Mi, 28. April 2010

Ex-Aachener im Kader

Kolumne von Sascha Theissen

Der Fußball ist wie er ist. Jedes Jahr verlassen Spieler die Alemannia und neue kommen. Leute, die zwei Jahre bleiben und dann wieder zu Ex-Aachenern werden. Bei den Trikot-Küssern dieser Welt ist das eigentlich nicht weiter tragisch, bei verdienten Spielern dagegen schon ein bisschen. Henri Heeren war so einer, Alex Klitzpera auch, Mario Krohm sowieso und Cristian Fiel ist nun so einer.


Was tun? Ich habe da eine ganz eigene Lösung! Denn jedes Jahr spiele ich wie mehrere hundertausende Fans beim KICKER-Managerspiel mit – ein wirklich feiner Zeitvertreib. Am Anfang der Saison erhält jeder Mitspieler ein virtuelles Transfer-Budget, das er auf den Kopf hauen darf. Die KICKER-Redakteure bewerten vorher im Vorbeigehen sämtliche Spieler der ersten drei Bundesligen und versehen sie mit einer Transfersumme. In der laufenden Saison gibt es dann für den Kader des Vertrauens Punkte, die sich anhand der Tor-Erfolge und der KICKER-Noten errechnen lassen. Ein äußerst beliebtes Spielchen ist das. In Liga Eins sind mittlerweile über 250.000 Fans dabei, in Liga Zwei immerhin mehr als 50.000. Ob ich in beiden Ligen eine Mannschaft am Start habe? Na – ist der Papst katholisch?


Besonders viel Spaß macht mir jedes Jahr meine Zweitliga-Truppe, in der ich grundsätzlich auf Leute setze, die irgendwann einmal bei Alemannia gespielt haben. Der Ex-Aachener-Kader ist eine hübsche Sache, denn man verliert die Jungs nicht aus den Augen. Das einzige, was mich fertig macht: Die Ex-Aachener sorgen immer dann für die meisten Punkte, wenn es gegen Aachen geht. Und da hat der Spaß ein Loch. Das begann in dieser Saison schon beim ersten Heimspiel. Zwar sorgten Marius Ebbers und Matze Lehmann an diesem Abend für einträgliche Ergebnisse meiner KICKER-Mannschaft, stürzten mich selbst aber in knietiefe Depressionen. Doch nicht genug: Auch Florian Bruns, während seiner Aachener Zeit jetzt nicht unbedingt Nationalelf-Kandidat, machte bei KICKER-Note 2 sein Tor. Genau – der Bruns aus meinem KICKER-Team.


Und so ging das munter weiter. John Jairo Mosquera traf während seines Gastspiels in Aachen keinen Möbelwagen auf drei Meter Entfernung, netzte aber bei seiner Rückkehr gleich zwei Mal – ein Mal davon drückte er die Kugel gar lässig mit der Brust über die Linie. Ähnlich ging es in der Allianz-Arena zu, als Sascha Rösler die Pille dermaßen wuchtig in unsere Maschen knallte,
dass dem armen Thorsten Stuckmann noch heute die Ohren rauschen dürften. Klar – Kollege Rösler spielt in meiner Manager-Elf und klingelt sonst regelmäßig mit Note 5 am Wochenende bei mir durch. Nicht anders verhielten sich übrigens die Herren Caillas, Brinkmann, Gunesch, Krontiris und Klitzpera, die zwar bei ihren Spielen gegen uns nicht trafen, dafür aber mittels guter KICKER-Note brillierten. Logisch, dass man die Jungs eine Woche später gegen Oberhausen getrost in der Pfeife rauchen kann. Meine einzigen Nicht-Aachener im Kader sind übrigens Mario Theißen aus Duisburg, den ich aber nur wegen seines Nachnamens holte sowie der Nigerianer Chrisantus. Der traf diese Saison für den KSC nur ein einziges Mal – gegen Aachen!


Wie auch immer - jedenfalls ist jetzt schon klar, dass ich Cristian Fiel nächste Saison per Mausklick einkaufen werde – dann Ex-Aachener. Auch wenn sein Abgang mich gerade schmerzt. Denn ein Trikot-Küsser geht da nicht.

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