Mi, 7. April 2010

Der Hitzfeld-Schüler

TuS-Spieler Frank Wiblishauser im Portrait

Frank Wiblishauser hat beim FC Bayern das Fußballspielen gelernt. Nun kämpft er mit der TuS Koblenz gegen den Abstieg
und um einen Platz in der Mannschaft. Die Vergangenheit zählt im Hier und Jetzt nicht mehr.

Frank Wiblishauser war immer schon ein Kämpfertyp. Jedenfalls beschreibt er seine Geburt auf seiner Homepage als neunstündigen Kampf, nach dem er in der Gewichtsklasse 3.700 Gramm das Licht der Welt erblickte. Nun ist er 32, wiegt etwa
80 Kilo und kämpft immer noch – aktuell mit TuS Koblenz gegen den Abstieg aus der Zweiten Bundesliga. Die Lage ist ernst, sehr ernst. „Wir dürfen nur auf uns schauen und müssen unbedingt punkten“, sagt Wiblishauser.

Es ist eines dieser verkorksten Jahre, das sie in Koblenz gerade erleben. Die Mannschaft kommt nicht in Tritt, und immer dann, wenn Siege die Hoffnung nähren, gibt es Rückschläge. Nach zwei Siegen gegen Greuther Fürth und Rot Weiss Ahlen
verlor die Mannschaft mit 1:4 in Duisburg. „So darf man sich nicht präsentieren“, hat Trainer Petrik Sander anschließend geschimpft. Wiblishauser war einer von denen, die in Duisburg geradezu überrollt wurden. Verletzungssorgen plagen Sander und
Wiblishauser, der nach schwächerem Saisonstart seinen Stammplatz verloren hatte, ist einer von denen, die nun den Abstieg vermeiden sollen. Der größte Hoffnungsträger, der Finne Shefki Kuqi, hatte sich ja nach sieben Toren in 17 Spielen in der
Winterpause nach Swansea in die Zweite englische Liga verabschiedet. Der Mann wollte zurück auf die Insel, wo er für seinen spektakulären Bauchplatscher-Jubel Kultstatus besitzt.

Nun sind also andere gefragt – wie der Ex-Alemanne „Emu“ Krontiris, Anel Dzaka, Tom Geißler, Manuel Hartmann, die Neuzugänge Edmond Kapllani und Daniel Gunkel oder Sturmtalent Marvin Pourie. Oder eben der erfahrene Wiblishauser.
Ein Kämpfer. Einer der „Wille, Ehrgeiz und Disziplin“ als seine wichtigsten Fußballer-Eigenschaften aufführt. Und natürlich Erfahrung. Denn Wiblishauser hat das Fußballspielen beim FC Bayern München gelernt. Auch wenn er nie in der Bundesliga
eingesetzt wurde, hat er als Amateur regelmäßig mit den Profis – darunter Lothar Matthäus, Oliver Kahn und Jürgen Klinsmann – trainiert und somit unter Gerd Müller (bei den Amateuren), Giovanni Trappatoni und Ottmar Hitzfeld gelernt. Bundesliga
spielte er dann beim 1. FC Nürnberg (32-mal) und trainierte unter Weltmeister Klaus Augenthaler und Wolfgang Wolf. Wiblishauser war U21-Nationalspieler und später in der Schweiz bei St. Gallen tätig. Er hatte einen schweren Schien- und
Wadenbeinbruch und brauchte lange, ehe er wieder auf den sprichwörtlichen Beinen war. Heute ist er ein bisschen stolz, erzählt er seinen Fans, dass er diese Zeit hinter sich gebracht hat. Genauso stolz ist er, dass er es überhaupt zum Fußballprofi
geschafft hat. Denn es gibt diese Geschichte, die er gerne vorträgt, in der er als Schüler der sechsten Klasse gefragt wird, was denn seinTraumberuf sei. „Fußballprofi“, antwortete Wiblishauser und schaute in viele schmunzelnde Gesichter. „Doch wie sich im nachhinein herausgestellt hat, sollte ich recht behalten und kann heute über diese Situation schmunzeln, obwohl ich damals
ein bisschen angesäuert war“, erinnert er sich. Im Trikot des 1. FC Nürnberg in der Ersten Bundesliga hatten ihn seine Klassenkameraden nicht sehen wollen – und er hatte es dennoch später getragen. Eine bewegte Biographie also. Aber die Vergangenheit – auch wenn sie mit Bayern München verbunden ist – zählt im Hier und Jetzt in Koblenz nicht. Es geht um alles. Das weiß Wiblishauser, das weiß Sander, das weiß der gesamte Verein. Schon vor Wochen hatte der Trainer die grundsätzlichen
Tugenden im Abstiegskampf angemahnt. „Da gehören Kratzen, Beißen und Spucken hinzu“, hatte Sander schon nach der Niederlage im wichtigen Spiel gegen Oberhausen dem Kicker diktiert. „Aber was wir machen sieht eher nach Parallellaufen
aus. Manchmal frage ich mich, welche Sportart wir hier überhaupt ausüben“, schimpfte er. Und Stürmer Kapllani erklärte: „Wir glauben einfach nicht genug an uns.“ Das müsse – das weiß auch Wiblishauser – nun anders sein. Kämpfer sind gefragt.

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