg einfahren konnte (2:0 gegen den Karlsruher SC). Entgegen aller Prognosen schaffte man es aber, zum Hinrundenende den fünften Platz zu belegen und machte sich sogar Hoffnungen, noch ins Aufstiegsrennen eingreifen zu können. In der Rückrunde war es besonders das Spiel beim Erzrivalen Köln, das in Erinnerung bleib. In der 66. Minute lag die Alemannia mit 3:0 hinten, Jörg Berger wechselte Emmanuel Krontiris ein, der mit einem lupenreinen Hattrick das 3:3 erreichte. Die Saison endete auf einem zuvor kaum erwarteten sechsten Tabellenplatz.

2003/2004

Ein Geisterspiel und Endspiel in Berlin

Mit der Verpflichtung von Erik Meijer hatte sich die Erwartungshaltung vor der Saison 2003/04 gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Zusammen mit Horst Heinrichs als Präsidenten und Jörg Schmadtke als Sportdirektor steht Meijer stellvertretend für die erfolgreichsten drei Jahre der jüngsten Vereinshistorie.

Nach einem durchwachsenen Start in der Liga konnte die Alemannia eine Siegesserie von fünf Dreiern in Folge verzeichnen. Das im negativen Sinne erinnerungswürdigste Spiel der Saison war die Partie gegen den 1. FC Nürnberg. Nach 72 Minuten musste der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen, da der Nürnberger Trainer Wolfgang Wolf am Boden lag, weil ihn ein nicht endgültig identifizierter Gegenstand, aus dem S-Block geworfen, am Kopf getroffen haben soll. Die Situation zwischen Nürnberger Bank und Aachener Publikum drohte zu eskalieren. Nur unter Protest beendeten die Nürnberger Spieler das Match. Nachdem die Franken Einspruch beim DFB eingelegt hatten, wurde das Spiel neu angesetzt und ein Ausschluss der Zuschauer angeordnet. Die Nachholpartie endete 3:2 für die Alemannia, die damit rückwirkend Herbstmeister wurde.

Neben dem Aufreger um das Spiel gegen Nürnberg machte noch ein Dopingfall Schlagzeilen. Stürmer Daniel Gomez hatte unabsichtlich ein Medikament eingenommen, das auf der Liste der Dopingmittel stand. Arminia Bielefeld legte Protest ein, wurde jedoch vom DFB abgewiesen. Die Rückrunde hindurch konnte sich die Alemannia in der Aufstiegsregion festsetzen. Am Ende fehlte ein Sieg aus den letzten beiden Spielen am Tivoli gegen Ahlen oder in Karlsruhe, und man musste Mainz 05 auf dem dritten Tabellenplatz den Vortritt lassen.

Geprägt wurde die Saison vor allem durch die Erfolge im DFB-Pokal. Über die Stationen Erfurt, 1860 München und Braunschweig kam es im Viertelfinale zum Spiel gegen Bayern München. Vor ausverkauftem Haus gelang nach Toren von Stefan Blank und Erik Meijer und dem zwischenzeitlich Ausgleich durch Michael Ballack ein vielumjubelter 2:1-Sieg. Auch das Halbfinale versprach eine interessante Begegnung zu werden: Borussia Mönchengladbach kam zum Tivoli. Tatsächlich ging die Alemannia durch einen Freistoß von Ivica Grlic in der 42. Minute in Führung. Die zweite Halbzeit bestand für den Alemannia-Fan aus Euphorie und bangen Minuten. Vor allem das Handspiel von George Mbwando in der 89. Minute hätte, wenn der Schiedsrichter es nicht übersehen hätte, einen großen Dämpfer für die Final-Hoffnungen bedeuten können. So blieb es jedoch beim 1:0 und die Alemannia stand zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte im DFB-Pokal-Finale.

Auch wenn das Endspiel in Berlin mit 3:2 gegen Werder Bremen verloren ging, konnte die Pokalsaison als großer Erfolg gewertet werden. Da Werder als Deutscher Meister 2004 für die Champions League qualifiziert war, ging der Startplatz im UEFA-Cup der Folgesaison an die Alemannia.

2004-2006

Alemannia im UEFA-Cup und Aufstieg 2006

In der Liga spielte die Alemannia 2004/05 lange um den Aufstieg mit, aber am Ende fehlte die Kraft, um den zwischenzeitlichen Aufstiegsplatz zu halten und man landete schließlich auf dem sechsten Platz.

Eine unvergessliche Zeit versprachen vor allem die Spiele im UEFA-Cup. Der erste Europapokal-Gegner der Alemannia war der eine Woche später gekürte isländische Meister FH Hafnarfjördur. Die Erwartungen der etwa 400 mitgereisten Aachener wurden schnell übertroffen. In der Halbzeitpause stand es bereits 3:0 für die Alemannia, am Ende sogar 5:1, so dass man die Fahrkarte für die nächste Runde fast sicher hatte. Als Spielort für das erste UEFA-Cup-Heimspiel der Vereinsgeschichte wurde ausgerechnet das Rhein-Energie-Stadion bestimmt, da der Tivoli aufgrund der Statuten der UEFA für internationale Spiele nicht ausreichend Sitzplätze bot. Mit einem 0:0 konnte die zweite Runde endgültig gesichert werden. Diese bedeutete im Gruppenmodus insgesamt vier weitere Spiele, der dritte Platz in der Fünfer-Gruppe würde zum Weiterkommen reichen. Diesen erreichte die Alemannia dann auch auf sensationelle Weise: Siege gegen den OSC Lille (1:0) und bei AEK Athen (2:0) bedeuteten zusammen mit dem 2:2 gegen St. Petersburg den Einzug in die dritte Runde des UEFA-Cups. Selbst die Niederlage in Sevilla (0:2) wird allen Mitgereisten als besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben.

In der dritten Runde traf die Alemannia auf den niederländischen Vertreter AZ Alkmaar. Vor knapp 38.000 Zuschauern im „Heimspiel“ erreichte die Alemannia ein 0:0, hätte durchaus Tore erzielen, aber auch kassieren können. Die Ausgangslage für das Rückspiel war damit immer noch hoffnungsvoll. Meijer schoss die Alemannia in Führung (31.) und Simon Rolfes hätte mit seinem Solo in der 56. Minute die nächste Runde gegen Schachtjor Donezk klar machen können - leider schaffte er es nicht, den Ball im Tor unterzubringen. Alkmaar dagegen gelang der Ausgleich. Ein Platzverweis brachte die Aachener Hintermannschaft in Schwierigkeiten und den Niederländern am Ende einen 2:1-Sieg, der Alemannias Ausscheiden aus dem UEFA-Cup bedeutete. Trotzdem war und ist die Teilnahme am internationalen Geschäft einer der Höhepunkte der jüngsten Vereinsgeschichte.

Als einer der Favoriten ging die Alemannia in die Saison 2005/06. Nach sieben Spielen in Folge ohne Niederlage wurde man auch verdient Herbstmeister. Mit weiteren Siegen in der Rückrunde wurde der Platz an der Sonne verteidigt, so dass die Alemannia am 30. Spieltag schon vor ihrem eigenen Spiel als Aufsteiger fest stand, nachdem die Konkurrenz am Ostersonntag ihre benötigten Punkte nicht geholt hatte. Die spontane und ausgelassene Aufstiegsfeier in der Aachener Innenstadt mit Fans und Spielern hatte schwere Beine und Köpfe verursacht, aber die Montags-Niederlage gegen den VfL Bochum (0:2) änderte nichts an der losgelösten Stimmung auf und um den Tivoli. Die langersehnte Rückkehr in die Bundesliga war nach 36 Jahren endlich geschafft.

2006/2007

Die Bundesliga - mit Alemannia Aachen

Das erste Spiel in der Bundesliga seit dem 3. Mai 1970 fand am 12. August 2006 in der Leverkusener BayArena statt. Eine unfassbar große Euphorie begleitete die 4.000 angereisten Fans trotz der deutlichen Niederlage (0:3). Nach dem ersten Sieg am dritten Spieltag gegen Hannover 96 (3:0) verließ Trainer Dieter Hecking die Alemannia und wechselte ausgerechnet nach Hannover. Michael Frontzeck übernahm. Der zweite Auswärtssieg in Mainz (3:1) bedeutete zugleich die vorübergehende Tabellenführung am Freitagabend des 7. Spieltags. Allerdings gelang erst neun Spieltage später der nächste Dreier (2:1 in Wolfsburg). Das 3:3 im Heimspiel gegen den Hamburger SV ließ die Alemannia vier Punkte vom ersten Abstiegsplatz entfernt überwintern.

Der Saisonverlauf bescherte indes noch zwei Besuche der Bayern am Tivoli. Das Liga-Heimspiel gewann die Alemannia durch ein Tor von Alexander Klitzpera mit 1:0. Die dritte Niederlage erlitt der Rekordmeister schon im Pokal-Achtelfinale. Die Alemannia hatte den Bayern bravourös Paroli geboten und führte zur Halbzeit deutlich mit 3:0. Zwar kam München noch einmal auf 3:2 ran, aber die letzten Unsicherheiten beseitigte Jan Schlaudraff mit dem vierten Tor des Abends.

Nach dem 26. Spieltag lag die Alemannia nach einem Sieg gegen Arminia Bielefeld auf einem guten neunten Tabellenplatz. Danach schien der Faden gerissen, denn man kassierte eine bittere Niederlage nach der anderen und wurde in die untere Tabellenregion durchgereicht. Das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 12. Mai 2007 brachte dann die bittere Entscheidung. Beide Clubs waren direkte Konkurrenten um den Verbleib in Liga Eins. Die Alemannia ging mit 2:0 in Führung, konnte das Ergebnis aber nicht halten und musste nach einem Wolfsburger Doppelschlag zum 2:2 die erste Liga leider wieder verlassen.

2009

Der alte Tivoli wird verabschiedet

Nach dem Abstieg in die Zweite Liga verließ Coach Frontzeck die Alemannia, Guido Buchwald übernahm seinen Posten. Unter ihm verlor man kein Heimspiel, konnte aber auswärts nur einen Sieg holen (beim 1:0 in Köln). Nach der Niederlage gegen den FC Augsburg musste Buchwald wieder gehen, Jörg Schmadtke übernahm bis zur Winterpause als Interimslösung. Aber auch unter dem neuen Trainer Jürgen Seeberger konnte die Alemannia 2008 keine Konstanz in ihre Leistungen bringen und so beendete man die Liga nicht mit dem sofortigen Wiederaufstieg, sondern nur mit Platz Sieben.

Die Saison 2008/09 stand dann ganz im Zeichen des Abschieds vom altehrwürdigen Tivoli. Sportlich gelang es, lange Zeit um den Aufstieg mitzuspielen, besonders Lewis Holtby tat sich mit einigen herausragenden Leistungen hervor, wurde dann in der Sommerpause jedoch nach Schalke verkauft. Das Heimspiel gegen den FC Augsburg am 24. Mai 2009 war das letzte von über 1.300 Meisterschafts-Spielen, das der alte Tivoli sehen sollte. Dementsprechend war die Atmosphäre unter den Fans vor dem Spiel zwar wehmütig, aber man bereitete der Spielstätte einen stimmungsvollen Abschied. Auf dem Rasen ging das Fest würdig weiter, die Mannschaft der Alemannia schoss nochmal vier von den insgesamt über 5.000 Toren am Tivoli. Die gute Saisonplatzierung (4.) war in dieser Situation fast nebensächlich.

2009

Schlimmer Einstand des neuen Stadions

Nach nur 18 Monaten Bauzeit wurde im August 2009 der neue Tivoli eingeweiht. Die Eröffnung stand unter einem äußerst unglücklichen Stern. 32.960 Zuschauer sahen im ersten Ligaheimspiel beim 0:5 gegen den FC St. Pauli die höchste Heimniederlage seit 1947. Bereits in der ersten Halbzeit mussten die entsetzten Fans vier Gegentore mitansehen, davon drei durch die Ex-Alemannen Ebbers und Bruns. Zu allem Überfluss verunglückte nach dem Spiel ein Fan des St. Pauli schwer, der sich beim Sturz aus dem Gästeblock schwere Kopfverletzungen zuzog.

Es sollte das einzige ausverkaufte Spiel der Saison bleiben. Nach nur einem Sieg aus den ersten fünf Spielen trennte sich die Alemannia von Trainer Jürgen Seeberger. Die restliche Spielzeit unter Trainer Michael Krüger verlief allenfalls durchschnittlich. Nach einer 0:2-Heimpleite gegen den Tabellenletzten Rot Weiss Ahlen hatten die erbosten Fans nach dem Spiel verständlichen Redebedarf. Sportdirektor Andreas Bornemann wurde im Winter durch Erik Meijer ersetzt. Am Saisonende stand Platz 13 bei nur 37 geschossenen Toren in 34 Spielen zu Buche.

Bei der Jahreshauptversammlung im Sommer 2010 wurde in einer knappen und viel diskutierten Abstimmung der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Jürgen Linden abgewählt. Zudem wurde unter anderem eine traditionelle Version des Vereinswappens ohne abgerundete Ecken neu eingeführt.

Einen sportlichen Neuanfang erhoffte man sich 2010/11 mit dem neuen Trainer Peter Hyballa, der vom ehemaligen Amateurtrainer Eric van der Luer assistiert wurde. Bereits das erste Spiel, ein 2:2 gegen Union Berlin versprach eine deutlich offensivere Ausrichtung als zuletzt. Die verjüngte Mannschaft um die talentierten Zoltán Stieber, Marco Höger, Tolgay Arslan und Manuel Junglas sorgte insbesondere im DFB-Pokal für Furore. Hintereinander wurden der FSV Mainz 05 – als Überraschungs-Tabellenführer der Bundesliga – und Eintracht Frankfurt (im Elfmeterschießen) aus dem Weg geräumt. Im Viertelfinale wartete der FC Bayern München, der nach zuletzt drei Niederlagen auf dem alten Tivoli im neuen Stadion mit 4:0 die Oberhand behielt. Bei allem unbekümmerten Offensivspiel musste die Mannschaft mit 0:5 gegen Hertha BSC und 1:5 gegen Aue zwei deftige Heimniederlagen hinnehmen. Die Saison wurde auf dem zehnten Platz beendet.

2011-2013

Absturz und erste Insolvenz

Zur Saison 2011/12 konnten die Abgänge der Leistungsträger Höger und Stieber nicht kompensiert werden. Bereits in der Saisonvorbereitung deuteten sich bei einem 1:1 gegen eine Heinsberger Kreisligaauswahl und fünf torlosen Spielen nacheinander Probleme an. Die setzten sich in den ersten Ligaspielen nahtlos fort. Nur ein Tor und vier Punkte (durch vier 0:0-Unentschieden in Folge) standen nach acht Spielen zu Buche. Erik Meijer zog die Reißleine und holte seinen alten Trainer Friedhelm Funkel als „Feuerwehrmann“ an den Tivoli. Das half zunächst wenig, nach weiteren Niederlagen in Berlin und Frankfurt gab es erneut Redebedarf. Eine Aussprache zwischen Fans und Mannschaft schien tatsächlich zu einer Verbesserung beizutragen, bis zur Winterpause gab es nur noch eine Niederlage bei allerdings auch nur zwei Siegen. Zu Beginn der Rückrunde konnte sich die Alemannia weitere Luft im Abstiegskampf verschaffen, bevor fünf Niederlagen in Folgen das Desaster einläuteten. Nach einem vermeidbaren 0:1 der mittlerweile übernervösen und gehemmten Mannschaft gegen Dynamo Dresden übernahm der bisherige Amateur-Trainer Ralf Aussem die Mannschaft. Auch er konnte den Abstieg trotz verbesserter Moral nicht abwenden. In Ingolstadt kassierte man in letzter Minute den Ausgleich, und am letzten Spieltag reichte ein 2:1 bei 1860 München nicht, da zeitgleich der Karlsruher SC gegen die bereits aufgestiegene Eintracht aus Frankfurt gewann.

Es folgten die vermutlich schlimmsten Monate der jüngeren Vereinsgeschichte. Sportlich begann die Drittligasaison bei zwei Siegen, vier Unentschieden und zwei Niederlagen durchschnittlich; der neue Sportdirektor Uwe Scherr sah in der Zusammenarbeit mit Ralf Aussem keine Perspektive und holte mit René van Eck wieder einen neuen Trainer an den Tivoli. Schlimmer waren die trotz einiger Monate zuvor mit Hilfe der Stadt erfolgter Umfinanzierung des Stadionbaus nicht mehr aufzuhaltenden finanziellen Probleme. Der Wegfall der TV-Gelder der 2. Bundesliga und die Belastung durch die Stadionfinanzierung führten schließlich im November 2012 zum Insolvenzantrag der Alemannia Aachen GmbH. In der Folge wurde die Geschäftsstelle verkleinert, der Fanshop in der Pontstraße sowie der Klömpchensklub geschlossen sowie in der Winterpause auch der Mannschaftsetat deutlich reduziert. Abseits des Platzes sorgten zu allem Überfluss Teile der Fanszene für negative Schlagzeilen. Durch den Abgang mehrerer Leistungsträger geschwächt und mit zusätzlichen Punktabzügen für Verstöße im Lizensierungsverfahren sowie Inanspruchnahme von Geldern aus dem DFB-Kautionsfonds landete die Mannschaft am Saisonende auf dem letzten Platz der 3. Liga. Den Abstieg in die Regionalliga hatten die damaligen Regularien ohnehin alleine durch den Insolvenzantrag vorgesehen.

2013

Neuanfang in der Regionalliga

Im Juni 2013 wurde die Insolvenz eröffnet. Eine wegen der großen Personenzahl in der Dürener Arena abgehaltene Gläubigerversammlung beschloss die Fortführung des Spielbetriebs. Erst auf den letzten Drücker konnte das neue Trainerteam Peter Schubert und Reiner Plaßhenrich eine Mannschaft zusammenstellen. Trotz eines 3:1-Auftaktsieges bei Ligafavorit und Aufsteiger Fortuna Köln waren unter den gegebenen Umständen sportlich keine Höhenflüge zu erwarten, die Alemannia beendete die Spielzeit auf Platz 13. Tiefpunkt der Saison war eine Pokalniederlage beim damaligen Bezirksligisten FC Inde Hahn. Wichtiger war der erfolgreiche Abschluss der Insolvenz im Januar 2014.

Einen ganz anderen Verlauf nahm die Spielzeit 2014/15. Als Dennis Dowidat Ende Oktober kurz vor Schluss zum 1:0-Siegtreffer bei Topfavorit FC Viktoria Köln traf, kehrten Aufstiegsträume und Hoffnung an den Tivoli zurück. Im ersten Spiel des neuen Jahres sollte es zum Duell Erster gegen Zweiter zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen kommen. Kurz vor Weihnachten setzte ein Boom auf die Karten ein, und bereits vier Wochen vor dem Anpfiff war das Spiel mit 30.313 abgesetzten Karten ausverkauft – ein neuer Zuschauerrekord für die deutsche 4. Liga. Kevin Behrens köpfte die Alemannia zum 1:0-Sieg im Rekordspiel. Mit insgesamt 20 aufeinanderfolgenden Spielen ohne Niederlage brach die Alemannia in dieser Saison einen Vereinsrekord aus dem Jahr 1937. Zusätzlichen Auftrieb und weiter professionalisierte Strukturen erhoffte man sich mit der Verpflichtung von Sportdirektor Alexander Klitzpera im Februar. Die Mannschaft schien jedoch gegen Mitte der Rückrunde zunehmend gehemmt. Zwei unnötige Auswärtsniederlagen in Kray und Schalke waren letztlich zu viel, am Ende fehlte ein Punkt auf Meister Borussia Mönchengladbach II – die dank schwieriger Aufstiegsregelung und verlorener Relegation ebenfalls in der Regionalliga blieben.

Unter dem neuen Trainer Christian Benbennek startete die Alemannia mit fünf Siegen und einem Unentschieden stark in die Saison 2015/16. Im Herbst wurden alle Ambitionen in Richtung Tabellenspitze durch einige ganz schwache Auftritte vor allem auf fremden Plätzen ebenso zerstört wie offenbar das Vertrauensverhältnis zwischen Mannschaft, Trainer und Fans. Im Winter trennte man sich nacheinander von den Spielern Löhe, Hackenberg und Müller, Trainer Benbennek, Aufsichtsrat Deutz und Sportdirektor Klitzpera. Mit dem zur Winterpause verpflichteten Trainer Fuat Kilic beendete die Alemannia die Saison auf dem siebten Platz.

Wieder einmal war viel Porzellan zerschlagen worden. Dies machte sich auch im Zuschauerschnitt bemerkbar, der von 10.700 in der Saison 2014/15 bis auf 6.500 fiel. Die Alemannia spielte zwar guten Fußball, die Tabellenspitze war jedoch zu weit weg, um die Massen ins Stadion zu locken. Die Kosten des Spielbetriebs waren letztlich zu hoch, und nur drei Jahre nach Abschluss des ersten Insolvenzverfahrens musste die Alemannia Aachen GmbH im März 2017 erneut Insolvenz anmelden. Wegen der dadurch fälligen neun Punkte Abzug beendete die Alemannia die Saison auf dem siebten statt fünften Platz. Am 1.6.2017 wurde das erneute Insolvenzverfahren eröffnet. Unter anderem mit der Abschaffung der seit 1902 bestehenden zweiten Mannschaft mussten weitere schmerzhafte Einsparungen vorgenommen werden. Gleichzeitig wurde mit der Vertragsverlängerung des beliebten Trainers Fuat Kilic ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Während der Insolvenz hielt die Alemannia in der Saison 2017/18 lange Zeit Tuchfühlung zur Tabellenspitze und beendete die Saison auf dem sechsten Platz. Zum 1.7.2018 wurde der Spielbetrieb von der insolventen GmbH zurück in den Mutterverein und von dort in die neue TSV Alemannia Aachen GmbH übertragen. 2018/19 wiederholte die Alemannia den sechsten Platz der Vorsaison und konnte sich durch den Sieg im FVM-Pokal zum ersten Mal seit sieben Jahren für den DFB-Pokal qualifizieren.

In der Saison 2019/20 gab es mit dem ausverkauften DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen einen frühen Höhepunkt. Im Winter löste Fuat Kilic Hermann Lindemann mit einer am Ende viereinhalbjährigen durchgehenden Amtszeit als Rekordtrainer der Alemannia ab. Im Gedächtnis bleibt die Spielzeit jedoch leider vor allem durch den Ausbruch der COVID-19-Epidemie, die im Frühjahr unter anderem zum Abbruch der Regionalliga-Saison führte - das einzige Mal außerhalb der beiden Weltkriege, dass die Alemannia eine Saison vorzeitig beenden musste.

Mit dem neuen Trainer Stefan Vollmerhausen musste 2020/21 zunächst der in der Vorsaison unterbrochene Landespokal-Wettbewerb fortgesetzt werden. Die Alemannia qualifizierte sich zum dritten Mal in Folge für das Finale, unterlag dort aber dem 1. FC Düren mit 0:1. Der Ligabetrieb wurde weiterhin durch Hygienemaßnahmen und Zuschauerausschlüsse beherrscht. Fünf Hinrundenspiele konnten mit unterschiedlich reduzierter Zuschauerzahl stattfinden, die restlichen Partien mussten vor leeren Rängen ausgetragen werden.

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