Pokal-Halbfinale vor Riesen-Kulisse
Alles ist angerichtet für das nächste Endspiel am Tivoli: Im Bitburger-Pokal-Halbfinale geht es am Freitag um 19.30 Uhr gegen den 1. FC Düren. Erwartet werden etwa 26.000 Zuschauer.
Bei den Alemannia-Fans wird er mit großer Sicherheit noch sehr präsent sein, der Moment als Anton Heinz eines grauen Novembertages in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum Elfmeterpunkt schritt und den Ball voller Überzeugung in die linke Ecke jagte. Es folgte ein Jubelsturm sondergleichen, durch das unheimlich wichtige Tor zum 2:1-Endstand im Regionalliga-Spiel gegen den 1. FC Düren bissen sich die Schwarz-Gelben endgültig in der Spitzengruppe fest. Und wie sehen die Erinnerungen etwa vier Monate später beim Trainer aus? „Es ist nicht mehr ganz so frisch, weil wir auch danach zahlreiche Spiele so dramatisch gewonnen haben. Aber ich wusste natürlich, wie viel das Spiel gegen Düren den Aachenerinnen und Aachenern bedeutet“, blickt Heiner Backhaus zurück.
Beim nächsten Showdown gegen den Lokalnachbarn sieht es nicht anders aus, etwa 26.000 Fans werden zum Bitburger-Pokal-Halbfinale auf dem Tivoli erwartet. „Wir gehen fest davon aus, dass wir uns auf die Energie aus dem Umfeld verlassen können“, weiß der Coach schon längst um die Wucht von den Rängen an der Krefelder Straße. Auch das zweite Gastspiel der Dürener in Aachen in dieser Spielzeit stelle für die Elf von Carsten Wissing eine „Hürde dar, über die sie es hoffentlich nicht schaffen werden“, formuliert Backhaus mit Verweis auf die eigene Heimstärke.
So einige Hürden hat der FCD bis dato allerdings schon übersprungen, gerade wenn man auf das Viertelfinale im Pokal schaut: Dort gewann die Mannschaft von der Westkampfbahn mit 3:1 beim vermeintlichen Favoriten Fortuna Köln, nachdem die Südstädter in Person von Dominik Ernst kurz nach der Pause Gelb-Rot sahen und in Unterzahl weiter agieren mussten. Düren nutzte diese Situation unbehelligt aus und drehte den 0:1-Rückstand souverän. Und das, obwohl der Klub in der Winterpause zwei wichtige Leistungsträger verlor: Mit Kevin Goden, der zu Waldhof Mannheim wechselte, und Anas Bakhat, der bekanntlich einen Vertrag am Tivoli unterschrieb, brachen zwei Eckpfeiler weg. Sicherlich ein Grund, dass es für den kommenden Gegner im Ligabetrieb nicht mehr ganz so rund läuft – der einstige Geheimfavorit auf den Aufstieg verlor drei der letzten vier Spiele und hat bereits 17 Zähler Rückstand auf die Alemannia.
Ein Endspiel wird es dennoch mal wieder werden im Wohnzimmer der Tivoli-Kicker, allein deswegen, weil es sich um ein Ko.-Spiel handelt. „Wir haben noch nichts gewonnen und gehen Step-by-Step. Wir müssen uns jedes Mal steigern, aber ich freue mich darüber. Das ist das, was Spaß macht am Fußball“, erklärt Backhaus, der den Ex-Dürener Bakhat noch nicht mit in den Kader integrieren wird. „Das käme zu früh, da hätten wir mit Spritzen und Schmerzmitteln arbeiten müssen. Anas ist ein Juwel, das uns noch viel Freude bereiten wird“, sagt der Trainer. Auch ein weiterer ehemaliger FCD-Offensivmann muss eventuell passen, Marc Brasnic klagte zuletzt über Rückenbeschwerden. „Da müssen wir schauen, ob es reicht“, informiert Backhaus. Nach wie vor passen muss auch Nils Winter.
Die Pokalbilanz gegen die Dürener ist unterdessen ausgeglichen: Während das Halbfinale 2019 mit 2:0 in Düren gewonnen wurde, gab 2020 im Finale in Bonn eine 0:1-Niederlage. Die dritte Pokalauflage des Duells, dessen Sieger im Finale gegen den Bonner SC um den Einzug in den DFB-Pokal spielt, kann als Alternative zum Stadionbesuch wie immer im Alemannia-Liveticker verfolgt werden. Außerdem überträgt 100,5 – DAS HITRADIO per Audiostream sowie SPORTTOTAL per Livestream.
Schiedsrichter des Pokal-Halbfinales Tarik Damar aus Hürth. Seine Assistenten sind Marc Jäger und Tobias Esch.
Alemannia Aachen: Johnen – Hanraths, Rumpf, Afamefuna – Heister (105. Uzelac), Müller (89. Töpken), Pagliuca (98. Statovci), Strujic – Scepanik (115. Baum), Heinz, Bapoh (46. Willms) / Trainer: Heiner Backhaus
1. FC Düren: Theißen – Popovic, Egouli, Weber (91. Winke), Geimer – Matuschyk (106. Dulleck), Brock – Aigbekean (76. Ibishi), Harnafi (63. Clemens), Breuer – Fesenmeyer (63. Schlößer) / Trainer: Carsten Wissing
1:0 Heinz (91.), 2:0 Töpken (96.), 2:1 Hanraths (113.Eigentor)
Fesenmeyer (27.), Breuer (55.), Willms (57.), Strujic (59.), Brock (66.), Heister (81.), Clemens (90.+1), Matuschyk (104.)
3 / 4
Tarik Damar (Hürth) – Marc Jäger, Tobias Esch
25.500 (davon ca. 1.200 aus Düren)
8 Grad, Regenschauer
2:1-Sieg nach intensiven 120 Minuten gegen Düren
Finalticket gelöst! Nach wilden 120 Minuten auf dem Tivoli konnte die Alemannia das Bitburger-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Düren mit 2:1 für sich entscheiden. Ein Doppelschlag durch Anton Heinz (92.) und Thilo Töpken (96.) brachte Schwarz-Gelb auf die Siegerstraße, Düren konnte vor 25.500 Fans durch ein Eigentor von Mika Hanraths (113.) nur noch verkürzen.
Die DFB-Pokalteilnahme ist für die Alemannia zum Greifen nah! Das zweite höchst enge Heimspiel gegen Düren binnen vier Monaten sollte erneut ein positives Ende für die Mannschaft von Heiner Backhaus nehmen. „Wie so oft haben wir uns hinten raus einfach belohnt“, brachte es der Coach nach dem Abpfiff auf den Punkt. Doch einmal mehr lieferte der Lokal- und Ligarivale den Tivoli-Kickern einen immensen Fight und hätte nach dem Abpfiff des ersten Durchgangs gut und gerne mit zwei Tore führen können.
Denn die Hausherren, bei denen Uli Bapoh für Dustin Willms startete, bekamen ähnlich wie in den vergangenen Spielen zu Beginn noch nicht die nötige Präzision und Zweikampfstärke auf den Rasen und liefen dem Geschehen oft hinterher. Düren fand gut ins Spiel und versteckte sich trotz Riesen-Kulisse keineswegs. „Die erste Halbzeit nehme ich auf meine Kappe, da habe ich mich mit der Ausrichtung etwas verspekuliert“, gab Backhaus nach Abpfiff zu. In Sachen Torraumszenen hatte der FCD die Führung zunächst in Person von Simon Breuer auf dem Fuß, dieser schoss nach einem Querpass von Ismail Harnafi freistehend drüber (20.). Diese Szene war genauso durch einen Konter entstanden wie die zweite gute Gelegenheit der Gäste, bei der drei Dürener auf zwei Aachener Restverteidiger zuliefen. Schlussendlich scheiterte erneut Breuer aus kurzer Distanz am starken Marcel Johnen (37.).
Mit etwas Dusel für die Backhaus-Truppe ging es in die Pause, nach der Willms für Bapoh eingewechselt wurde. „In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt, das lief dann deutlich besser“, beobachtete der Trainer. Und tatsächlich, um die 60. Minute herum begannen die Gastgeber, ihr Spiel mehr und mehr aufzuziehen. Heinz spielte einen scharfen Ball von der Grundlinie in die Mitte, vom langen Bein des Dürener Verteidigers Mario Weber prallte die Kugel an Willms‘ Körper – knapp vorbei (62.). Dann kam Sasa Strujic nach einer Ecke völlig frei an das Spielgerät, zielte aber nur an den linken Innenpfosten (69.). Der linke Schienenspieler war es auch, der mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit DIE Möglichkeit auf dem Kopf hatte: Florian Heister flankte von rechts, der eingewechselte Töpken verlängerte auf den völlig frei einlaufenden Strujic, der unter großem Raunen der Fans knapp drüber köpfte (90.+4).
So aber verpasste die Tivoli-Elf den schon so oft zelebrierten Lucky-Punch diesmal knapp, es ging nach nervenaufreibenden 90 Minuten plus Nachspielzeit in eine ebenso nervenaufreibende Verlängerung. Und kaum hatte diese begonnen, klappte es bei der Alemannia dann auch mit dem Toreschießen. Winter-Neuzugang Töpken avancierte dabei so ein bisschen zum Matchwinner, in dem er in einem ersten Schritt zu viel Platz auf links hatte und auf den blanken Heinz flankte, der die Kugel volley ins untere Eck jagte (92.). Im zweiten Schritt nahm Töpken die Dinge selbst in die Hand, wurde ansehnlich von Lukas Scepanik in Szene gesetzt und blieb frei vor Dürens Keeper Jannick Theißen cool – das 2:0 in Minute 96. „Es ist geil, wenn du als Stürmer beim Stande von 0:0 reinkommst und weißt, dass du das Spiel entscheiden kannst“, kommentierte der Angreifer später.
Ein empfindlicher Schlag für die Mannschaft von Carsten Wissing, die die breitere Bank hatte und es sich vorwerfen musste, nicht schon in der regulären Spielzeit zum Torerfolg gekommen zu sein. Damit dies in der zweiten Hälfte der Verlängerung doch noch geschah, musste ein Alemanne nachhelfen: Kapitän Hanraths fälschte die Kugel nach einer Dürener Eckenserie und einem scharf geschossenen Flankenball unhaltbar für Johnen ins Tor ab (113.). Der Tabellenführer der Regionalliga West musste noch einmal gehörig zittern, vor allem als der hineingeworfene Patrick Dullek in der 119. Spielminute tatsächlich noch einmal frei im Sechzehner zum Abschluss kam – Johnen hielt glänzend, frenetischer Applaus der Fans. In Person von Heinz (120.+1) per Weitschuss aufs leere Tor und Töpken (120.+2) mit einem Versuch knapp über den Kasten verpasste es das Backhaus-Team dann, den Sack endgültig zuzumachen – doch das rächte sich nicht mehr. Durch den erneuten 2:1-Erfolg gegen Düren misst sich Schwarz-Gelb nun am 25. Mai im Bitburger-Pokal-Finale mit dem Mittelrheinligisten Bonner SC.