- Gläubiger stimmten heute auf Versammlung dem von Insolvenzverwalter Professor Dr. Rolf-Dieter Mönning und Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig vorgelegten Insolvenzplan mit mehr als 99 Prozent der Stimmen zu
- Alemannia Aachen kann somit 6 Monate nach Insolvenzeröffnung befreit von Altlasten den Neuanfang starten und will mittelfristig wieder in höheren Ligen spielen
- Fast 8.000 Kleingläubiger haben ihre Forderungen erst gar nicht angemeldet und so die Sanierung des Fußballvereins unterstützt
Aachen, 21. Januar 2014: Die Gläubiger der Alemannia Aachen GmbH haben heute auf der Gläubigerversammlung den von Insolvenzverwalter Professor Dr. Rolf-Dieter Mönning und Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig vorgelegten Insolvenzplan mit mehr als 99 Prozent der Stimmen zugestimmt. Das zuständige Amtsgericht Aachen hat den Insolvenzplan noch in der Versammlung bestätigt. Damit kann das Gericht in Kürze das Insolvenzverfahren über den Fußballverein aufheben, Alemannia Aachen gilt somit etwa 14 Monate nach Insolvenzantrag und 8 Monate nach Verfahrenseröffnung als saniert und entschuldet.
„Wir haben den Insolvenzplan innerhalb von nur sechs Monaten fertig gestellt und abgestimmt. Dieses von uns gesetzte Ziel war äußerst ambitioniert, desto größer ist nun die Freude, dass es geklappt hat“, sagt Insolvenzverwalter Mönning. „Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft bei der Alemannia sind gestellt, nun müssen neue Verantwortliche auf die Lokomotive und die Führung übernehmen.“ Alemannia ist von seinen finanziellen Altlastenbefreit, kann weiter auf dem Tivoli spielen und hat so gute Voraussetzungen, auch sportlich wieder höhere Ziele realisieren zu können. „Voraussetzung aber muss sein, dass hier künftig seriös und wirtschaftlich realistisch gearbeitet wird“, sagt Mönning.
Möglich wurde die erfolgreiche Arbeit von Mönning und Mönig nur durch den erklärten Verzicht der Gläubiger auf einen Großteil ihrer Ansprüche. Dabei hatten von etwa 10.500 Gläubigern lediglich 1.800 Gläubiger tatsächlich Forderungen in einer Gesamthöhe von 69 Millionen Euro angemeldet. Mehr als 8.000 Anleihe- und Kleingläubiger – darunter viele mit Ansprüchen aus ihrer Dauerkarte und ihrem Verzehrguthaben – haben ihre Ansprüche gar nicht erst angemeldet. „Sie haben damit die Sanierung ihrer Alemannia hervorragend unterstützt“, sagt der Insolvenzverwalter. Er kann laut Insolvenzplan den Gläubigern zum jetzigen Zeitpunkt je nach Gruppe eine Quote um 1 Prozent bis 25 Prozent auf ihre angemeldeten und berechtigten Ansprüche auszahlen. Diese Quote kann sich noch erhöhen, wenn verschiedene Haftungs- und Anfechtungsansprüche durchgesetzt wurden. „Dieses Geld kommt dann den Gläubigern zugute“, sagt Mönning.
Mönning und Mönig haben in den vergangenen Wochen verschiedene Unterstützungsmaßnahmen für die Zeit nach der Insolvenz initiiert und begleitet. Sie konnten und wollten aber keine weiteren maßgeblichen Entscheidungen mehr treffen. „Es hat sich ein Kern von Persönlichkeiten gebildet, die bereit sind, Funktionen in den verschiedenen Gremien des Vereins zu übernehmen und sich auch finanziell engagieren werden“, sagt Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig.
Die Personen für die Gremien müssten gemäß der Vereinssatzung gewählt werden. Dies wird auf der nächsten Mitgliederversammlung im März 2014 geschehen. Erst dann wird auch die endgültige Entscheidung getroffen werden, wer künftig Geschäftsführer am Tivoli wird. Mönning und Mönig haben dafür schon verschiedene Vorarbeiten geleistet, entscheiden muss diese Personalie aber satzungskonform die Muttergesellschaft der Alemannia Aachen GmbH.
Während Insolvenzverwalter Mönning nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens keine Funktion bei der Alemannia ausübt, hat sich Sanierungs-Geschäftsführer Michael Mönig bereit erklärt, bis zur Mitgliederversammlung im März im Amt zu bleiben. „Ich baue dabei auf die zugesagte Unterstützung aus dem Umfeld des Vereins. Wir dürfen bei allen Planungen für die kommenden Spielzeiten nicht den Fehler machen und die laufende Spielzeit vernachlässigen. Wir brauchen jetzt auf dem Platz gute Ergebnisse, um sowohl der gelungenen Sanierung Ausdruck zu verleihen als auch um die künftige sportliche Zielsetzung in Ruhe vorbereiten zu können.“
Über das bisherige Insolvenzverfahren
Die Verantwortlichen der Alemannia Aachen GmbH hatten am 23. November 2012 beim zuständigen Amtsgericht in Aachen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Der Antrag wurde für ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung formuliert. Das Gericht hat diesen Antrag angenommen und daraufhin Professor Dr. Rolf-Dieter Mönning zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Eigenverwalter wurde Rechtsanwalt Michael Mönig, der wenige Tage nach Insolvenzantrag vom Aufsichtsrat der Alemannia zum Sanierungs-Geschäftsführer berufen wurde.
Mönning und Mönig gelang es, den Spielbetrieb 7 Monate im vorläufigen Insolvenzverfahren aufrecht zu erhalten. Dies war zwingende Voraussetzung, um den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes Rechnung zu tragen. Wäre dies nicht gelungen, hätte Alemannia Aachen in den unteren Amateurligen neu beginnen müssen.
Am 1. Juni 2013 hat das Amtsgericht dann das Insolvenzverfahren eröffnet und Professor Dr. Rolf-Dieter Mönning zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Eigenverwaltung wurde auf Antrag von Mönig und Mönning mit Beendigung des vorläufigen Insolvenzverfahrens nicht weiter verfolgt, da sie ihren Zweck bis dahin erfüllt hat. Mönning und Mönig arbeiteten gemeinsam an dem Ziel, Alemannia Aachen über ein Insolvenzplanverfahren zu sanieren. Nach dem sportlichen Abstieg aus der 3. Liga will sich der Verein nun in der Regionalliga konsolidieren.
Grundlegende Schritte zur Sanierung wurden bereits vor der entscheidenden Gläubigerversammlung im Januar 2014 erfolgreich bewältigt: So konnte unter anderem der Spielbertrieb bis heute aufrecht erhalten werden, man hat sich mit der Stadt Aachen über die weitere Nutzung des Stadions geeinigt und es konnte neben verschiedenen neuen Sponsoren mit Infront Sports & Media auch ein großes Sport-Marketingunternehmen gewonnen werden, das Alemannia Aachen unterstützt. Zudem konnten Insolvenzverwalter und Sanierungs-Geschäftsführer die Kosten deutlich senken und haben die Beschäftigtenzahl in der Verwaltung auf die Gegebenheiten in der neuen Liga angepasst.
Neben der Profimannschaft sind in der Alemannia Aachen GmbH auch die Fußball-Jugendmannschaften ab der U 13 organisiert. Mönig und Mönning haben das Augenmerk der Sanierung deshalb auch klar auf die Interessen der mehreren hundert Jugendlichen gelegt, die auch künftig bei Alemannia Aachen Fußball spielen sollen. Trotz Abstieg in die vierte Liga nach der Saison 2012/2013 haben die Sanierer der Alemannia weiter an ihrem Nachwuchsleistungszentrum festgehalten, damit die künftig Verantwortlichen von einer möglichst starken Basis die Zeit nach der Krise gestalten können.
Die Alemannia Aachen GmbH wurde 2006 gegründet. Dem Beispiel zahlreicher Bundesligaklubs folgend, sind in der Gesellschaft alle Mannschaften von der U13 aufwärts bis zur Profimannschaft zusammengefasst. Muttergesellschaft der GmbH ist der Aachener Turn- und Sportverein Alemannia 1900 e.V.
Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.